Donnerstag, 15.03.2018 14:31 von Steffen Grosshauser | Aufrufe: 887

Vor 10 Jahren kletterte der Goldpreis erstmals auf 1000 Dollar

Am 14. März 2008 knackte der Spotpreis für Gold erstmals die 1000-USD-Marke…

 

Eigentlich wurde bereits am Vortag zum ersten Mal weltweit Gold zu 1000 USD gehandelt.

 

Am 13. März 2008 – also ein Tag, bevor der Spotpreis die 1000-USD-Marke durchbrach – wechselten auf BullionVaults Handelsplattform bereits fünf Feinunzen für je eintausend Dollar den Besitzer.

 

Um 12:05 Uhr war der allererste Goldhandel der Geschichte zu einem vierstelligen Preis abgeschlossen.

 

Zwar gab es während des Chaos an den Finanzmärkten Anfang 2008 bereits kurz davor Privatanleger, die bereit waren, für ihre Flucht in das als sicherer Hafen geltende Gold mehr als 1000 USD je Feinunze zu zahlen.

 

Doch geschah es an jenem denkwürdigen Tag im März 2008 zum ersten Mal, dass es einem Privatanleger auch gelang, sein Edelmetall zu diesem Preis zu verkaufen.

 

Auf dem Großhandelsmarkt, auf dem nur ganze, gut 12kg schwere Good-Delivery-Barren gehandelt werden, kamen die Preise später an diesem Tag bis auf 0,3% an 1000 USD heran und Terminkontrakte zu fast demselben Preis folgten, bis am nächsten Morgen der Kurs dann endgültig dieses psychologische Hürde überstieg.

 

An diesem Freitag wurde auch beim Nachmittags-Goldfixing erstmals ein vierstelliger Preis für Gold festgesetzt. 

 

Und obwohl es danach 18 Monate dauern sollte, bis Gold abermals solch eine Höhe erklomm, wurde seit dem 2. Oktober 2009 nie mehr dieses Niveau unterschritten.

 

Vorhersagen von Goldbugs, dass das gelbe Edelmetall in absehbarer Zukunft auch auf eine fünfstellige Zahl klettern würde, erschienen ebenso so häufig in den Medien wie Prognosen, dass Gold wieder auf 900 USD abstürzen würde. 

 

Zumindest bis zum heutigen Tag erwiesen sich jedoch beide dieser Prophezeiungen als falsch.

 

Stattdessen konsolidierte sich Gold in den vergangenen zehn Jahren bei über 1000 USD, während gleichzeitig zwar einerseits die Fördermengen von Minen und die Verarbeitung von Altgold Rekordhöhen erreichten, andererseits jedoch auch die Nachfrage von chinesischen Privatanlegern in die Höhe schoss und Zentralbanken insgesamt zu Nettokäufern wurden.

 

„Ich bin kein Spekulant“, erklärte in dieser Woche der Pionier, der bereits vor zehn Jahren für eintausend Dollar auf BullionVaults Handelsplattform Edelmetall kaufte. „Ich bin eher ein Pessimist, der schon immer etwas Gold für den Fall eines totalen Zusammenbruchs des weltweiten Finanzsystems haben wollte.“

 

Und im März 2008 sah es zweifellos so aus, als ob jener totale Zusammenbruch unmittelbar bevorstände.

 

Tag für Tag stellte Öl neue Rekordhochs zu mehr als 100 USD je Barrel auf, der Dollar sank auf den tiefsten Stand seit mehreren Jahren, die Aktienmärkte stürzten ins Bodenlose und die weltweite Schuldenkrise uferte aus.

 

Zentralbanken pumpten riesige Mengen an Geld in die weltweiten Kapitalmärkte, vermochten es aber trotzdem nicht, die Panik und das sich ausbreitende Misstrauen unter der Bevölkerung zu stoppen.

 

Der Auslöser für den Preisanstieg

 

Am Freitag, den 14. März 2008, erhielt die durch die Hedgefonds- und Subprime-Krise in 2007 schwer angeschlagene amerikanische Investmentbank Bear Stearns eine benötigte Soforthilfe der US-Notenbank. 

 

Solch ein unbefristetes Rettungspaket vergab die Federal Reserve das letzte Mal zuvor während der Großen Depression in den 1930er Jahren.

 

Kurz gesagt stand die damals fünftgrößte Investmentbank der Vereinigten Staaten kurz vor der Insolvenz.

 

Die Fed lieh JPMorgan Chase 30 Milliarden USD, um Bear Stearns zu übernehmen, wofür die Großbank lediglich 2 USD je Aktie – gerade einmal 7% des damaligen Marktwertes – bezahlte. Durch dieses geschnürte Rettungspaket war JPMorgan folglich gegen sämtliche Verlustrisiken bis zu dieser Gesamthöhe abgesichert.

 

An diesem Wochenende senkte die Notenbank auch die Leitzinsen um 0,25% - eine Ankündigung, die in ähnlicher Weise in die Geschichte einging wie die Bekanntmachung der zweistelligen Zinssätze durch den früheren Fed-Vorsitzenden Paul Volckers in 1979 oder die Aufhebung des Goldstandards durch US-Präsident Nixon in 1971.

 

So gerechtfertigt wie die Panik in 2008 war, so verständlich mag womöglich auch die derzeitige Gelassenheit an den Finanzmärkten sein. Immerhin ist die gegenwärtige Inflation gemäßigt, das Beschäftigungswachstum boomt und die Zentralbanken sind dabei, die Zinsen zu erhöhen und gleichzeitig ihre expansive Geldpolitik zu reduzieren.

 

Auf der anderen Seite sollte man sich auch daran erinnern, wie es nach März 2008 weiterging. Die Maßnahmen der Fed und die abgewendete Insolvenz von Bear Stearns erweckten sowohl bei den Gläubiger als auch den Anlegern den Eindruck, dass die Zentralbanker alles unter Kontrolle hätten, und der Goldpreis fiel in Folge wieder unter die 1000-USD-Marke.

 

Diese vermeintliche Ruhe sollte sich jedoch bereits kurz darauf als trügerisch erweisen, was sich dann auch in der fulminanten Goldrallye widerspiegelte, die in 2011 in einem Allzeithoch von 1920 USD je Feinunze gipfelte. Im Hintergrund erlebte die Welt die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA, die Eurokrise und die gewalttätigen Ausschreitungen in England.

 

Gold tendiert zu einer positiven Entwicklung, wenn andere Vermögenswerte gleichzeitig schlecht abschneiden. Und die besten Leistungen erzielt es in der Regel dann, wenn die Leute die Illusion verlieren, dass die Regierungen und Zentralbanken alles unter Kontrolle haben.

 

Sofern man jedoch mit absoluter Gewissheit das Auftreten jeglicher Probleme und das Risiko eines anschließenden Chaos wie damals in 2008 ausschließen kann, besteht natürlich auch keine Notwendigkeit für einen Krisenschutz wie Gold…


Über den Autor

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Steffen Grosshauser ist Leiter des deutschsprachigen Marktes der Edelmetallbörse BullionVault sowie Redakteur der Gold News. Zuvor war er unter anderem für die Financial Times tätig. Mehr Informationen finden Sie unter: https://gold.bullionvault.de
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