Freitag, 25.11.2016 20:33 von Klaus Stopp | Aufrufe: 347

Schuldenerlass für Athen – ja oder nein?

Jetzt hat Portugal der Diskussion um einen Schuldenschnitt für Griechenland neue Nahrung gegeben. Die Regierung in Lissabon spricht sich für einen solchen Schritt aus und stellt sich damit gegen die deutsche Position. Portugal ist darüber hinaus der Überzeugung, dass die Euro-Länder das bereits laufende dritte Hilfspaket für Griechenland auch ohne den Internationalen Währungsfonds (IWF) stemmen könnten. Der IWF macht seine künftigen Hilfen bekanntlich davon abhängig, wie Athen bei der Schuldentilgung geholfen wird. Auch der griechische Finanzminister Euklid Tsakalotos drängt die Gläubiger dazu, einer Umschuldung seines Landes zuzustimmen. Sonst werde die beste Gelegenheit vertan, die seit sieben Jahren anhaltende Krise in Hellas zu beenden. Schließlich hatte sich auch der scheidende US-Präsident Barack Obama für einen Schuldenerlass Griechenlands stark gemacht.


Wer sich gegen einen solchen Schritt am vehementesten stemmt, ist Deutschland in Person von Finanzminister Wolfgang Schäuble. Er hat gerade zum wiederholten Male erklärt, Griechenlands Problem seien nicht die hohen Schulden, sondern die Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Daher lehnt man in Berlin einen Schuldenschnitt kategorisch ab. Schäuble weiß natürlich auch, dass eine Schuldenerleichterung für Hellas im kommenden Wahlkampf in Deutschland den Rechtspopulisten in die Hände spielen würde und die CDU entscheidende Stimmen kosten könnte.

Für Tsakalotos und seine Regierung werden die kommenden Monate nun entscheidend. Dann muss Athen seinen Geldgebern darlegen können, dass alle vereinbarten wirtschaftlichen Reformen einschließlich Verbesserungen am Arbeitsmarkt und die Privatisierungen umgesetzt worden sind. Dies wären die Voraussetzungen für Erleichterungen beim Schuldenabbau. Tsakalotos weiß, dass die Zeit drängt. Sollte bis Anfang 2017 kein Schuldenerlass erreicht werden, kann sein Land im März nicht in das EZB-Programm für den Ankauf von Anleihen aufgenommen werden. Dies, so Tsakalotos‘ Hoffnung, könnte dazu beitragen, den lang ersehnten Wirtschaftsaufschwung einzuleiten. Immerhin, für 2017 rechnet Athen mit einem Wachstum von 2,7%.



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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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