Samstag, 06.08.2016 11:26 von Klaus Stopp | Aufrufe: 557

Japans oberster Bankenaufseher warnt die Zentralbanken

Japan gilt als das Paradebeispiel, wie man mit einer Finanzkrise lange vor Europa und den USA sowie einer extremen Staatsverschuldung noch immer als kreditwürdig gilt. Doch das bedeutet nicht, dass Japan alles richtig gemacht hat und man den gleichen Weg beschreiten sollte.


Bereits Ende der 90er-Jahre waren die japanischen Banken infolge der hausgemachten Immobilienkrise gezwungen worden, ihre Bilanzen zu entgiften und dies hat sie in der globalen Finanzkrise vor großen Verlusten beschützt. Zumal eine Rückkehr zu alten Verhaltensmustern bei der Kreditvergabe in Japan nie wieder stattgefunden hat. Die Risikolust wurde auf ein Minimum reduziert und somit war dem Gewinnwachstum die Grundlage entzogen. Diesen Gedanken teilt auch der oberste Bankenaufseher Japans, Nobuchika Mori, und er warnt zugleich die anderen Zentralbanken davor, die gleichen Fehler zu begehen.

Denn in den Krisen wird stets darauf geachtet, wie man Banken mit immer neuen Kapitalanforderungen und anderen Einschränkungen widerstandsfähiger machen kann. Das ist in gewissen Zinsphasen auch sinnvoll, aber wenn wie jetzt die Zinsen teilweise unter null gesenkt wurden, dann schwächt man die Banken, weil sie bei der klassischen Kreditvergabe der Möglichkeit des Geldverdienens beraubt werden. War man vor Jahren in Japan noch stolz auf die sauberen Bilanzen der Banken, so werden die Banken nun gedrängt, mehr Risiken einzugehen und das wiederum schafft Angriffspunkte für neue Krisen.

Die Kunst der Bankenaufsicht liegt also weltweit nicht im Aufoktroyieren von Vorschriften, sondern im ausgewogenen Gestalten von Kapitalanforderungen und Risiken. Auswüchse der Vergangenheit gilt es zu vermeiden und gleichzeitig stehen die Bankenmodelle vor einem Gezeitenwechsel. Aber um Wirtschaftswachstum zu erreichen, ist jede Volkswirtschaft in gewissen Grenzen auf risikobereite Banken angewiesen. Wären die deutschen Banken nach dem Zweiten Weltkrieg mit den heutigen Vorschriften konfrontiert gewesen, so hätte es kein deutsches Wirtschaftswunder gegeben! Dem Wirtschaftswachstum muss wieder mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden und nicht dem risikolosen, margenarmen Geschäft, das keinem Beteiligten nutzt.



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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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