Freitag, 17.02.2017 09:10 von Benedikt Wachsmann | Aufrufe: 693

Edelmetalle: Risikoaversion steigt!

Die Edelmetalle um Gold und Silber konnten in den letzten Handelswochen wieder deutlich zulegen. Auch die zunehmende Wahrscheinlichkeit für eine zeitnahe Zinsanhebung des FED und ein damit einhergehend fester US-Dollar sorgten bei Gold und Silber nicht für nennenswerte Rückschläge. Dadurch wird deutlich, dass sich die Edelmetalle von der Goldentwicklung abkoppeln konnten und in den Portfolios der Anleger wieder stärker als Absicherung gefragt sind. Bei den zunehmenden politischen Fragezeichen auf beiden Seiten des Atlantiks besteht auch in den kommenden Wochen eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich insbesondere das gelbe Edelmetall gegen die Dollarstärke behaupten kann. Es kommt also eine weitere Anziehungskraft in den Markt, die Gold und Silber begünstigt: „Das Verlangen nach Sicherheit“.

 

 Woran dies deutlich wird:

In den vergangenen Wochen wurde an dieser Stelle häufiger darauf hingewiesen, dass die jeweilige Stärke oder Schwäche des Goldpreises in einem engen Zusammenhang mit der Entwicklung des US-Dollar steht. Insbesondere in der Rallyphase des Greenback kam das gelbe Edelmetall wieder stärker unter Druck und fiel im Januar auf knapp 1.125,- USD je Feinunze zurück. Der EUR/USD fiel im selben Zeitraum von 1,12 USD auf 1,05 USD zurück. Die anschließende Konsolidierungsphase des US-Dollar konnte dann auch der Goldpreis nutzen um wieder steigende Notierungen zu etablieren.


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Anfang Februar begann der US-Dollar aber wieder langsam zuzulegen, was sich durch fallende Notierungen beim EUR/USD äußerte. Konsequenterweise hätten hierbei auch die Edelmetalle wieder unter Druck kommen müssen. Diese Entwicklung blieb allerdings aus und Gold konnte trotz eines steigenden US-Dollar weiter zulegen und den übergeordneten Widerstand bei 1.240,- USD anlaufen. Erst dort kam es dann zu einer temporären Erholungsbewegung.


Dass der Marktmechanismus (steigender US-Dollar - fallender Goldpreis) hier nicht funktioniert hat zeigt deutlich, dass das gelbe Edelmetall trotz des steigenden US-Dollar bei Anlegern sehr gefragt ist. Dies ist in der Regel auf eine steigende Risikoaversion von Anlegern und Investoren zurückzuführen, da Gold allgemein hin als sicherer Hafen gilt.


Das steigende Risiko findet seine Ursache in den anstehenden Wahlen Europas. 2017 hat hier das Potenzial zu einem Schicksalsjahr zu werden. Neben Frankreich bitten auch Italien, die Niederlande und im Herbst auch Deutschland an die Wahlurne. Insbesondere die Entwicklung in Frankreich und Italien macht deutlich, dass es mal wieder Potenzial für Überraschungen gibt. Als wäre das nicht genug, geistert nun auch wieder häufiger Griechenland und die Schuldenkrise durch die Titelseiten. Dass uns das Thema wieder einholt, war zwar absehbar, da man hier lediglich Zeit erkauft hat, der Zeitpunkt ist für Europa und die arrivierten Parteien aber denkbar ungünstig.


Auch Donald Trump wird sich bis zum Frühjahr nicht auf Ankündigungen beschränken können. Vielmehr muss er in den kommenden Wochen auch Fakten schaffen, um die Erwartungen des Marktes zu erfüllen. Demnach besteht auch an dieser Front Potenzial für Enttäuschungen.


Abschließend lässt sich also festhalten, dass die Aussichten für Gold und Silber schonmal schlechter waren. Das heißt aber nicht, dass es nur bergauf gehen kann.

 Marktsituation Gold – 17. Feburaur 2017

Gold zeigte in der vergangenen Woche die angesprochene bearishe Reaktion am übergeordnete Widerstandsbereich zwischen 1.240 USD und 1.245,- USD. Dabei fiel Gold im Wochenverlauf an die 100er-EMA (gelb gestrichelt) und den damit einhergehenden Unterstützungsbereich bei 1.217,- USD zurück. Hier zeigte auch die Stellungnahme von Janet Yellen vor dem Bankenausschuss des US-Senats seine Wirkung.


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Hier kündigte Yellen an, dass eine zeitnahe Zinsanhebung angebracht wäre, sofern sich der Arbeitsmarkt und die Inflation gemäß der Erwartungen des FED entwickeln würden. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinsanhebung bei der nächsten Notenbanksitzung des FED im März stieg daraufhin auf 20 Prozent. Der US-Dollar reagierte bullish auf diese Nachrichten, während Gold kurzzeitig unter Druck geriet. Dieses Bild war aber nur temporärer Natur und Gold befindet sich derzeit in seinem nächsten Anlauf auf den übergeordneten Widerstandsbereich.


Sofern hier im zweiten Anlauf ein bulisher Ausbruch gelingt, hätte das gelbe Edelmetall mittelfristig weiteres Aufwärtspotezial bis auf 1.300,- USD. In Verbindung mit den o.g. Risiken erscheint dieses Szenario mittelfristig nicht unrealistisch. Zunächst muss aber erst der bullishe Ausbruch vollzogen werden.


Eintrüben würde sich das Chartbild hingegen, wenn Gold unter die Unterstützung bei 1.217,- USD zurückfällt. In diesem Fall stünde zunächst ein Test der 200er-EMA auf der Agenda, bevor das Tief vom 27. Januar bei 1.180,- USD als Kursziel aktiviert werden würde.Unterstützungen und Widerstände Gold:

 

Unterstützungen

Widerstände

1.232,- USD

1.245,- USD

1.220,- USD

1.250,- USD

1.217,- USD

1.260,- USD

1.207,- USD

1.272,- USD

1.180,- USD

1.285,- USD

 Marktsituation Silber – 17. Februar 2017

Auch Silber zeigte sich von der Stellungnahme Yellen´s vor dem Bankenausschuss unbeeindruckt und setzte seine Aufwärtsbewegung weiter fort. Im Gegensatz zu Gold wurde hier auch keine nennenswerte Korrektur vollzogen, sodass Silber bereits neue Kursziele auf der Oberseite aktiviert hat.


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Hierbei ist zunächst das Augusttief aus 2016 bei 18,40 USD je Feinunze zu nennen. Darüber hinaus stünde mit dem Korrekturhoch vom 10. November des vergangenen Jahres bei 19,- USD der nächste psychologische Widerstand auf der Agenda.


Trotz der derzeit intakten Aufwärtsbewegung kann eine Pullbackbewegung an die Abwärtstrendlinie bzw. die 100er-EMA und 50er-EMA nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Solange Silber aber über diesen Unterstützungen und über der Marke von 17,30 USD notiert bleibt das bullishe Chartbild erhalten.

 

 Unterstützungen und Widerstände Silber:

 

Unterstützungen

Widerstände

17,30 USD

18,15 USD

17,20 USD

18,40 USD

16,60 USD

18,65 USD

16,20 USD

19,00 USD

15,65 USD

19,70 USD

 Ausblick für Gold:

 

Nachdem Gold in der Vorwoche eine temporäre Konsoliderung auf Stundenbasis vollzog und dabei die 100er-EMA auf der Unterseite abarbeitete, erfolgte am Mittwoch und dem gestrigen Handelstag dann der bullishe Ausbruch aus der Korrekturformation.


Als nächstes steht auch in den unteren Trendstufen ein erneuter Test des Widerstandes bei 1.245,- USD auf der Agenda. Sofern dieser Widerstand bullish getriggert wird, ergibt sich über- sowie untergeordnet weiteres Kurspotenzial auf der Oberseite.


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Auf der Unterseite sollte kurzfristig die Marke bei 1.231,50 USD beachtet werden. Fällt Gold unter diese temporäre Unterstützung zurück, wäre ein Rücklauf an die kurzfristige Abwärtstrendlinie wahrscheinlich. Darunter würde dann die übergeordnete Unterstützung bei 1.220,- USD wieder in den Fokus rücken. Sollte auch diese Marke keine Stabilisierung mit sich bringen, müssten Anleger einen Ausbruch über 1.245,- USD zunächst ad acta legen.

 Ausblick für Silber:

 

Silber befindet sich Anfang Februar in einem intakten Aufwärtstrendkanal. Ober- und Unterseite wurden bereits mehrfach angelaufen und können somit als bestätigt angesehen werden. Auf der Oberseite besteht für Silber die Möglichkeit, den Bereich um 18,40 USD anzulaufen und damit die Oberseite des Trendkanals erneut zu testen. Dies deckt sich auch mit dem übergeordneten Szenario, bei dem das Augusttief aus 2016 ein entsprechendes Kursziel darstellt. In diesem Bereich müssten Anleger dann aber mit temporären Rücksetzern kalkulieren.


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Auf der Unterseite ergeben sich mehrere temporäre Unterstützungen (grün gestrichelt). Der Fokus sollte hier allerdings auf dem übergeordneten Unterstützungsbereich bei 17,30 USD liegen. Erst wenn diese Clusterzone unterschritten wird, würde sich die technische Lage auch kurzfristig deutlich verschlechtern.

 

 Gold/ Silber Ratio:

Das Gold/Silber Ratio liegt anhand der derzeitigen Kursniveaus bei 68,35 und hat damit in der vergangenen Handelswoche wieder stärker abgebaut (69,60 zuvor). Dennoch liegt anhand des Gold/Silber Ratios weiterhin eine Überbewertung zu Gunsten von Gold vor, da das Gold/Silber Ratio weiterhin über dem historischen Durchschnittswert notiert. Im Durchschnitt lag die Ratio in den vergangenen 60 Jahren bei 57,6 mit einer Standardabweichung von 17,3. Am 01. März des letzten Jahres notierte die Ratio noch bei 83 Punkten und damit 3 Punkte über dem historischen Wendepunkt von 80. Aufgrund des Gold/Silber Ratios besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass die relative Stärke von Silber aus den vergangenen Wochen beibehalten wird. Seitdem ist die Überbewertung zu Gunsten von Gold bereits stark abgebaut worden. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit für eine Fortsetzung des derzeit vorherschenden Trends höher einzustufen.


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 Platin und Palladium:

Platin hat derzeit eine ähnliche technische Ausgangssituation wie Gold. Auch hier wurde der übergeordnete Widerstand bei 1.021,- USD je Feinunze temporär angetestet, bevor sich eine bearishe Reaktion anschloss. Wie auch beil Gold war die Korrekturbewegung nur kurzfristiger Natur und Platin befindet sich derzeit ebenfalls in einem zweiten Anlauf auf den o.a. Widerstandsbereich. Die 200er-EMA wirkte sich in diesem Fall stabilisierend auf die Notierungen aus und fungierte als entsprechende Unterstützung.

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Sofern es Platin gelingt den Widerstand bei 1.021,- USD nachhaltig bullish auszuhebeln, würde auf der Oberseite die Marke bei 1.065,- USD als nächstes mittelfristiges Kursziel aktiviert werden. Darüber wäre der Bereich um 1.105,- USD als nächster Widerstand zu klassifizieren.

Unterhalb des Vorwochentiefs müssten Anleger sich zunächst auf einen Test der 50er-EMA und der 100er-EMA einstellen, bevor die Unterstützungsmarken bei 961,- USD und 948,- USD ins Visier genommen werden.

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Auch Palladium steht direkt vor dem Zwischenhoch vom 23. und 24. Januar bei 796,- USD. Wie auch bei den anderen Edelmetallen ist hier zunächst ein bullisher Ausbruch erforderlich, bevor auf der Oberseite neue Kursziele freigeschaltet werden.


Um diese Kursziele zu klassifizieren ist ein Blick auf den Wochenchart erforderlich, da diese Kursziele aus 2015 und 2014 resultieren. Diese liegen in erster Linie bei 803,- USD und bei 832,- USD. Darüber hinaus ergibt sich dann Potenzial bis an das Hoch aus 2014 bei rund 910,- USD.


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Auf der Unterseite sollte Palladium mittelfristig die Unterstützungen bei 741,- USD und 711,- USD verteidigen, da sich ansonsten weiteres Abwärtspotenzial bis an die 200er-EMA bei 685,- USD ergibt.

 

 Kupfer:

 

Kupfer gelang in der vergangenen Handelswoche ein Ausbruch aus der Seitwärtsrange auf der Oberseite. Dabei stieg Kupfer in der Spitze bis 2,815 USD, konnte dieses Kursniveau allerdings nicht verteidigen und fiel zurück auf das gestrige Tagestief bei 2,69 USD.


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Dabei bleibt allerdings abzuwarten, ob es sich hierbei um einen Fehlausbruch handelt oder Kupfer lediglich eine Pullbackbewegung an den vorherigen Widerstandsbereich vollzieht. Beide Szenarien können derzeit nicht ausgeschlossen werden.


Sollte Kupfer allerdings unter die 50er-EMA (lila) und den darunter liegenden Unterstützungsbereich zwischen 2,615 USD und 2,58 USD zurückfallen, würde sich die technische Lage deutlich eintrüben. Die Entwicklung am heutigen Handelstag sollte daher abgewartet werden, bevor eine weitere Positionierung vorgenommen wird.

 

Alle Wirtschafsdaten und Handelstermine finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

 


Über den Autor

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Benedikt Wachsmann arbeitet als Chartanalyst für RoboForex.de und veröffentlicht jede Woche sehr anschauliche Einschätzungen der aktuell beliebtesten Märkte.
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