Donnerstag, 25.02.2016 19:50 von Klaus Stopp | Aufrufe: 544

Saudis schicken Ölpreis auf Talfahrt

Saudi-Arabien hat den Ölpreis auf Talfahrt geschickt. Nachdem Ölminister Ali Al-Naimi einen baldigen Rückgang der Fördermengen ausgeschlossen hatte, waren die Kurse eingebrochen. Noch vor einer Woche hatten sich die Förderländer Russland, Saudi-Arabien, Venezuela und Katar darauf verständigt, die Produktion auf dem Niveau vom Januar einzufrieren.

Al-Naimi geht nach eigenen Worten zwar davon aus, dass sich weitere Staaten dem Vorhaben anschließen werden. Aber sein Land, Saudi-Arabien, setze nicht auf Kürzungen, weil das Vertrauen fehle. Nach seinen Äußerungen fiel der Preis für die Sorte Brent um mehr als 4% und drückte auf die Aktienmärkte.

Offenbar ist im Ringen um den Absatz von Erdöl jeder sich selbst der Nächste, worauf auch Äußerungen aus dem Iran hindeuten. Das wichtige Öl-Förderland will sich ebenfalls nicht an einer Begrenzung der Fördermenge beteiligen. Irans Ölminister Bijan Namdar Zangeneh titulierte das Einfrieren der Fördermenge als eine „unrealistische Forderung“.

Und so belauern sich die Förderstaaten gegenseitig, weil angesichts des Preisverfalls für Erdöl jeder eigentlich noch mehr als bisher würde fördern wollen. Doch bereits heute werden zwischen einer und zwei Millionen Barrel pro Tag mehr produziert als verbraucht. Zumindest teilweise dürften die Ölproduzenten die Malaise sich selbst zuzuschreiben haben, weil sie durch höhere Fördermengen mit der Fracking-Industrie einen unliebsamen Konkurrenten aus dem Markt drängen wollten. Der Ölpreisverfall könnte die Budgets der Förderstaaten nun so stark unter Druck setzen, dass sie weniger Güter von den Industrieländern nachfragen und so auch zu einer weltweiten Konjunkturabkühlung beitragen würden. Aus diesem Grund bleiben die Börsen derzeit im Banne der Ölpreisentwicklung.

Indessen bringen die niedrigen Ölpreise auch Banken in Bedrängnis. So gilt die Rückzahlung eines Teils der an Ölfirmen vergebenen Kredite als unwahrscheinlich, weshalb die US-Großbank JP Morgan ihre Risikoreserven deutlich aufgestockt hat. 500 Mio. USD will das Institut im 1. Quartal 2016 zusätzlich zurücklegen. JP Morgan hatte bereits Ende 2015 für faule Kredite in der Öl- und Gasbranche 815 Mio. USD zurückgelegt. Wie groß das Risiko der Branche ist, macht eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte klar, der zufolge annähernd fast einem Drittel der Ölfirmen in den USA die Insolvenz droht.

 

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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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