Mittwoch, 21.02.2018 17:50 von Thomas Grüner | Aufrufe: 591

Grüner Fisher: "Werden Korrekturen wirklich immer heftiger?"

Zahlenspiele & Faktencheck

Hilfe, Korrektur! Wenn die Volatilität zuschlägt, prasseln negative Schlagzeilen von allen Seiten auf die Anleger ein. Möglichst große Zahlen, mit einem dicken Minus versehen, ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Es gilt, diese vermeintlich großen Zahlen in den korrekten Kontext zu setzen.

DAX und Dow stürzen ab!

Gefährliche Spekulationsprodukte auf Volatilität, Marktmanipulationen oder doch „nur“ Inflationsängste? Die Ursachenforschung für die jüngste Korrektur läuft medial auf vollen Touren. Für die passende Schlagzeile sorgte sowieso der „schlimmste Absturz innerhalb eines Tages“ im Dow Jones. Rechnet man die Veränderung in Punkten und nicht in Prozent - einer der Kardinalsfehler - so ist die große Krise natürlich schnell herbeizitiert. Am 5. Februar verlor der Dow Jones im Tagesverlauf bis zu 1.597 Punkte, um den Börsentag dann mit -4,6 Prozent zu beenden. Im Oktober 1987 verlor der Dow Jones nur 508 Punkte, was zum damaligen Indexstand aber einen tatsächlich historischen Rekordverlust von -22,6 Prozent bedeutete.

In der jüngsten Korrektur verlor der DAX in zwölf Handelstagen über 1.500 Punkte! Erschreckende Schlagzeilen, auf diesem Niveau jedoch im Bereich der natürlichen Schwankungsbreite. Wann immer man mit vermeintlich großen Zahlen konfrontiert wird - Punkte in einem Aktienindex, Höhe der Verschuldung, Schadensbilanz nach einer Naturkatastrophe - ist es empfehlenswert, diese Zahlen ins prozentuale Verhältnis zu setzen. Je größer die Zahl, desto leichter geht ansonsten das „Gefühl“ für die rationale Perspektive verloren.

Nachrechnen lohnt sich immer

Durch den rapiden Anstieg der Volatilität gerieten einige Produkte, die sich entgegengesetzt zum Volatilitätsindex VIX bewegen, in akute Schieflage. Innerhalb einer Woche wurde in den beiden größten Produkten dieser Art 3,7 Milliarden US-Dollar „verbrannt“. Neben dem generellen Verdacht einer Marktmanipulation lag es nahe, diese Schieflage als einen der Auslöser für die heftige Korrektur zu identifizieren. Allerdings beträgt die Marktkapitalisierung eines S&P 500-Unternehmens im Median rund 22,5 Milliarden US-Dollar, der gesamte Index hatte am 31. Januar ein Gewicht von 25,3 Billionen US-Dollar. Die „gefährlichen“ VIX-Produkte stellten somit nur einen Anteil von 0,015 Prozent des US-Markts und es erscheint wenig rational, die Korrekturbewegung isoliert daran festmachen zu wollen.

Mehr Volatilität voraus

Mittlerweile haben sich die Märkte nach dem ersten Schockmoment im Februar wieder etwas stabilisiert. Es ist jedoch davon auszugehen, dass das Börsenjahr 2018 weitere Volatilität mit sich bringen wird. In Korrekturen sind vor allem die psychologischen Effekte nicht zu unterschätzen. Kurse können urplötzlich einbrechen, viele Anleger suchen verzweifelt nach einer unmittelbaren Begründung, Medien befeuern den Crash-Hype - scharfe Korrekturen definieren sich am Ende auch dadurch, dass eben viele Anleger den Markt in dieser Phase verlassen. Diesen rein psychologisch getriebenen und nicht fundamental begründeten Effekten weicht man am besten dadurch aus, dass man die Weltwirtschaft als großes Ganzes interpretiert und Ereignisse und Marktbewegungen immer in vernünftige Verhältnisse setzt.

Fazit

Irgendwann wird es auch der DAX an einem Tag schaffen, 1.000 Punkte zu verlieren. Medien werden dieses Ereignis mit furchterregenden Schlagzeilen „feiern“. Vernünftige Anleger sollten dieses Mediengetöse schlicht ignorieren und in Ruhe nachrechnen.

Die Kapitalmarktprognose für 2018 von Grüner Fisher Investments ist fertiggestellt. Sie können sich diese detaillierte Studie jetzt unter www.gruener-fisher.de kostenlos anfordern.

 


Über den Autor

RSS-Feed


Grüner Fisher Investments
Thomas Grüner ist Firmengründer und Vice Chairman der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments GmbH. Seine oft dem allgemeinen Marktkonsens entgegen stehenden Prognosen sorgten schon mehrfach für großes Aufsehen. In den letzten Jahren hat er - teils gemeinsam mit Kenneth L. Fisher, dem Gründer von Fisher Investments - zahlreiche Beiträge und Kolumnen in diversen Finanzmagazinen, Zeitungen und Finanz-Websites veröffentlicht. Die zusammen mit Ken Fisher weiterentwickelten Research- und Prognosetechniken sind Basis des innovativen Investmentansatzes von Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter http://www.gruener-fisher.de.
Werbung

Mehr Nachrichten kostenlos abonnieren

E-Mail-Adresse
Benachrichtigungen von ARIVA.DE
(Mit der Bestellung akzeptierst du die Datenschutzhinweise)

Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.