Dienstag, 20.06.2017 14:48 von Markus Bußler | Aufrufe: 1414

Gold: Sehen Sie den Wald vor lauter Bäumen noch?

Gibt es eigentlich irgendeine Anlageklasse, die ähnlich empfänglich für Mythen, Märchen und Legenden ist wie Gold? Ich denke nicht. Es vergeht kein Monat in dem nicht die Hälfte der Goldanleger wegen irgendetwas beunruhigt oder erfreut ist. Angefangen von der Angst über steigende Zinsen bis hin zur Vorfreude darauf, dass die Commercials und ihre Shorts diesmal gegrillt werden. Dabei zeigt meist schon ein Blick in die Vergangenheit: Die Aufregung und Vorfreude ist meist umsonst.

Das Zinsgespenst spuckt seit Monaten in den Köpfen der Analysten und damit auch der Anleger. Steigende Zinsen – die müssen den Goldpreis belasten. Schließlich wirft Gold keine Zinsen ab und wird angesichts steigender Zinsen damit noch unattraktiver. Logisch! Und weil es so logisch klingt, muss man es auch nicht hinterfragen. Aber warten Sie: Was genau geschah, als die Fed die Zinsen im Dezember 2015 angehoben hat? Richtig, Gold legte eine riesige Rallye auf das Parkett gelegt. Und was geschah, als die Zinsen im Dezember 2016 gestiegen sind? Gold stieg. Und jetzt? Nach dem jüngsten Zinsschritt? Gold konsolidiert! Verwirrend?

Viel Rauch um Nichts

Wenn also Gold zweimal nach einem Zinsschritt steigt und einmal konsolidiert – was sagt uns das? Richtig! Nicht wirklich viel. Und wenn man einen Blick in die Vergangenheit wirft, dann wird man ein ähnlich uneinheitliches Muster nach den Zinsschritten der Fed sehen. Wäre es dann nicht logisch, in Erwägung zu ziehen, dass die Zinsentscheidungen der US-Notenbank weit weniger Einfluss auf den Goldpreis haben als alle annehmen?

Müsste die These, dass Gold bei steigenden Zinsen fällt nicht umgekehrt heißen, dass Gold bei fallenden Zinsen steigt? Doch wann genau fand der große Goldbärenmarkt statt? Von 2011 bis 2015 – ausgerechnet in einer Zeit fallender Zinsen, in einer Zeit von 0 Zinsen, in einer Zeit von negativen Zinsen. Das wiederum stellt doch die gesamte Argumentationskette von vielen Analysten auf den Kopf. Das Thema können wir dann gerne unter dem Punkt „Viel Rauch um Nichts“ abhaken.

Es gibt weit mehr Mythen und Legenden rund um den Goldpreis, die einer genaueren Prüfung nicht einmal im Ansatz Stand halten. An dieser Stelle werde ich in den kommenden Monaten sicherlich immer wieder darauf zurückkommen. Grundsätzlich sollten Sie sich aber immer eines vor Augen führen: Nur weil alle Welt behauptet, dass irgendetwas bei Gold oder Silber passieren muss, falls dies oder jenes geschieht, muss das noch lange nicht heißen, dass dies auch wirklich der Fall ist. Im Gegenteil: Häufig geschieht das Gegenteil von dem, was die Mehrheit erwartet.

 


Über den Autor

RSS-Feed


DER AKTIONÄR
Seit 2008 schreibt Edelmetall-Experte Markus Bußler für das Wirtschaftsmagazin DER AKTIONÄR. In der Sendung „Bußlers Goldgrube“ spricht er regelmäßig über die Trends im Gold- und Silbersektor. Seine Top Picks gibt er wöchentlich im Börsenbrief Goldfolio bekannt und empfiehlt mit welchen Aktien der Sektor geschlagen werden kann. Mehr zum Goldfolio Report unter www.goldfolio.de
Werbung

Mehr Nachrichten kostenlos abonnieren

E-Mail-Adresse
Benachrichtigungen von ARIVA.DE
(Mit der Bestellung akzeptierst du die Datenschutzhinweise)

Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.