Donnerstag, 17.04.2014 14:49 von Oliver Bossmann | Aufrufe: 1129

EUR/USD-Sentimentanalyse: Was machen die FX Marktteilnehmer?

Beim Trading kann es hilfreich sein, zu schauen, wie sich andere FX Marktteilnehmer positionieren oder welche Meinung vorherrscht. Es gibt viele verschiedene Sentimentindikatoren da draußen, die ein Trader hierfür heranziehen kann. Um den verschiedenen Marktteilnehmergruppen am FX Markt gerecht zu werden, wagen wir einen Blick auf den Privatanleger, die Großspekulanten und die Meinung von bekannten FX Analysten.

 

Die Privatanleger

 

Der Chart 1 zeigt im oberen Teil den Kursverlauf des EUR/USD und im unteren Teil die Positionierung der Privatanleger. Auf der rechten Skala sieht man, wieviele Konten Long oder Short positioniert sind. Auf den ersten Blick könnte man das Verhalten der Privatanleger als konträr bezeichnen. Es läßt sich gut erkennen, dass wenn sich der Kurs des EUR/USD stark bewegt, die Privatanleger relativ früh mit ihren Positionen auf die Gegenseite der Trendrichtung springen. Für unsere Analyse könnte dies bedeuten, dass ein Sentimentwechsel in der Gruppe der Privatanleger ein interessanter Einstiegszeitpunkt in Trendrichtung sein könnte. Momentan sehen wir im Chart 1, dass die Mehrheit der Privatanleger die Aufwärtsbewegung des EUR/USD in den letzten zwei Wochen geshortet hat. Aus technischer Sicht befindet sich der EUR/USD in einem intakten mittelfristigen Aufwärtstrend. Wenn man den Privatanlegern einen sehr kurzfristigen Tradingstil unterstellt und diese Gruppe als Kontraindikator heranzieht, dann könnte die aktuelle Positionierung der FX Retail Investoren eine Bestätigung des kurzfristigen Aufwärtsmomentums sein, auch wenn die Zahl der Shortpositionen in dieser Marktteilnehmergruppe in den letzten Stunden gefallen ist. Erst wenn das Sentiment wechselt könnte mit einem kurzfristigen Trendwechsel gerechnet werden.

 

Chart 1: FX Retail Sentiment – Positionierung der Privatanlager


Die Big Player

 

Der Chart 2 direkt darunter beäugt die großen Spekulanten, deren Positionierung einmal pro Woche von der U.S. Commodity Futures Trading Commission (CFTC) in Form des „Commitment of Traders“-Report (COT) veröffentlicht wird. Wir können im unteren Teil des Charts anhand der grünen Linie sehen, ob und in welchen Schritten die großen Spekulanten ihre Positionen in eine bestimmte Richtung ausbauen oder abbauen. Die Positionierung bezieht sich auf die in US-amerikanischen Futures Kontrakten eingenommene Netto Positionierung. Der Verlauf der grünen Linie verrät dem Betrachter also, ob die Profis ihre Positionen in eine bestimmte Richtung ausbauen oder abbauen. Nun wird dieser Gruppe oftmals ein Trendfolgeverhalten unterstellt. Da der COT-Report im Wochenturnus veröffentlicht wird, könnte man diesen Report als mittelfristige Trendbestätigung interpretieren. Im unteren Teil des Chart 2 erkennen wir, dass die großen Spekulanten in den letzten Wochen ihre Long Positionen langsam abbauen. Somit könnte, wenn man unterstellt, dass das große Geld den Markt bewegt, der mittelfristige Aufwärtstrend langsam an sein Ende kommen.

 

Chart 2: Commitment of Traders Report – Positionierung der großen Spekulanten

Die FX Analysten

 

Als letztes könnte man nun noch die Ansichten der FX Analysten heranziehen. Die Devisenmarktexperten begründen ihre Marktmeinung oft anhand eines Mix aus fundamentaler und charttechnischer Analyse. Schaut man sich in Tabelle 1 die aggregierte bzw. zusammengefasste Meinung dieser Gruppe in der letzten Zeile der Tabelle an, dann kann man erkennen, dass hier ein mittelfristiger Abwärtstrend vorausgesagt wird, während kurzfristig eine neutrale Haltung eingenommen wird.

 

Fazit

 

Ein Fazit könnte also sein, dass das kurzfristige Aufwärtsmomentum den EUR/USD-Kurs noch weiter in Richtung 1,40 USD tragen könnte. Jedoch zeigt sich auch anhand der Sentimentanalyse, dass auf mittelfristige Sicht an dem Aufwärtstrend gezweifelt werden kann. Das Signal für einen Trendwechsel könnte ein dynamischer Bruch der wichtigen Unterstützungszone im Bereich um 1,3650 USD bis 1,36 USD sein. In diesem Bereich verläuft momentan die untere Begrenzung des aus charttechnischer Sicht intakten mittelfristigen Aufwärtstrends. Ein weiteres Signal könnte in diesem Zusammenhang ein starker Abbau der Netto-Long Positionen der großen Spekulanten sein.   


Tabelle 1: FX Analystenumfrage – Einschätzung von Analysten und Tradern


Über den Autor

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ETX Capital
Oliver Bossmann ist bei ETX Capital als Markt-
analyst tätig. Er arbeitet seit über zehn Jahren in der Finanzbranche und hat sich während dieser Zeit auf den Bereich CFD und FX Trading spezialisiert. Zuletzt war er bei dem amerikanischen Forex-Broker FXCM als Markt-
analyst angestellt und leitete den Unternehmens-
bereich FXCM Research in Deutschland. Bis 2009 verwaltete er als Head of Trading beim Broker FX Flat private und institut-
ionelle Kundengelder in Form eines Managed Accounts.
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