Genie oder Größenwahn? Wie Elon Musk die Welt verändert

„Elon Musk – Tesla, Paypal, SpaceX“ von Ashlee Vance – eine Buchrezension von Sarah Ben Slama

Er gilt als einer der größten Visionäre unserer Zeit: Elon Musk. Der Verkauf der von ihm gegründeten Internetfirmen machten den heute 45-jährigen zu einem der reichsten Unternehmer der Welt. Mit dem online-Bezahlsystem Paypal hat er seinerzeit einen gänzlich neuen Markt erschlossen. Eine traditionelle Branche, die Autoindustrie, könnte er mit Tesla umkrempeln: Musk will Elektrofahrzeuge aus der Nische holen und massentauglich machen. Zumindest das weltweite Interesse an den ersten Modellen ist groß. Spektakulär ist auch Musks Weltraumunternehmen SpaceX, das langfristig günstige bemannte Raumfahrten ermöglichen will. Wer ist dieser Mann, dem scheinbar kein Plan zu abwegig erscheint? Dieser Frage geht Ashlee Vance in einer 2015 erschienenen Biographie nach.

Über den Autor: Ashlee Vance ist Wirtschaftsjournalist. Der in Südafrika geborene und in den USA aufgewachsene Autor schrieb unter anderem für die New York Times und Bloomberg Business Week. Vor allem Technologiethemen finden sein Interesse. Die Biografie von Elon Musk machte ihn einer weltweiten Leserschaft bekannt.

Erkenntnisgewinn: Das Buch steigt direkt mit einem Interview von Vance mit Elon Musk ein. Darin erkennt man bereits die Autorität Musks, der die Kontrolle über seine Biografie an sich reißen will. Immer wieder wird in dem Buch erwähnt, wie besessen und ehrgeizig Musk ist. In dem ersten Interview stellt Musk bereits die Bedingung, die Biografie vor Veröffentlichung zu prüfen, und fordert, selbst an dem Buch editieren zu dürfen.

Dass Musk verrückte (oder doch geniale?) Ideen hervorbringt, ist bekannt. Die Herleitung der Ideen und der strategische und doch chaotische Prozess bis hin zur Durchführung sind in Vance Erzählung sehr spannend zu verfolgen. Der Werdegang und die Ziele werden so präzise und verständlich erzählt, dass man selbst die Lust bekommt, Unternehmer zu werden und etwas eigenes auf die Beine zu stellen. Elon Musk ist der Beweis für "Nichts ist unmöglich", solange man das Ziel nicht aus den Augen verliert, fest daran glaubt und hart dafür arbeitet.

Dabei kommt die menschliche Seite nicht zu kurz. Hinter die Fassade eines so erfolgreichen Unternehmers zu blicken, macht ihn zu einem normalen Menschen mit normalen Macken, der durchaus böse, aber auch liebenswert sein kann. Selbst in den Passagen, in dem Musk als Geschäftsführer und Ehemann nicht gut weg kommt, kann man zum Teil noch mit ihm sympathisieren, weil man seine Ideen und Ziele kennt und schätzt.

Praxisrelevanz: Als Unternehmer darf man sich Elon Musk gerne als Beispiel nehmen, der unter anderem von der wahnwitzigen Idee der "Besiedlung des Mars'" überzeugt ist und bis heute ein großes Firmen-Imperium erschaffen hat. Die Schattenseiten des Werdegangs und die Fehlversuche kommen in der Biografie meiner Meinung nach aber zu kurz. Scheitern gehört zum Unternehmertum, vor allem bei Technologieprojekten. Daraus die richtigen Lehren zu ziehen und wieder aufzustehen macht erfolgreiche Unternehmer aus. Ein bisschen mehr darüber, wie Musk in diesem Punkt „tickt“, hätte dem Buch gut getan.

Besonders hervorgehoben werden die Risikobereitschaft, die Fähigkeit von Musk, sich durchzusetzen und sich von allen zu trennen, was ihm im Weg steht. Darunter leidet sein privates Leben als Ehemann und Familienvater. Ein hoher Preis, den sicher nicht alle Leser zu zahlen bereit wären.

Lesegenuss: Das Buch ist bisweilen durchaus sehr spannend geschrieben. Durch die vielen Einzelheiten und die Entwicklungspfade gewinnt man einen Eindruck der Persönlichkeit einer prominenten Person. Musks Wissbegierde und sein Ehrgeiz werden klar herausgearbeitet und sind wirklich interessant zu beobachten. An einigen Stellen fand ich das Buch aber zu langatmig. In den Ausführungen zu SpaceX beispielsweise geht es es sehr in die technischen Details. Die Beschreibung der einzelnen Bauteile waren mir zu viel an geballter Information. Das störte den Lesefluss und Lesegenuss. Wer eher technisch interessiert ist als an der Psychologie und Persönlichkeit von Musk, wird dies vielleicht anders sehen.