Der Liberalismus prämiert das Einzigartige und produziert eine affektgeladene, gegenwartsbezogene „Gesellschaft der Singularitäten“. Der Soziologe Andreas Reckwitz kartographiert die Spätmoderne - und ihre Krise.
An Beschreibungen der Moderne mangelt es nicht. Sie wird von Soziologen gern auf die die Begriffe der „Rationalisierung“ (Max Weber) und „Individualisierung“ (Ulrich Beck) gebracht - zwei Worte, die im journalistischen Gebrauch zu Allgemeinplätzen geronnen sind, aber den Vorteil haben, dass sie eine ganze Reihe von Phänomenen umfassen. Einerseits die Standardisierung von Produktionsprozessen, die Formalisierung des Rechtssprechung oder die Bürokratisierung von Institutionen zum Beispiel. Andererseits die Pluralisierung der Lebensstile, die Liberalisierung der Gesellschaften oder die Ludifizierung der Welt.
Es ist daher auch kein Wunder, dass „Rationalisierung“ und „Individualisierung“ noch immer die Doppel-Matrix bilden, in die all die Bindestrich-Gesellschaften eingepasst werden, die Soziolgen in den vergangenen Jahrzehnten ersonnen haben: etwa die Arbeits-, Freizeit-, Erlebnis-, Risiko-, Angst-, Informations- und Multioptionsgesellschaft.
Natürlich hat es nicht an Versuchen gemangelt, die Moderne mit alternativen Meta-Theorien auf einen Oberbegriff zu bringen. Karl Marx erklärte die durch „Kapitalakkumulation“ in Gang gesetzte Industrialisierung, genauer: die dynamische Funktionslogik der Fabrikation von Mehrwert durch das Ausbeuten von Rohstoffen und Menschen zur Zentralfaktizität der Neuzeit. Niklas Luhmann griff Überlegungen zur Arbeitsteilung (Émile Durkheim) auf, um seine Theorie der funktionalen Ausdifferenzierung westlicher Gesellschaften (in Systeme der Wirtschaft, Politik, Massenmedien, Kultur) zu entwickeln. Zuletzt versuchte Hartmut Rosa, „Rationalisierung“, „Individualisierung“ und „Ausdifferenzierung“ unter Berufung auf Karl Marx und Max Weber als Epiphänomene von „Beschleunigung“ zu deuten.
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