Ein eskalierender Syrienkrieg, unkontrollierbare Flüchtlingswellen, eine angeschlagene Weltwirtschaft: Die bisherige Ordnung, wie wir sie kennen, löst sich auf. An ihre Stelle tritt eines: Ungewissheit. Ein Essay.
Karl-Ludwig Kley lässt sich für gewöhnlich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Der scheidende Chef des Pharmakonzerns Merck ist ein ebenso gelassener wie besonnener Mensch. Sein seröses Äußeres – graues Jackett, hohe Stirn – unterstreichen sein Image als eine Stimme der Vernunft. Fast zehn Jahre lang hat der 64-Jährige mit ruhiger Hand das älteste Pharmaunternehmen der Welt gelenkt – ein Unternehmen, das heute 70.000 Mitarbeiter in mehr als 60 Ländern beschäftigt.
Doch wer mit den Manager über die derzeitige Weltlage spricht, lernt einen anderen Kley kennen. Seine Gesichtszüge werden härter, seine Stimme besorgter. „So viele Krisen wie heute gab es zuletzt in meiner Jugend“, sagt er. Seine Jugend, das war jene Zeit, als der Zweite Weltkrieg noch sehr nahe schien, der Korea-Krieg gerade begann, und die Kuba-Krise schon in Sichtweite schien.
Kley ist in der Zeit des Kalten Krieges aufgewachsen. Seine Kindheit war geprägt von der Teilung Europas, des weltweiten Ost-West-Konflikts und der nuklearen Bedrohung. Und doch schuf die gegenseitige Abschreckung damals so etwas wie Stabilität – das Gleichgewicht des Schreckens, wie es damals hieß. Heute ist das anders: Die Welt wankt, gerät aus den Fugen, die bisherige Ordnung löst sich auf. „Mit unseren bisherigen Strukturen bekommen wir die vielen Krisen nicht in den Griff“, warnt der Merck-Chef. „Wir haben es mit grenzenlosen Krisen, rücksichtslosen Störenfrieden und hilflosen Ordnungshütern zu tun“, sagt auch Wolfgang Ischinger, der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, die heute in der bayerischen Landeshauptstadt beginnt. Zahlreiche Krisenmanager aus Politik und Wirtschaft versammeln sich dort, um über die geopolitische Lage zu sprechen.
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