BERLIN (dpa-AFX) - Die deutsche Wirtschaft betrachtet die Verzögerungen bei den wichtigen Strom-Autobahnen von Nord nach Süd und absehbare Kostensteigerungen bei der Energiewende mit Sorge. Der schleppende Netzausbau sei ein "echtes Problem", sagte Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben, der "Passauer Neuen Presse" (Mittwoch) mit Blick auf die 2022 geplante Abschaltung der letzten Atomkraftwerke.
"Selbst wenn es gelingt, trotz des langsamen Netzausbaus die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, bleibt die Frage: Zu welchen Kosten?", so Wansleben. "Bereits im letzten Jahr haben uns fehlende Netze eine Milliarde Euro gekostet. Die Kosten werden weiter davongaloppieren, je weniger Netzausbau und Neubau von Wind- und Solaranlagen zueinander passen." Wichtigste Aufgabe bleibe daher, den Netzausbau entschieden voranzutreiben.
"Die hohe Kostenbelastung und die Unsicherheit über die künftige Kostenentwicklung sind ein wesentlicher Grund dafür, dass in vielen Bereichen der Industrie wenig investiert wird", fügte Wansleben hinzu und verwies auf steigende Netzentgelte gerade für die Industrie oder die Ökostromumlage. "Folge ist eine schleichende Abkehr vom Standort Deutschland."
Am Dienstag war bekannt geworden, dass der Bau großer Leitungen, die Windstrom aus Norddeutschland in den Süden transportieren sollen, nach Einschätzung der Bundesnetzagentur bis 2025 dauert und damit bis zu drei Jahre länger als bislang veranschlagt. Grund ist der Vorrang von Erdkabeln gegenüber Überlandleitungen./kr/DP/zb
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