Flüchtlinge an der österreichischen Grenze (Symbolbild).
Dienstag, 16.12.2014 16:40 von | Aufrufe: 6012

Rückführung von Goldreserven: Welcher Staat handelt als nächstes?

Flüchtlinge an der österreichischen Grenze (Symbolbild). © vichinterlang / iStock Editorial / Getty Images Plus / Getty Images http://www.gettyimages.de/

Nachdem die Ukraine im November mehr als ein Drittel ihrer Goldreserven veräußern musste, berichten Medien nun auch über Goldverkäufe Russlands. Die Niederlande hingegen hat im Stillen ihre Goldreserven aus den USA wieder ins eigene Land verlagert – ein Schritt, der nun auch in Österreich und Belgien erwogen wird.


Goldreservennb - Die militärischen Auseinandersetzungen im Osten der Ukraine drohten das Land 2014 in eine Staatspleite zu stürzen. Im Verlauf des Jahres verlor die Landeswährung im Vergleich zum Dollar mehr als 80 Prozent an Wert. Das wirtschaftlich schwer angeschlagene Land verkaufte daraufhin über 14 Tonnen Gold, um die fällig werdenden Staatsanleihen und Gasrechnungen an Russland begleichen zu können. Mit 26 Tonnen Gold befindet sich der Edelmetall-Bestand Medienberichten zufolge auf dem niedrigsten Stand seit 2008.


Russland mit riesigen Goldreserven

Russland hingegen hat sich in den letzten zehn Jahren aktiv darum bemüht, seine Gold-Bestände zu verzehnfachen. Im Jahr 2013 wurden die Goldreserven um 77,5 Tonnen aufgefüllt. Dieses Jahr vermehrte Russland seinen Besitz zunächst um 115 Tonnen Gold. Darüber hinaus wurde die eigene Goldproduktion hochgefahren und von Januar bis September 2014 über 217 Tonnen Gold in Russland erwirtschaftet. Jetzt musste Staatsoberhaupt Wladimir Putin die Strategie des Goldeinkaufs allerdings ändern.


Goldverkauf soll die Talfahrt des Rubels beenden

Monatelang schon steht die russische Währung unter Druck. Im Vergleich zum Euro hat der Rubel seit Anfang des Jahres mehr als 50 Prozent seines Wertes verloren. Grund dieser Abwertung sind einerseits die westlichen Wirtschaftssanktionen, die dazu beitragen sollen, die Konflikte mit der Ukraine zu schlichten. Hinzu kommt der fallende Ölpreis, der Russlands Export-Einnahmen sinken lässt. Die Abwärtsbewegung des Rubels führte nun dazu, dass es zu einer massiven Kapitalflucht der Anleger am Aktienmarkt kam. Der Leitindex RTS fiel in der vergangenen Woche um drei Prozent auf 800,38 Punkte. Um die Talfahrt des Rubels aufzuhalten, hat sich die russische Regierung nun dafür entschieden, einen Teil ihres Goldbestandes zu verkaufen. Nach eigenen Angaben habe die russische Zentralbank in der letzten Woche Gold im Wert von 4,3 Milliarden Dollar am internationalen Markt verkauft. Das sind die ersten Verkäufe Russlands der letzten zehn Jahre. Nach Zahlen des World Gold Council verfügte Russland im August 2014 noch über 1094,7 Tonnen Gold und befand sich damit auf Platz sechs der Weltrangliste. Vier Plätze unter Deutschland, das mit 3384,2 Tonnen Gold auf Platz zwei hinter der USA rangiert.


Deutsche Goldreserven im Ausland

Ein Großteil des Edelmetalls lagert generell nicht im eigenen Land, sondern in den großen Finanzzentren wie unter anderem New York, London oder Paris. Fast zwei Drittel der deutschen Goldbestände beispielsweise befinden sich im Ausland – zum Missfallen vieler Deutscher, die fordern, das Gold wieder ins eigene Land umzuschichten. So sollen bis 2020 die Hälfte aller deutschen Goldreserven auch wieder in Deutschland aufbewahrt werden.


Niederlande führt Goldreserven ins eigene Land zurück

Die Niederlande hat bereits in den letzten Monaten in absoluter Geheimhaltung ihr Gold aus den USA abgezogen. Ende November gab die Niederlande bekannt insgesamt 122,5 Tonnen Gold aus den Tresoren der New Yorker Nationalbank Federal Reserve abgezogen zu haben. Insgesamt besitzt Holland 612,5 Tonnen Gold (Stand August 2014). Nur 70 Tonnen lagerten vor dieser Aktion in der Heimat. 110 Tonnen des Edelmetalls befinden sich in London, 122,5 Tonnen in Kanada und 312 Tonnen in den USA. Nach der Rückführung sind sowohl in den USA als auch in den Niederlanden 189,5 Tonnen des niederländischen Goldbestandes. Ziel dieser Umschichtung ist es, das Vertrauen der Bevölkerung wieder zu erhöhen. In Ländern wie Holland, Deutschland, der Schweiz oder Österreich, deren Währung gegenüber anderen Ländern als langfristig stabil gilt, wächst seit der Finanzkrise die Forderung, die Goldreserven nicht mehr zu einem Großteil im Ausland, sondern im Heimatland, zu lagern.


Rechnungshof rät Österreich zur Streuung der Reserven

Auch Österreich will als nächstes seine Goldreserven wieder nach Wien verlagern. Der österreichische Rechnungshof rät in einem Prüfungsbericht der Österreichischen Nationalbank zu einer besseren Streuung der Lagerorte. Insgesamt verfügt Österreich über 280 Tonnen Gold, wovon lediglich 17 Prozent im eigenen Land gelagert werden. Rund 80 Prozent des Bestandes liegen in London. Die restlichen drei Prozent befinden sich in der Schweiz.


Auch Belgien prüft die Möglichkeiten einer Rückführung

Diese Gold-Rückführung scheint zum allgemeinen Trend zu werden. Auch Luc Coene, der Gouverneur der belgischen Zentralbank, bestätigt, dass derzeit die Möglichkeit einer Umlagerung des heimischen Goldes nach Belgien geprüft werde. Zur Zeit verfügt Belgien über 227,4 Tonnen Gold, wovon der größte Teil auch in den Tresoren Londons aufbewahrt wird.


Nur ein Fünftel des weltweiten Goldbestandes liegt bei den Notenbanken

Goldbestand
Wie viel der Goldbestände insgesamt weltweit betrachtet noch vorhanden sind, wird unter Experten kontrovers diskutiert. Laut einigen Berechnungen zufolge sind von dem jemals geförderten Gold noch rund 90 Prozent, d.h. 0,15 Millionen Tonnen Gold, erhalten geblieben. Die Höhe der Bestände ist für die Bewertung der Ressourcen von großer Wichtigkeit. Der weltweite Goldbestand entfällt lediglich zu einem Fünftel auf Notenbanken. Rund die Hälfte des Goldes hingegen liegt in Form von Schmuck vor, eineinhalb Zehntel in Barren und Münzen sowie ein Zehntel in Kunstgegenständen. Da das Edelmetall den Notenbanken hauptsächlich als Währungsreserve dient, die in Krisenfällen kurzfristig verkauft oder beliehen werden kann, wollen viele Staaten ihre Bestände in ihren eigenen Tresoren wissen. Auch das in Frankfurt gelagerte Gold baut das Vertrauen in die Stabilität des Euros weiter auf.

Bilder: © Goldbestände - goldsilbershop.de; © Goldbarren - Oleksiy Mark / Shutterstock.com


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