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Donnerstag, 31.01.2013 17:12 von | Aufrufe: 336

ROUNDUP: Mehr Frührentner mit finanziellen Einbußen - Rekordstand

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BERLIN (dpa-AFX) - In Deutschland sind noch nie so viele Menschen vorzeitig mit Abschlägen in Rente gegangen wie im Jahr 2011. Von den knapp 700.000 Neurentnern bekam knapp die Hälfte - fast 337.000 - nicht das volle Ruhegeld. Im Jahr 2002 waren es erst 248.000. Männer nahmen für den Vorruhestand Abschläge von im Schnitt 107,40 Euro in Kauf, bei Männern und Frauen zusammen liegt der Abschlag bei 109,15 Euro. Das geht aus Zahlen der Deutschen Rentenversicherung hervor, über die zuerst die "Süddeutsche Zeitung" (Donnerstag) berichtete.

Der Anteil der Frührentner an allen Neurentnern kletterte binnen Jahresfrist von 47,5 auf 48,2 Prozent. 2005 waren es erst 41,2 Prozent gewesen. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sieht in der gestiegenen Zahl Licht und Schatten. Es zeige sich darin einmal eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen. Zum anderen werde deutlich, dass Beschäftigte früher ausscheiden, "weil es nicht mehr geht", sagte die Ministerin am Donnerstag in Berlin. Scheinbar könne es sich der große Teil aber leisten, frühzeitiger in Rente zu gehen. "Etwa wenn der Partner die volle Rente hat und das gesamte Haushaltseinkommen reicht."

Die Frührentner, die Abschläge in Kauf nehmen, kamen aus allen Branchen. In 23 von 39 ausgewählten Berufsgruppen lag der Anteil der neuen Ruheständler mit weniger Geld bei mehr als 60 Prozent. 71,5 Prozent der Glasmacher und Keramiker mussten Abschläge in Kauf nehmen, bei Beschäftigten der Chemiebranche waren es 71,4 Prozent, im Gesundheitswesen 64,1 Prozent. Dies geht aus der dpa vorliegenden Daten der Rentenversicherung und des Bundesarbeitsministeriums hervor, die der Rentenexperte der Linkspartei, Matthias W. Birkwald, angefragt hatte.

Die Frühruheständler erhielten im Schnitt 811 Euro Rente, sie schieden 36,25 Monate früher als gesetzlich vorgesehen aus dem Berufsleben aus. Der Anteil der Frauen mit Rentenabschlägen stieg von 36,1 auf 51,7 Prozent im Jahr 2011. Das Renteneintrittsalter lag 2011 im Schnitt bei 63,5 Jahren, im Jahr 2000 bei 62,3 Jahren. Über die Gründe der Frühverrentung gebe es keine gesicherten Erkenntnisse, hieß es bei der Rentenversicherung.

Damit bleibt offen, wer gezwungenermaßen und wer freiwillig vorzeitig die Arbeit quittiert. Viele waren vorher krank oder arbeitslos. Andere stehen finanziell so gut da, dass sie sich den vorzeitigen Abschied aus dem Arbeitsleben leisten können. Die Statistik zeigt, dass die Frührentner im Schnitt besser als der Durchschnitt verdient haben. Viele haben auch ausreichend geerbt.

SPD-Chef Sigmar Gabriel forderte erneut flexiblere Übergänge in die Rente. "Gerade Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen schaffen es oft nicht, auch nur bis 65 durchzuhalten." Das Konzept der SPD dazu liege auf dem Tisch. Die schwarz-gelbe Koalition hingegen sei nicht einmal zu einem Minimalkonsens fähig.

Für DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach ist die Tatsache, dass es fast die Hälfte der Beschäftigten nicht bis 65 Jahren im Job schafft, "ein deutlicher Beleg dafür, dass die Arbeitsbelastungen viel zu hoch sind und die Rente mit 67 unerreichbar ist". Das gesetzliche Renteneintrittsalter wird derzeit schrittweise bis auf 67 Jahre angehoben. Unfreiwillige Abschläge müssen all jene hinnehmen, die nicht bis zur neuen Altersgrenze arbeiten können.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist die Beschäftigungsquote der 60- bis 64-Jährigen auf zuletzt 29,3 Prozent gestiegen. Allerdings hatten von den 64-Jährigen im Juni 2012 nur 14,2 Prozent einen Job, ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Die Arbeitslosenquote der über Sechzigjährigen liegt mit 8,3 Prozent über dem Durchschnitt./vs/DP/hbr


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