Portfolio-Übersicht auf einem Tablet (Symbolbild).
Donnerstag, 27.11.2014 15:50 von | Aufrufe: 13328

Anleihen-Fonds – eine sinnvolle Anlageform in Zeiten des Niedrigzins?

Portfolio-Übersicht auf einem Tablet (Symbolbild). pixabay.com

Für Privatanleger, die ihr Vermögen risikoarm aber gewinnbringend investieren wollen, ist die aktuelle Marktsituation verzwickt. Aufgrund der historisch niedrigen Zinsen sind Anlageformen wie Tagesgeld oder Festgeld für Privatanleger derzeit wenig attraktiv. Anleihen-Fonds, insbesondere Anleihen-ETFs, können in diesen Zeiten eine echte Alternative sein. Doch aufgepasst: Bei langfristig kontinuierlich steigenden Anleihezinsen birgt diese Anlageform auch Risiken.

EZB Leitzinsnb - Der europäische Leitzins befindet sich nach wie vor auf einem historischen Tiefstand von 0,05 Prozent. Zu diesem Satz können sich Banken bei der Europäischen Zentralbank Geld leihen. Damit sind Kredite so günstig wie noch nie geworden. Durch diese Bedingungen will EZB-Chef Mario Draghi Unternehmen und Privatpersonen zu mehr Investitionen animieren. Ziel Draghis ist es so, die Wirtschaft anzukurbeln. Der bisherige Erfolg dieser Maßnahme bleibt umstritten. In vielen europäischen Mitgliedsstaaten ist das Wirtschaftswachstum weiterhin niedrig, die Arbeitslosigkeit hingegen hoch. Auch die Inflation der Währungsunion befindet sich immer noch auf einem niedrigen Niveau.


Amerika: Fed stellt Anleihenkäufe ein

Ein baldiges Ende der Niedrigzinszeiten, zumindest in Amerika, lässt sich aus der Tatsache schließen, dass die US-Notenbank Fed jüngst ihre Anleihenkäufe in Milliardenhöhe eingestellt hat. Begonnen hatte die Fed mit den Einkäufen im Herbst 2012, um den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft neu zu beleben. Laut Medienberichten will die Zentralbank den Leitzins nur noch für eine absehbare Zeit nahe Null halten. Die Frage nach dem genauen Zeitpunkt ist allerdings auch nach der letzten Fed-Sitzung Ende Oktober weiterhin ungeklärt. Sollte sich der Arbeitsmarkt binnen kurzer Zeit erholen oder die Inflation schlagartig steigen, könnte die Erhöhung der Zinsen schneller als erwartet eintreten. Sollten der Arbeitsmarkt und die Inflation jedoch stagnieren, bliebe der Zinssatz höchstwahrscheinlich noch über einen längeren Zeitraum auf dem Rekordtief. Denn auch wenn die gute Entwicklung des amerikanischen Arbeitsmarkts von den US-Notenbankern positiv aufgenommen wurde, bereiteten die fallenden Ölpreise wiederum Sorgen um einen zu langsamen Anstieg der Inflation.


Europa: EZB schiebt Zinswende weiter auf

EZB-Chef Mario Draghi hingegen kündigt noch weitere unkonventionelle Maßnahmen an, um die Konjunktur wieder anzutreiben. Welche geldpolitischen Instrumente Draghi auch weiterhin plant, um dieses Ziel zu erreichen - vor allem Sparer leiden unter der derzeitigen Entwicklung des Leitzins, der mittelfristig betrachtet in Europa weiterhin niedrig bleibt.

Bei der Frage, wie Anleger ihr Vermögen vermehren können, ohne ein großes Risiko einzugehen, sind sich Finanzratgeber größtenteils einig: Anstatt das Ersparte auf Tagesgeldkonten und Sparbüchern anzusammeln und kaum Zinsen zu kassieren, sollte es lieber in Aktien oder Fonds angelegt werden.


Fonds und ETFs als Alternative zu Fest- und Tagesgeldkonten

Der Vorteil von Fonds gegenüber Aktien ist, dass der Anleger nicht nur in einen Wert investiert sondern sein Risiko auf mehrere Werte streut. So kann ein Aktienwert Verluste einfahren, andere Werte eines Fonds diese Verluste aber wieder ausgleichen. Dies ist für den Anleger bei Aktien nur bedingt möglich, indem er in seinem Depot sein Risiko ebenso streut durch die Investition in verschiede Aktienwerte. Allerdings benötigt er dafür ein viel höhereres Grundkapital als bei einem Fonds.

Neben den klassisch aktiv gemanagten Fonds gibt es auch noch eine kostengünstigere Art der Fonds: ETFs. Die Exchange Trade Funds (ETFs) sind Investmentfonds, die die Entwicklung eines Indizes wie beispielsweise den DAX nachbilden. Das bedeutet einfach ausgedrückt, dass sobald beispielsweise der DAX vier Prozent zulegt, auch der entsprechende Fond vier Prozent Gewinn einfährt. Das Grundprinzip der Exchange Trade Funds ist recht simpel – die Auswahl ist dennoch enorm. Für fast jeden Index gibt es auch den entsprechenden Indexfonds. Die Produktpalette umfasst dabei nicht nur die Haupt-Indizes wie den DAX und den EuroStoxx 50, sondern ebenso Länder-, Immobilien-, Anleihen- oder auch Rohstoff-Indizes. Bis auf wenige Ausnahmen kann man sein Anlageziel also statt mit einem aktiv gemanagten Fonds auch mit einem ETF abbilden. Aktiv gemanagte Fonds lohnen sich also nur bei einer Rendite, die deutlich über der eines vergleichbaren ETFs liegt, da bei Fonds deutlich höhere Kosten durch den Fondsmanager hinzukommen.


Anleihen-ETFs in Niedrigzinszeiten

Anleihen-FondsGerade angesichts niedriger Zinsen und der unsicheren Aktienmärkte verzeichneten Anleihen-ETFs in letzter Zeit milliardenhohe Zuwächse. Mit den Anleihen-ETFs haben Anleger die Möglichkeit, an der Entwicklung eines Anleihen-Index teilzuhaben. Die zugrunde liegenden Indizes sind zwar weniger bekannt, bieten aber eine maximale Streuung bei einem geringen Kapitaleinsatz. Bei den Anleihen-ETFs kann man sowohl auf Staats- als auch Unternehmensanleihen setzen. Der iBoxx Sovereigns Eurozone bildet beispielsweise den Staatsanleihemarkt des europäischen Raums nach. Enthalten sind dabei nur Staatsanleihen, die auch als investitionswürdig eingestuft werden – so sind die Anleihen aus Griechenland oder Portugal beispielsweise nicht im Index enthalten. Diese Anlageform ist in Zeiten niedriger Zinsen besonders beliebt. Denn da in Niedrigzinszeiten die neu auf den Markt kommenden Anleihen natürlich ebenfalls niedrig verzinst werden, profitiert man umso mehr von älteren, besser verzinsten Anleihen, die sich im Fonds befinden. So konnten europäische Anleihefonds im letzten Jahr durchschnittlich rund elf Prozent Rendite einfahren.


Auswirkung steigender Zinsen auf Anleihen-Fonds

Langfristig betrachtet steigen die Zinsen allerdings wieder, was vielen Anlegern Grund zur Sorge bereitet. Denndie Kurse der Anleihen-Fonds verlaufen entgegengesetzt zu der Zinsentwicklung. Das heißt, fallende Zinsen lassen die Anleihen-Kurse in die Höhe gehen – werden die Zinsen allerdings angehoben, sinken die Anleihen-Kurse und bringen Verluste mit sich. Steigen die Zinsen beispielsweise um ein Prozent, könnte das Verluste in Höhe von ungefähr fünf Prozent nach sich ziehen. Die Verluste sind allerdings nur vorübergehend, d.h. solange die Zinsen emporklettern. Halten sie ihr Zinsniveau, können die Verluste durch laufende Erträge teilweise wieder ausgeglichen werden. Somit waren Einbußen bei langfristig laufenden Fonds bisher in der Regel moderat. Bei einem derart tiefen Zinsniveau, wie es zur Zeit vorherrscht, könnte es allerdings zu höheren Verlusten als üblich kommen, wenn die Zinsen rapide anschwellen. Ob und wann dieser Fall eintritt, oder ob die Zinsen auf einem niedrigen Niveau verharren – darüber herrscht Uneinigkeit bei den Experten. Mit dem Kauf von kurzläufigeren Papieren kann man derzeit eventuell steigenden Zinsen auf jeden Fall entgegenwirken und befindet sich damit auf der sicheren Seite. Hier würde sich also das Investment in einen aktiv gemanagten Fonds lohnen, bei dem der Fondsmanger die Möglichkeit hat, dies umzusetzen. Bei passiven ETFs muss die vorübergehenden Kursverluste hingegen in Kauf nehmen.


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