Profilieren - Die Art sich selbst zu täuschen
Wenn man Minderwertigkeitsgefühle durch Geltungsdrang kompensiert
Betrachtet man heutzutage die Lage der Menschen, wird schnell klar - jeder ist sich praktisch selbst der Nächste. Schon die Evolutionsgeschichte lässt uns keinen Zweifel daran offen, denn der Erhaltungstrieb des Menschen ist darauf gepolt, seine Selbsterhaltung zu sichern, in dem er u.a. Handlungen (auch selbstlos erscheinende) stets nur dann ausübt, wenn auch er selbst einen Vorteil daraus ziehen kann. So ist das Löblichste aller Arten dieser Erscheinung (ob nun auf materieller – aber besser noch auf zwischenmenschlicher Ebene gesehen) die Unterstützung, doch nur lediglich eine Handlung, die unserem Gegenüber primär erst einmal Wohlwollen entgegenbringt. Im Gegenzug aber, wird dem Ausführenden im Augenblick des „Gebens“ dennoch unbewusst eine Art „gebraucht werden“ vermittelt, was wiederrum auf die Befriedigung des Selbstwerts schlägt und somit zurück zu führen ist.
Aber alles halb so schlimm, denn es ist ja schließlich keine Schande, sich etwas Gutes zu tun – zumindest solange das Wohl des jeweilig Anderen auch gewährleistet ist. Denn wenn dies nicht der Fall ist - wenn der Mensch nur sein eigenes Fortkommen im Auge hat, gehört Profilieren in unserer heutigen Zeit zu dem meist gewählten „Ausweg“. Ausweg in diesem Sinne, da es lediglich ein Selbsttäuscher ist. Hier nicht zu verwechseln mit Selbstläufer, wobei dies noch nicht mal abwegig erscheint. Denn der sich Profilierende ist sich seiner Miesere häufig gar nicht bewusst; in seiner eingeschränkten Sicht auf Rechtschaffenheit und Respekt, wiegt er sein eigenes Selbstwertgefühl eben nur auf, in dem er die missliche Situation seines Gegenübers abwertet. Dabei gelingt demjenigen im Grunde nur die damit verbundene, abwegige Umsetzung, den eigenen Wert aufzuwiegen um die Lage des anderen praktisch auszunutzen. Damit übersieht er aber die Gefahr, dass er sich zwar auf kurze Sicht berufend „aufbaut“ – auf längerfristige Sicht gesehen hingegen aber nur selbst schadet. Infolgedessen erschafft er sich im Grunde ja nur ein „Schein-Selbstwert“, womit er sich durch diese Vergleiche lediglich nur abhängig des jeweilig Anderen gegenüber macht.
Aus diesem Grund steht Selbstverwirklichung gegen die imaginäre(!) Macht über dem Anderen zu „stehen“ – obwohl dieses scheinbare Gefühl „überschwänglicher Erhabenheit“ nur auf eins zurück zu führen ist - schlicht und ergreifend der Aspekt “sich selbst zu täuschen“, sich selbst hinters Licht führen, weil anscheinend die Annahme, man wäre überlegen, Selbstwert suggeriert wo nun mal keiner ist!
Denn Selbstwert erschafft man nun mal nicht aus Profilierung, sondern aus dem zuverlässigen und wohlwollenden Umgang mit sich selbst -und anderen, aus Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Wertschätzung der geschafften Zielen, so klein sie auch sein mögen.
Somit entsteht Selbstverwirklichung mit dem Blick „über den Tellerrand“, denn wie hier soeben erläutert - darunter scheint ja wohl nicht viel zu SEIN…!
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