Angefangen hat diese gelebte Nordex-Intransparenz Anfang Februar zu den Vorabzahlen fürs Gesamtjahr 2015, denn ohne irgendwelche Kommentare hat Nordex ein Q4-Ergebnis mit einer richtig miesen EBIT-Marge von 3,2% vorgelegt und damit lag das 2015er EPS bei gerade mal 0,65 €. Danach ging es dann mit dem Kurs richtig runter von 29 auf 23 € binnen 2, 3 Wochen Warum, wieso die Q4-EBITmarge so schwach war null Kommentar. Man konnte es zwar erahnen, dass die leidige Rotorblattgeschichte der Hauptgrund für die miese Q4-EBITmarge war.
Das war der erste große Faupax von Nordex in diesem Jahr. Zumal ja Nordex rund um diese unsegliche Rotorblattgeschichte fast ein Staatsgeheimnis macht. Nicht mal aus dem 2015er Geschäftsbericht kann man herauslesen welche Rücklagen für den Austausch der rd. 120 fehlerhaften Rotorblätter gebildet wurden. Irgendwo um die 40 Mio. € waren es. Aber genaueres weiß man bis heute noch nicht. Das Thema Rotorblattaustausch geht aber mittlerweile dem Ende entgegen, denn es werden aktuell wohl die letzten fehlerhaften Rotorblätter ausgetauscht wie z.B. im bayrischen Windpark "Maßbach".
Den Abschuss hat aber Nordex dann im Arpil bei der 2015er Bilanzpressekonfernz abgeschossen als man eine lächerlcihe EBITA-Margenguidance von mindestens 7,5% herausgab. Auch hier wieder alles völlig kommentarlos warum eine solch niedrige EBITAmarge abgegeben wurde. Hier kam dann auch die größte Unsicherheit auf, denn ab diesem Zeitpunkt konnte man Nordex überhaupt nicht mehr einschätzen und dann kam auch logischerweise größere Skepis bezüglich der Acciona-Übernahme auf. Danach ging es dann innerhalb weniger Börsentage von 27 auf 23 € runter.
Es gab dann noch kleiner gelebte Intransparenzen seitens Nordex wie z.B. die dreiwöcchige Verschiebung der Q1-Zahlen oder aufeinmal war der Acciona-Auftragsbestand deutlich geringer als vorher angegeben wurde.
Alles in allem hat Nordex bis Ende Juli zum Q2 Conference Call ein miserables Bild bei der Außenkommunikation abgegeben und wie miserabel das Nordex-Bild war kann man am total miesen Kursverlauf seit Bekanntgabe der 2015er Vorabazahlen gut ablesen.
Warum Nordex monatelang so schlecht mit dem Kapitalmarkt kommuniziert hat ist mir ein völlig Rätsel. Vielleicht dachte man bei Nordex, dass man über den neu in Auftrag gegebenen Researcher Otto Sydler die Außenkommunikation ausreichend ist. Was aber definitiv ein ganz großer Trugschluss seitens des Nordex-Management war. Kann ja nicht sein, dass sich das Nordex-Management total bedeckt hält und nur über einen Researcher für etwas Transparenz sorgen lässt. So ganz lässt sich dann der Kapitalmarkt dann doch nicht verarschen.
Zu den Q2-Zahlen kam dann aber wohl die Erleuchtung bei Nordex, dass man nun doch weitaus transparenter agieren muss wie die letzten 8 Monate. Jetzt ist auch wieder richtig Transparenz drin. So weiß man seit Ende Juli, dass die direkten Übernahmekosten bei 20 Mio. € liegen sollen (1.Hj.: 6 Mio. €/2. Hj.: 14 Mio. €), dass Acciona nur im 1. Hj. richtig geschwächelt hat, aber im 2. Hj. einen sehr guten Umsatz generieren wird (1. Hj.: 366 Mio. €/2. Hj.: ca. 630 Mio. €) oder dass die jährliche Acciona-Kaupreisallaktion bei 40 Mio. € liegen soll.
Hoffen wir mal, dass Nordex diese neue Transparenz auch so weiter pflegt, denn verstecken muss sich Nordex nun wirklich nicht, wenn ich mir die exzellente Projektpipeline z.B. von Acciona anschaue (dieser Acciona-Zukauf war meines Erachtens absolut top, auch wenn in diesem Jahr dieser Zukauf dann doch deutlich belastet hat) oder wenn ich sehe welch großen Profitabiltätssprung Nordex Stand Alone in Q2 machte mit einer EBITA-Marge von guten 11%. Damit sind zum erstenmal die Umsatzskaleneffekte im Nordex-Ergebnis richtig angekommen und das war dann schon mehr als positiv. Die Bruttomarge war ja bei Nordex schon immer recht gut.
Es kann sein, dass das Nordex-Management vielleicht durch die Acciona-Übernahme ein wenig überfordert war ein paar Monate lang. Jedenfalls war der Halbjahresumsatz von Acciona sehr schwach was man bei Nordex so wohl nicht erwartet hat, die Jahresumsatzguidance wurde/musste präzisiert aufgrund offensichtlichen Projektverschiebungen in Brasilien (man konnte das auch als kleine Umsatzwarnung zu den Q2-Zahlen interpretieren), die Brasilinienaufträge im Acciona-Auftragsbestand sind nicht währungsgehedgt was bei Nordex nie der Fall ist und der zu Q1 gemeldete Acciona-Auftragsbestand wurde/musste in Q2 halbiert werden (Q1 Acciona-Auftragsbestand: 1,2 Mrd. € - Q2 Acciona-Auftragsbestand nur noch 700 Mio. €), weil Nordex ganz strenge Kriterien beim Auftragsbestand hat (z.B. Anzahlung, vollständige Genehimngung des Projektes), die es so bei Acciona wohl nicht gab. So hatte z.B. Acciona 2 Südafrika-Projekte im Auftragsbestand obwohl zu diesen zwei großen Windparks noch keine Stromabanhmeverträge mit dem staatlichen Energieversorger Escom abgeschlossen wurden wie es auch noch kein Finance Clousure zu den 2 Projekten gibt. Wenn sich das also anschaut, dann könnte es also durchaus auch sein, dass das Nordex-Management dann doch ein paar Monate überfordert war durch die Übernahme und deshalb die Außenkommunikation so extrem schlecht war wie sie war.
Im Grunde genommen ist es jetzt aber ohnehin egal warum und wieso Nordex so schlecht kommuniziert hat, denn es sieht so aus als ob Nordex nun wirklich wieder die Transparenz an den Tag legt die es für einen Aktionär braucht um das Unternehmen einschätzen zu können und die für einen Shareholder Value steht. Hoffen wir mal, dass Nordex diese Weg auch weiter geht, denn verstecken muss sich Nordex nun wahrlich nicht auch nicht mit Acciona, denn Acciona wird den Nordex-Aktionären noch sehr viel Freude machen, wenn ich mir dessen super Pipeline anschaue aus Südafrika, aus Mexiko, aus Australien oder den USA.