Im Mittelalter fuhren Piratenschiffe die deutschen Flüsse hoch, durchbrachen die Stadtmauern der Hansestädte, töteten die Bürger und raubten deren Gold.
Heute kommen die US-Investmentbänker mit dem Flugzeug. Sie fliegen in Brüssel ein, tragen keine Schwerter und keine Feuerwaffen, sondern einen Koffer. Dieser Koffer ist physisch fast leer. Er enthält allerdings eine große Urkunde, auf die in großen goldenen Lettern das Wort "US-Reputation" gedruckt ist. Dieses Papier öffnete ihnen alle Türen. Diese Bänker müssen daher in Brüssel keine Mauern durchbrechen, sondern ihnen wird sogar ein langer roter Teppich ausgerollt. Am Ende dieses Teppichs steht ein Schreibtisch.
Am Schreibtisch angelangt, führen die Bänker Gespräche über Firmenübernahmen. Sie wollen große europäische Firmen übernehmen, das Geld dafür jedoch nicht in Dollar bezahlen, sondern in Euro auf den Tisch legen. Da die Bänker in Amerika viele Dollars auf ihrem Konto haben, vertraut man ihnen und gibt ihnen Kredit. Sie geben nun im Namen ihrer US-Klienten (darunter Coca-Cola) Anleihen heraus, die in Euro ausgestellt sind. Diese Euroanleihen-Emission begründen sie damit, dass man, wenn man in Europa Firmen aufkaufen will, am besten auch mit Euro bezahlt, dann gäbe es keine Währungsrisiken.
Kurz darauf werden diese Euro-denominierten Anleihen herausgegeben und auf dem freien Bondmarkt angeboten. Dort gibt es leider nicht allzuviele Interessenten für Coca-Cola-Anleihen in Euro. Aber zum Glück gibt es ja Mario Draghi von der EZB, der gerade Euro-QE durchgewunken hat: Draghi will bis 2016 für ingesamt über 1000 Milliarden Euro "europäische" Staatsanleihen aufkaufen (mit aus dünner Luft geschöpftem Geld), um "der hiesigen Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen". Leider fragt die hiesigen Wirtschaft kaum Kredite nach, da sich Europas Wirtschaft in einer Rezession (in den EMU-Problemstaaten sogar fast in einer Depression) befindet. In dieser misslichen Lage ist Draghi hocherfreut, dass zumindest Coca-Cola Kredite anfragt - indirekt, indem Coca-Cola die neuen firmeneigenen Euro-Bonds herausgibt. Draghi kauft die ganze Tranche auf, und das gedruckte Geld fließt an Coca-Cola.
Die Bänker von Coca-Cola nehmen dieses Geld nun, um den in Deutschland marktführenden Getränkehersteller "Frankensprudel GmbH" aufzukaufen. Die Firma gehört nach der Übernahme Coca-Cola. Doch Coca-Cola hat effektiv kaum eigenes Geld für den Kauf auf den Tisch gelegt. US-Anwälte werden künftig scharf darüber wachen, dass an den neuen Eigentumsverhältnissen - unabhängig von etwaigen politischen Entwicklungen oder gar Unruhen - nicht gerüttelt wird. Dabei soll auch TTIP helfen, das den Amerikanern "Rechtssicherheit" bringt.
Nachdem die Frankensprudel GmbH auf diesem Weg von Coca-Cola "vereinnahmt" wurde, ist das nächste Ziel der Bänker, die Schulden ihres Klienten Coca-Cola aus der Welt zu schaffen. Das ist möglich, weil der Kauf ja in Euro abgeschlossen wurde. Wenn es den Bänkern gelänge, den Außenwert des Euro stark zu senken, z. B. auf 25 US-Cents, dann hätte Coca-Cola bei der Übernahme von Frankensprudel rückwirkend ca. 80 % Preiserlass - in Dollar gerechnet - erhalten.
Das Geschäft wird für Coca-Cola also erst richtig lohnend, wenn der Außenwert des Euro möglichst stark dezimiert wird. Wieder daheim in New York telefonieren die Bänker mit ihren Politikfreunden in Washington - in der US-Regierung und bei der Notenbank Fed - dass sie "dringend Hilfe" benötigen.
Eine Woche später ruft Obama bei Hollende an und bittet ihn, Griechenland "unbedingt" zu retten, sonst sei die Nato gefährdet. Ökonom Krugmann, der die Interessen der US-Regierung (und von Coca-Cola) vertritt, schreibt in der New York Times einen Leitartikel, dass eine Fortsetzung der Sparpolitik in Griechenland das Land in eine tiefe Depression stürzen würde und verweist - geschichtsklitternd - auf die Brüning'sche Sparpolitik von 1930-32.
Statt "eisern" und ruinös zu sparen, sollen die Griechen also Hilfsgelder aus der Eurozone erhalten. Das ist zwar, sofern es sich nicht um Kredite handelt, die per Maastricht verbotene Transferunion. Aber man sehe sich doch bitteschön das Riesenelend in Griechenland an. Das Ergebnis der bisherigen Sparpolitik sind
hungernde Rentner vor leeren Geldautomaten, weinende Alleinerziehende vor leeren Supermarktregalen, die Straßen voller Siechender, weil die Krankenhäuser geschlossen sind.
Die linke Syriza-Regierung applaudiert lautstark den Krugman-Plänen. Das ist genau das, was sie selber will - sich dem "entwürdigenden" neoliberalen Diktat aus Brüssel, das eine Transferunion verbietet, standhaft widersetzen. Varoufakis avanciert in diesem Schaukampf zum neuen Popstar. Europa Linke applaudiert ebenfalls und ruft - von Lissabon bis Helsinki: "Nieder mit der Völkerrechtsverletzung durch die Troika! Schluss mit der erniedrigenden Fremdbestimmung."
Kurz darauf meldet sich auch noch der IWF und sagt, er habe ausgerechnet, dass die griechische Staatsverschuldung "nicht tragfähig" sei. Ein Großteil der Schulden müsse den Griechen erlassen werden. Wieder applaudiert Syriza, aber im Hintergrund (von Europa aus kaum hörbar) auch die Bänker in New York.
Im Sommer 2016 wird der IWF ausrechnen, dass auch Italien, Spanien und Portugal ein Großteil der Altschulden erlassen werden muss, weil auch in diesen Ländern die "Schuldentragfähigkeit" nicht mehr gewährleistet sei. In der Zwischenzeit haben Draghi (via Euro-QE) und die Rettungsschirme bereits für viele Hundert Milliarden Euro PIIGS-Staatsanleihen aufgekauft. Der EZB bleibt angesichts des Massenelends, das inzwischen inzwischen ganz Südeuropa befallen hat, leider nichts anderes übrig, als "schweren Herzens" auf ihre Rückforderungen zu verzichten. Nun hat die EZB zwei faule Billionen in der Bilanz und muss von Europas Steuerzahlern ausgebailt werden. Es gibt Riesenproteste in den Nordländern bis rauf zu Finnland. Die Finnen treten als erste freiwillig aus der Eurozone aus. Kurz danach auch die Holländer.
Der Euro geht im Devisenmarkt in den freien Fall über. Er fällt unter die Parität und bald auch unter das Allzeittief von 0,82, das EUR/USD zuletzt Ende 2000 erreicht hatte. Nach Durchschlagen dieser Marke stürzt der Eurokurs "mangels charttechnischer Unterstützung" ins Bodenlose. Erst bei 0,25 finden sich überraschend massenhaft Käufer.
Diese Käufer sind die Bänker, die nun im Auftrag von Coca-Cola die billigen Euros "einsammeln". Wenn die Schatulle hinreichend gefüllt ist, kündigt Coca-Cola die 2015 begebene Euro-Anleihe und zahlt die Käufer aus. Die Käufer erhalten zwar einen Euro pro geliehenene Euro (= volle Auszahlung) aber der Euro ist nun nur noch 25 US-Cents wert. Die Übernahme der Frankensprudel GmBH gab es rückwirkend - in Dollar gerechnet - mit 80 % Rabatt.
Über diese zig Umwege wurde der deutsche Goldschatz (Frankensprudel) rechtlich nach Amerika transferiert, ohne dass in Europa auch nur ein Tropfen Blut floss. Das ist historisch ein Riesenfortschritt im Vergleich zu den Seeräuber-Attacken auf Hansestädte im hohen Mittelalter.
Autor: Anti Lemming
Heute kommen die US-Investmentbänker mit dem Flugzeug. Sie fliegen in Brüssel ein, tragen keine Schwerter und keine Feuerwaffen, sondern einen Koffer. Dieser Koffer ist physisch fast leer. Er enthält allerdings eine große Urkunde, auf die in großen goldenen Lettern das Wort "US-Reputation" gedruckt ist. Dieses Papier öffnete ihnen alle Türen. Diese Bänker müssen daher in Brüssel keine Mauern durchbrechen, sondern ihnen wird sogar ein langer roter Teppich ausgerollt. Am Ende dieses Teppichs steht ein Schreibtisch.
Am Schreibtisch angelangt, führen die Bänker Gespräche über Firmenübernahmen. Sie wollen große europäische Firmen übernehmen, das Geld dafür jedoch nicht in Dollar bezahlen, sondern in Euro auf den Tisch legen. Da die Bänker in Amerika viele Dollars auf ihrem Konto haben, vertraut man ihnen und gibt ihnen Kredit. Sie geben nun im Namen ihrer US-Klienten (darunter Coca-Cola) Anleihen heraus, die in Euro ausgestellt sind. Diese Euroanleihen-Emission begründen sie damit, dass man, wenn man in Europa Firmen aufkaufen will, am besten auch mit Euro bezahlt, dann gäbe es keine Währungsrisiken.
Kurz darauf werden diese Euro-denominierten Anleihen herausgegeben und auf dem freien Bondmarkt angeboten. Dort gibt es leider nicht allzuviele Interessenten für Coca-Cola-Anleihen in Euro. Aber zum Glück gibt es ja Mario Draghi von der EZB, der gerade Euro-QE durchgewunken hat: Draghi will bis 2016 für ingesamt über 1000 Milliarden Euro "europäische" Staatsanleihen aufkaufen (mit aus dünner Luft geschöpftem Geld), um "der hiesigen Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen". Leider fragt die hiesigen Wirtschaft kaum Kredite nach, da sich Europas Wirtschaft in einer Rezession (in den EMU-Problemstaaten sogar fast in einer Depression) befindet. In dieser misslichen Lage ist Draghi hocherfreut, dass zumindest Coca-Cola Kredite anfragt - indirekt, indem Coca-Cola die neuen firmeneigenen Euro-Bonds herausgibt. Draghi kauft die ganze Tranche auf, und das gedruckte Geld fließt an Coca-Cola.
Die Bänker von Coca-Cola nehmen dieses Geld nun, um den in Deutschland marktführenden Getränkehersteller "Frankensprudel GmbH" aufzukaufen. Die Firma gehört nach der Übernahme Coca-Cola. Doch Coca-Cola hat effektiv kaum eigenes Geld für den Kauf auf den Tisch gelegt. US-Anwälte werden künftig scharf darüber wachen, dass an den neuen Eigentumsverhältnissen - unabhängig von etwaigen politischen Entwicklungen oder gar Unruhen - nicht gerüttelt wird. Dabei soll auch TTIP helfen, das den Amerikanern "Rechtssicherheit" bringt.
Nachdem die Frankensprudel GmbH auf diesem Weg von Coca-Cola "vereinnahmt" wurde, ist das nächste Ziel der Bänker, die Schulden ihres Klienten Coca-Cola aus der Welt zu schaffen. Das ist möglich, weil der Kauf ja in Euro abgeschlossen wurde. Wenn es den Bänkern gelänge, den Außenwert des Euro stark zu senken, z. B. auf 25 US-Cents, dann hätte Coca-Cola bei der Übernahme von Frankensprudel rückwirkend ca. 80 % Preiserlass - in Dollar gerechnet - erhalten.
Das Geschäft wird für Coca-Cola also erst richtig lohnend, wenn der Außenwert des Euro möglichst stark dezimiert wird. Wieder daheim in New York telefonieren die Bänker mit ihren Politikfreunden in Washington - in der US-Regierung und bei der Notenbank Fed - dass sie "dringend Hilfe" benötigen.
Eine Woche später ruft Obama bei Hollende an und bittet ihn, Griechenland "unbedingt" zu retten, sonst sei die Nato gefährdet. Ökonom Krugmann, der die Interessen der US-Regierung (und von Coca-Cola) vertritt, schreibt in der New York Times einen Leitartikel, dass eine Fortsetzung der Sparpolitik in Griechenland das Land in eine tiefe Depression stürzen würde und verweist - geschichtsklitternd - auf die Brüning'sche Sparpolitik von 1930-32.
Statt "eisern" und ruinös zu sparen, sollen die Griechen also Hilfsgelder aus der Eurozone erhalten. Das ist zwar, sofern es sich nicht um Kredite handelt, die per Maastricht verbotene Transferunion. Aber man sehe sich doch bitteschön das Riesenelend in Griechenland an. Das Ergebnis der bisherigen Sparpolitik sind
hungernde Rentner vor leeren Geldautomaten, weinende Alleinerziehende vor leeren Supermarktregalen, die Straßen voller Siechender, weil die Krankenhäuser geschlossen sind.
Die linke Syriza-Regierung applaudiert lautstark den Krugman-Plänen. Das ist genau das, was sie selber will - sich dem "entwürdigenden" neoliberalen Diktat aus Brüssel, das eine Transferunion verbietet, standhaft widersetzen. Varoufakis avanciert in diesem Schaukampf zum neuen Popstar. Europa Linke applaudiert ebenfalls und ruft - von Lissabon bis Helsinki: "Nieder mit der Völkerrechtsverletzung durch die Troika! Schluss mit der erniedrigenden Fremdbestimmung."
Kurz darauf meldet sich auch noch der IWF und sagt, er habe ausgerechnet, dass die griechische Staatsverschuldung "nicht tragfähig" sei. Ein Großteil der Schulden müsse den Griechen erlassen werden. Wieder applaudiert Syriza, aber im Hintergrund (von Europa aus kaum hörbar) auch die Bänker in New York.
Im Sommer 2016 wird der IWF ausrechnen, dass auch Italien, Spanien und Portugal ein Großteil der Altschulden erlassen werden muss, weil auch in diesen Ländern die "Schuldentragfähigkeit" nicht mehr gewährleistet sei. In der Zwischenzeit haben Draghi (via Euro-QE) und die Rettungsschirme bereits für viele Hundert Milliarden Euro PIIGS-Staatsanleihen aufgekauft. Der EZB bleibt angesichts des Massenelends, das inzwischen inzwischen ganz Südeuropa befallen hat, leider nichts anderes übrig, als "schweren Herzens" auf ihre Rückforderungen zu verzichten. Nun hat die EZB zwei faule Billionen in der Bilanz und muss von Europas Steuerzahlern ausgebailt werden. Es gibt Riesenproteste in den Nordländern bis rauf zu Finnland. Die Finnen treten als erste freiwillig aus der Eurozone aus. Kurz danach auch die Holländer.
Der Euro geht im Devisenmarkt in den freien Fall über. Er fällt unter die Parität und bald auch unter das Allzeittief von 0,82, das EUR/USD zuletzt Ende 2000 erreicht hatte. Nach Durchschlagen dieser Marke stürzt der Eurokurs "mangels charttechnischer Unterstützung" ins Bodenlose. Erst bei 0,25 finden sich überraschend massenhaft Käufer.
Diese Käufer sind die Bänker, die nun im Auftrag von Coca-Cola die billigen Euros "einsammeln". Wenn die Schatulle hinreichend gefüllt ist, kündigt Coca-Cola die 2015 begebene Euro-Anleihe und zahlt die Käufer aus. Die Käufer erhalten zwar einen Euro pro geliehenene Euro (= volle Auszahlung) aber der Euro ist nun nur noch 25 US-Cents wert. Die Übernahme der Frankensprudel GmBH gab es rückwirkend - in Dollar gerechnet - mit 80 % Rabatt.
Über diese zig Umwege wurde der deutsche Goldschatz (Frankensprudel) rechtlich nach Amerika transferiert, ohne dass in Europa auch nur ein Tropfen Blut floss. Das ist historisch ein Riesenfortschritt im Vergleich zu den Seeräuber-Attacken auf Hansestädte im hohen Mittelalter.
Autor: Anti Lemming