Da magst du wohl Recht haben benz im Normalfall, aber vom Normfall sind wir bei Solar derzeit weit weg. Die Branche steckt bekanntermaßen in einer ganz dicken Solarkrise mit deutlich fallenden Preisen (auch die Polypreise fallen kräftig - seit Anfang August um über 30%) und einer sehr unsicheren Nachfragesituation. Wir stehen auch erst am Krisenanfang. Das sieht man auch bei den Entlassungen wie bei Solarworld, bei Canadian Solar oder auch bei Motech in Taiwan. Bei Neosolar, dem größten taiwanesischen Zellhersteller mit 3 GW an Zellfertigungskapazitäten, ist der Augustumsatz gg. dem Juli um sage und schreibe 51% eingebrochen. Beim größten nichtchinesischen Waferproduzent, der taiwanesischen Green Energy Technology, ist der Augustumsatz gg. Juli um 46% eingebrochen. Rd. 50% davon gehen auf die deutlichen Waferpreisrückgänge.
Genau darum werden wohl die Q3-Zahlen nicht das ganz große Augenmerk für die Investoren sein, sondern es stellt sich wohl eher die ganz große Preisfrage wie geht bzw. wird es weiter gehen in den nächsten 6 bis 9 Monate ?
Dass die Modulpreise im Jahr um 10% fallen ist was ganz Normales für die Solarbranche, dass aber die Modulpreise wie in den letzten 3 Monate gleich um 20% fallen ist alles andere als Normal und das wird große Auswirkungen auf die Solaris haben. In Indien werden zur Zeit auch für Tier 1 Modulpreise von 0,38 $/W aufgerufen, in China von 0,42 $/W, in den den USA und in der EU von um die 0,45 $/W. Im Mai hatten wir noch in Indien Preise von 0,42 $/W, in China von 0,50 $/W und in den USA von 0,58 $/W auf dem Spotmarkt für Tier 1-Module.
Jinko hatte in Q2 noch eine Bruttomarge in ihrem Modulsegment von 18% (= 155 Mio. $). In Q3 wird die wohl auf 16% fallen (= ca. 115 Mio. $) und in Q4 dürfte sie dann wohl nur noch zwischen 12 bis 13% liegen (= ca. 90 Mio. $). Das heißt dann, dass der Bruttogewinn im Modulsegement irgendwo in Richtung 40% einbrechen wird in Q4 gg. Q2.
Wir werden bei Jinko wie auch bei allen anderen Solaris in den kommenden Quartalen eine regelrechte Gewinnerosion erleben und die wird so weit gehen, dass kein produzierender Solaris in Q4 schwarze Zahlen schreiben wird. Ist bei diesen Modulpreisen eigentlich unmöglich.
Ich gehe momentan davon aus, dass Jinko im Gesamtergebnis (also Module und Stromeinnahmen) in Q3 noch eine einigermaßen ordentliche EBIT-Marge von 7 bis 8% (in Q2 lag die bereinigt bei 10%) erreichen wird (= EPS von ca. 0,80 $) und in Q4 dürfte sie dann regelrecht einbrechen auf unter 2% was dann zu größeren Verlusten von um die 15 bis 20 Mio. $ führen wird (= EPS von Minus ca. 0,40 $).
So in etwa dürften sich die deutlich sinkenden Modulpreise auf die Gewinn/margenentwicklung von Jinko auswirken und Q1 2017 dürften die Zahlen wohl nicht viel besser ausfallen wie Q4 2016, also wird auch Q1 2017 mit ganz großer Wahrscheinlichkeit negativ sein.
So dürfte die Börse das auch derzeit bewerten meiner Einschätzung nach.
Jinko-Chef Xiande Li gibt sich in einem aktuellen Interview mit der australischen Zeitschrift RenewEconomy gewohnt optimistisch (in Australien ist Jinko die Nr. 1 bei den Modulen) in dem er derzeit bei den Modulpreisen eine Bodenbildung erkennt und er erwartet in 2017 weiterhin eine starke Nachfrage in dem z.B. in China im kommenden Jahr 20+ GW an Solar installiert werden wird. Das mit der starken Nahcfrage in 2017 sieht derzeit aber kaum jemand, aber bei Solar weiß man eh nie so genau auf Sicht von 6 Monaten was wirklich kommen wird. Mit dem ausgebauten Produktportfolio Monomodule auf PERC-Zelltechnoiogie, den Jinko Smartmodulen mit eingebauten Power-Optimizer wie auch mit den Glas-Glas-Modulen sieht sich Jinko auf dem richtigen Weg so Li. Sehe ich jetzt auch so.
Hier der Link zum erwähnten Interview:
reneweconomy.com.au/2016/...w-burst-rooftop-solar-uptake-49656
Bei diesem Interview geht es großteils um den australischen Solarmarkt und hier ist der Jinko-Chef wie eigentlich fast alle Solaranalysten sehr optimistisch, denn zum einen dürfte Australien in den kommenden 2 Jahren der große Markt für Solaranlage mit Batterien werden (Strompreise in Australien sind ja sehr hoch aufgrund der Insellage, so dass Eigenverbrauchslösungen in Australien in der Kombination mit erstklassigen Sonneneinstrahlwerte eigentlich heute schon fast rentabel sind) und das wird die Nachfrage bei Solaraufdachanlagen ankurbeln (Australien ist hinter Japan, den USA, China und Deutschland die Nr. 5 bei den Solaraufdachnalgen nach Kapazitäten = ca. 750 MW in diesem Jahr) und zum anderen wird wohl endlich in Australien auch das Solarkraftwerkessegment richtig ankommen nicht nur weil die Modulpreise so kräftig gefallen sind, sondern weil es vor ein paar Wochen einen staatlichen Solartender über 480 MW von der Australian Renewable Energy Agency gegeben hat. Es wird erwartet, dass sich der australische Solarmarkt im kommenden Jahr in etwa verdoppeln wird auf 1,3 bis 1,5 GW.