Im zweijährlichen Börsenrhythmus grüßt bei Jinko ganz offenbar das Murmeltierchen. Gab es in 2013 sagenhafte Kursgewinne mit Jinko mit einem Vervierfacher (Taktueriker das waren noch Zeiten mit hervorragenden Gewinne bei Jinko und Canadian), kam in 2014 dann der Kurs wieder etwas zurück (- 33%) und 2015 stieg er wieder (+ 40%). 2016 ging es dann wieder deutlich runter (- 45%) und 2017 ging es wieder deutlich rauf mit 58%.
Das Jahr 2017 war für Solar sehr erfolgreich. Es wurde zum ersten Mal die 100 GW-Nachfrageschwelle übertroffen (Wachstum ca. 25%) und die Modulpreise waren eingermaßen in der Gesamtheit stabil seit Anfang April. In den USA und in Indien sind die Modulpreise sogar um über 10% hoch seit Mai. In China, Europa und Japan sind sie um 7 bis 10% zurück gegangen, aber seit Mitte 2017 geht es da mit den Preisen wieder leicht nach oben.
Wenn man meine Solaraktien-Kursperformanceliste beäugt, dann sieht man dass vor allem die großen der Branche eine richtig gute Kursperformance hingelegt haben bis auf Hanwha Q-Cells (- 14%) und teilweise sogar hervorragende wie Daqo, SolarEdge, Longi oder First Solar, die allesamt ihre Kurse in 2017 mehr als verdoppeln konnten. Von den 44 aufgeführten Solaraktien konnte die Hälfte ein Kursplus erzielen. In 2016 waren es gerade mal 2. Der Guggenheim Solar ETF, der größte seiner Art für Solar, mit den 30 größten Solaraktien, hat in 2017 ein Kursplus von satten 54% erzielt (2016: - 44%).
Die Aktie des chinesischen Polysiliziumhersteller Daqo war mit einem Kursplus von 208% die beste Solaraktie nach der Kursperformance in 2017. Damit hat sich die Daqo-Aktie in 2017 mehr als verdreifacht. Hohe Polypreise sind für Jinko und Co alles andere als positiv, aber für Daqo als Polysiliziumproduzent sind sie sehr positiv. Bei Daqo kann man an den Q3-Zahlen erkennen wie durch den ab Juli rasant gestiegenen Polysiliziumpreis in China die Gewinne nach oben geschossen sind. In Q2 hatte Daqo noch ein EPS von 1,15 $ bei einem Daqo Polyerkaufspreis von 13,50 $/kg und in Q3 wurde das EPS fast verdoppelt auf 2,28 $ bei einem Polyerkaufpreis von 16 $ und Q4 wird noch ein gutes Stück besser gewesen sein, da der Polypreis weiter gestiegen ist. Daqo hatte in Q3 eine sagenhafte EBITA-Marge von 47,4%. Die Poly-Produktionskosten inkl. Abschreibungen liegen bei Daqo lediglich bei knapp 9 $/kg. Darum kein Wunder, dass die Gewinnmargen so gut sind bei Daqo.
Mit einem Kursplus von 203% in 2017 stand die SolarEdge-Aktie aber Daqo nicht viel nach. Die Entwcklung von SolarEdge als Unternehmen in den letzten 18 Monaten ist wirklich erstaunlich. Dass sich SolarEdge so super entwickelt konnte man so sicher nicht erwarten. Vor 18 Monaten ging die SolarEdge-Aktie noch in die Knie wenn z.B. SolarCity schwache Installationszahlen vermeldet hat. War auch irgendwie logisch, denn SolarEdge war nun mal vor 18, 24 Monaten fast komplett abhängig vom kleinen US Aufdachanlagenmarkt und von 5 Großkunden wie SolarCity. Diese Abhängigkeit ist nicht mehr gegeben, denn SolarEdge hat sich deutlich internationalisiert (Umsatzanteil USA nur noch bei rd. 33%) und hat sich mit ihrer erweiterten Produktpalette wesentlich breiter aufgestellt, denn mit neuen Wechselrichter wird seit gut einem Jahr nun auch der gewerbliche, große Aufdachanlagenmarkt adressiert, der nun schon ein Drittel zum Absatz beiträgt.
Vor dem SolarEdge-Management müsste man eigentlich den Hut ziehen, denn die Weiterentwicklung von SolarEdge haben sie ganz klasse umgesetzt. SolarEdge ist z.B. nur in die internationale Märkte rein wo der Aufdachanlagenmarkt groß ist inkl. einer hohen Nachfrage nach Batterienspeicher (Australien, Japan, Europa mit dem Hauptmarkt Deutschland und nun auch Indien, denn dort wird der Aufdachanlagenmarkt in 2018 auf über 1 GW gehen).
Die kräftige Ausweitung der Umsätze außerhalb der USA hat den Gewinnmargen kaum geschadet. So sind die Vertriebskosten in 2017 bei 8,6% zum Umsatz und somit nur 1,3% höher wie in 2016.
Schaut man sich die Zahlen der ersten 9 Monate 2017 von SolarEdge an, dann sind die ganz einfach sehr gut Der Umsatz konnte um 10% auf 418 Mio. $ gesteigert werden, Bruttomarge bei klasse 34,4%, EBIT-Marge bei sehr guten 13,5% trotz der deutlich Internationalisierung (= höhere Vertriebskosten) und trotz 8,6 Mio. $ bzw. 32% höheren Entwicklungsaufwendungen, und ein Nettogewinnplus von 20,5% auf 64,7 Mio. €, das ein EPS von 1,43 $ bedeutet. Damit wird SolarEdge in 2017 ein EPS > 2 $ ganz sicher erreichen. Auch die Cash Flows waren stark mit einem Free Cash Flow von 57 Mio. $ in den ersten 9 Monate 2017. Damit hat SolarEdge nach wie vor null Bankschulden und verfügt nun über einen Nettocash von 305 Mio. $ (= 6,40 $ je Aktie) und einer Top Eigenkapitalquote von 67%. SolarEdge ist und bleibt die Solarpremiumaktie und zwar in fast in allen Belangen.
Die Jinko-Aktie hat in 2017 sehr gut performt mit einem Plus von 58%, aber von den Gewinnzahlen her hat Jinko in 2017 richtig enttäuscht ohne Frage. Die Konsens EPS-Schätzung lag Anfang 2017 bei 2,52 $ und jetzt liegt sie bereinigt (= eine seit 6 Monate nicht veränderte Analystenprognose eliminiert) bei 0,75 $. Also 70% niedriger. Man muss hier aber anmerken, dass die Analystenschätzungen zu in den USA notierten-Aktien eigentlich fast immer auf None GAP-Basis beruhen, also ohne bestimmte Sondereffekte wie Restrukturierungskosten, Sonderabschreibungen auf den Goodwill oder Lagerbestand, nicht liquiditätswirksame Währungshedgeverluste und Kosten aus einem Mitarbeiteraktienprogramm. Macht ja auch Sinn, denn zum einen können Sondereffekte von den Analysten im voraus nicht bzw. kaum eingeschätzt werden und zum anderen ist die wirkliche operative Entwicklung über None GAAP-Zahlen viel besser und leichter zu erkennen wie die ausgewiesenen Zahlen aus der GuV. Auf None GAAP-Basis wird Jinko zu 98% ein EPS > 1 $ in 2017 erreichen. Die Konsensumsatzschätzung konnte Jinko jedoch sehr deutlich übertreffen. Die lag Anfang 2017 bei 2,8 Mrd. $ und nun bei 3,6 Mrd. $ (+ 29%). Wobei Jinko diesen deutlich nach oben revidierten Analystenumsatzkonsens von 3,6 Mrd. $ überbieten wird um gut und gerne 150 bis 200 Mio. $ (9 Monatumsatz 2017: 2,95 Mrd. $). Hier die 2017er Zahlen von Jinko:
Q1: Umsatz 839 Mio. $ - Bruttomarge 12,2% - EPS 0,28 $ - None GAAP EPS 0,36 $
Q2: Umsatz 1.169 Mio. $ - Bruttomarge 10,5% - EPS 0,20 $ - None GAAP EPS 0,28 $
Q3: Umsatz 965 Mio. $ - Bruttomarge 12,0% - EPS 0,04 $ - None GAAP EPS 0,12 $
Das Kernproblem von Jinko in 2017 war, dass man die Fertigungskosten kaum runter gebracht hat. Ging aber den anderen auch nicht viel besser. Jinko konnte bis Ende Q3 2017 in 2017 die Gesamtproduktionskosten (+ OEM + Zölle) gerade mal um 0,015 $/W auf 0,335 $/W (Inhousekosten: 0,31 $/W inkl. Abschreibungen - ohne bei unter 0,30 $/W) senken, während im gleichen Zeitraum die Modulverkaufspreise von Jinko um 0,033 bzw. 8% auf 0,377 $/W gefallen sind. Logisch, dass das den Margen nicht gut tun kann.
Ist jetzt halt schwierig einzuordnen in wie weit hier der sehr kräftige Aufbau der Monofertigungskapazitäten besonders im Waferbereich (> 200%), die Produktionskosten in Mitleidenschaft gezogen hat. Negative temporäre Auswirkungen hatte der garantiert. Die Gewinnmargen haben aber definitiv unter dem teuren Zukauf von Mono-Wafer wie auch von der hohen Außer-Haus Produktion von Zellen und Modulen (> 2 GW bzw. > 20% auf Jahressicht 2017), hier kommt Jinko lediglich auf eine Bruttomarge von um die 4%, gelitten. Weiterer negativer Faktor für die Gewinnmargen war der schwache US Dollar, vor allem im Modulverkauf. Der US Dollar hat in 2017 z.B. um kräftige 6% gg. dem Yuan nachgegeben (Q4 um 1,6% gg. Q3). Höhere Rohstoffpreise wie Polysilizium und Aluminium, beides hat in 2017 um über 30% zugelegt, waren für die Gewinnmargen garantiert auch nicht förderlich.