Touristikbranche kann auf den Reiseweltmeister bauen
Das ist Balsam auf die Wunden der deutschen Reiseanbieter, denen Analysten aufgrund der schwächelnden Konjunktur Umsatzeinbrüche im Reisegeschäft prognostiziert haben: Das Freizeit-Forschungsinstitut BAT hat eine Studie veröffentlicht, nach der die Deutschen auch in diesem Jahr ihrem Ruf als Reiseweltmeister gerecht werden. Horst Opaschowski, Leiter des Insituts, sieht die Reiselust der Deutschen ungebrochen: „Die Tourismusbranche kann beruhigt sein, auch wenn der Drang der Deutschen zu reisen nicht zugenommen hat.“
Für den größten Reiseanbieter Preussag, der mit seinem Flaggschiff TUI um Umsatzanteile kämpft, und der schärfste Konkurrent C&N Touristic, der zu gleichen Teilen dem Handelskonzern KarstadtQuelle und dem Luftverkehrsunternehmen Deutsche Lufthansa gehört, werden folglich keine deutlichen Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, und sich bei guter Geschäftslage sogar weitere Marktanteile und steigende Umsätze und Gewinne sichern können. Steigende Energiepreise, der starke US-Dollar und der schwache Euro hätten nach Angaben des Instituts keinen Einfluss auf das Reiseverhalten der Deutschen gehabt. Immerhin 52% verreisen für mindestens fünf Tage.
Während das Urlaubsinteresse ungebrochen ist, bemerkt das Institut aber bei den von ihnen befragten 5000 Deutschen über 14 Jahren eine Veränderung bei der Auswahl des Urlaubsziels. „In Spanien zeigen sich erste Grenzen des Massentourismus. Der Gipfel ist erreicht“, wirft Opaschowski bei der Präsentation der 17. Deutschen Tourismusanalyse in Hamburg ein. Das deutsche Hauptreiseziel Spanien hat merklich an Gunst bei den Reisenden verloren. Dagegen nehmen die Zahlen in anderen europäischen Ländern zu. Besonders Italien, österreich und die Türkei können davon profitieren.
Besonders auffällig aber ist, dass es den Deutschen immer mehr in die Ferne zieht. Schnell und individuell erreichbare Urlaubsziele im eigenen Land sind deutlich weniger gefragt als noch vor einem Jahr. Die Pauschalreisen ins Ausland nehmen spürbar zu. Dieser Faktor spielt unter anderem der Lufthansa in die Arme, kann sie doch mit einer höheren Auslastung ihrer Auslandsflüge rechnen.
Ein Wermutstropfen werde es für die Reiseveranstalter aber dennoch geben, ist man sich bei BAT sicher. Zwar würden die Deutschen nicht auf ihren Urlaub verzichten, dennoch aber würden sie sich bescheidener geben und am Urlaubsort sparen. Dies trifft zum einen die Souvenirläden, zum anderen aber auch die Veranstalter, die weniger organisierte Ausflüge verkaufen könnten.