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Gutachter: T-Online-Kurs wurde „heruntergeredet“
Für T-Online ist die vielleicht letzte Hauptversammlung am Donnerstag in Köln mit Abstand die schwierigste: Die verbliebenen Kleinaktionäre werden sich mit allen juristischen Mitteln gegen die geplante Verschmelzung mit der Muttergesellschaft Deutsche Telekom wehren. Unterstützung erhalten sie jetzt vom renommierten Frankfurter Aktienrechtler Theodor Baums: "Die Anfechtungsklage gegen den Verschmelzungsbeschluß der T-Online-Hauptversammlung 2005 hat gute Aussicht auf Erfolg, denn das Vorgehen der Deutschen Telekom stellt sich als Treuepflichtverletzung und Stimmrechtsmißbrauch dar", sagte Baums der F.A.Z. In einem Gutachten für die Düsseldorfer Anwaltskanzlei Dreier Riedel, das der Zeitung vorliegt, wirft Baums der Telekom vor, den Aktienkurs von T-Online bewußt "heruntergeredet" und durch konzerninterne Vorgaben gemindert zu haben, um die geplante Wiedereingliederung in den Telekom-Konzern so günstig wie möglich zu gestalten.
Vorstände auf Schadenersatz verklagen
"Das Gutachten zeigt, daß die Vorstandsmitglieder von T-Online bewußt versucht haben, den Kurs zu drücken, damit die Telekom die Aktien günstig zurückkaufen kann", sagte Peter Dreier, der viele T-Online-Aktionäre als Anwalt im Hauptsacheverfahren vertritt. "Wir sind nun sehr zuversichtlich, das Verfahren zu gewinnen und dann die Vorstandsmitglieder und die Gesellschaft auf Schadenersatz zu verklagen", sagte Dreier. Auf der Hauptversammlung werde eine Sonderprüfung beantragt, um möglichen Einfluß der Vorstandsmitglieder und Aufsichtsräte auf den Aktienkurs zu untersuchen.
Nach Ansicht von Baums hat sich der Aktienkurs von T-Online nur in den Jahren 2000 bis 2003 marktkonform entwickelt. "Im Vorfeld der geplanten Verschmelzung in den Jahren 2004 bis 2006 sind jedoch außerordentliche Entwicklungen zu beobachten", sagte Baums: Während ausgewählte Vergleichswerte in diesem Zeitraum bis zu 87 Prozent an Wert gewonnen hätten, sei die T-Online-Aktie in jedem dieser drei Jahre gefallen.
„Telekom hat den T-Online-Kurs gedeckelt“
Einen wichtigen Grund für diese Entwicklung sieht Baums in der Informationsstrategie der Telekom. "Die Vorstände haben im Vorfeld der Verschmelzung nachteilige Informationen für die außenstehenden T-Online Aktionäre veröffentlicht, die dazu bewegen sollten, das freiwillige Übernahmeangebot von 8,99 Euro je Aktie anzunehmen" kritisiert Baums. Mit der Ankündigung, daß das Umtauschverhältnis im Rahmen des Verschmelzungsvertrages nur zwischen 0,45 und 0,55 Telekom-Aktien für eine T-Online-Aktie liegen werde, hätte sich für die Aktionäre ein erheblicher Druck ergeben, das vom T-Online-Vorstand als richtig empfohlene Übernahmeangebot von 8,99 Euro je Aktie anzunehmen und damit auf die Überprüfung des Tauschverhältnisses zu verzichten.
Außerdem hätte diese Spanne deutlich unter dem Durchschnittskurs der Aktie in den drei Monaten vor Veröffentlichung der Reintegrationspläne gelegen. "Mit dieser Ankündigung hat die Telekom die Börsenkursentwicklung von T-Online gedeckelt", sagte Baums. Wäre der Kurs der T-Online-Aktie nicht im Vorfeld der Verschmelzung heruntergeredet worden, hätte sich ein Umtauschverhältnis von mindestens 1 zu 0,61 ergeben müssen. Baums Vorwurf: Die Telekom hat das im Verschmelzungsbericht angegebene Umtauschverhältnis von 1 zu 0,52 durch treuepflichtwidriges Verhalten vorbereitet und ihre Mehrheitsmacht für die Zustimmung zum Vertrag in der Hauptversammlung 2005 mißbraucht.
„Geschäftspolitik am Interesse der Telekom ausgerichtet“
Ein weiterer Grund für die schlechte Aktienkursentwicklung liegt nach Ansicht des Aktienrechtlers darin, daß die Telekom einen konzerninternen Wettbewerb zu Lasten von T-Online veranlaßt und das Unternehmen von der Einführung der Internet-Telefonie aus Rücksicht auf die Festnetzsparte T-Com abgehalten hat. "Der Kurs der T-Online wurde infolgedessen gezielt unter der bei unabhängiger Entwicklung zu erwartenden Wertgrenze gehalten oder gedrückt, um die Geschäftschancen der Telekom zu steigern", sagte Baums. Die Geschäftspolitik der T-Online sei maßgeblich am Konzerninteresse und zum Nachteil ihrer eigenen Entwicklung ausgerichtet worden.
Quelle: faz.net
Euch,
Einsamer Samariter
Gutachter: T-Online-Kurs wurde „heruntergeredet“
Für T-Online ist die vielleicht letzte Hauptversammlung am Donnerstag in Köln mit Abstand die schwierigste: Die verbliebenen Kleinaktionäre werden sich mit allen juristischen Mitteln gegen die geplante Verschmelzung mit der Muttergesellschaft Deutsche Telekom wehren. Unterstützung erhalten sie jetzt vom renommierten Frankfurter Aktienrechtler Theodor Baums: "Die Anfechtungsklage gegen den Verschmelzungsbeschluß der T-Online-Hauptversammlung 2005 hat gute Aussicht auf Erfolg, denn das Vorgehen der Deutschen Telekom stellt sich als Treuepflichtverletzung und Stimmrechtsmißbrauch dar", sagte Baums der F.A.Z. In einem Gutachten für die Düsseldorfer Anwaltskanzlei Dreier Riedel, das der Zeitung vorliegt, wirft Baums der Telekom vor, den Aktienkurs von T-Online bewußt "heruntergeredet" und durch konzerninterne Vorgaben gemindert zu haben, um die geplante Wiedereingliederung in den Telekom-Konzern so günstig wie möglich zu gestalten.
Vorstände auf Schadenersatz verklagen
"Das Gutachten zeigt, daß die Vorstandsmitglieder von T-Online bewußt versucht haben, den Kurs zu drücken, damit die Telekom die Aktien günstig zurückkaufen kann", sagte Peter Dreier, der viele T-Online-Aktionäre als Anwalt im Hauptsacheverfahren vertritt. "Wir sind nun sehr zuversichtlich, das Verfahren zu gewinnen und dann die Vorstandsmitglieder und die Gesellschaft auf Schadenersatz zu verklagen", sagte Dreier. Auf der Hauptversammlung werde eine Sonderprüfung beantragt, um möglichen Einfluß der Vorstandsmitglieder und Aufsichtsräte auf den Aktienkurs zu untersuchen.
Nach Ansicht von Baums hat sich der Aktienkurs von T-Online nur in den Jahren 2000 bis 2003 marktkonform entwickelt. "Im Vorfeld der geplanten Verschmelzung in den Jahren 2004 bis 2006 sind jedoch außerordentliche Entwicklungen zu beobachten", sagte Baums: Während ausgewählte Vergleichswerte in diesem Zeitraum bis zu 87 Prozent an Wert gewonnen hätten, sei die T-Online-Aktie in jedem dieser drei Jahre gefallen.
„Telekom hat den T-Online-Kurs gedeckelt“
Einen wichtigen Grund für diese Entwicklung sieht Baums in der Informationsstrategie der Telekom. "Die Vorstände haben im Vorfeld der Verschmelzung nachteilige Informationen für die außenstehenden T-Online Aktionäre veröffentlicht, die dazu bewegen sollten, das freiwillige Übernahmeangebot von 8,99 Euro je Aktie anzunehmen" kritisiert Baums. Mit der Ankündigung, daß das Umtauschverhältnis im Rahmen des Verschmelzungsvertrages nur zwischen 0,45 und 0,55 Telekom-Aktien für eine T-Online-Aktie liegen werde, hätte sich für die Aktionäre ein erheblicher Druck ergeben, das vom T-Online-Vorstand als richtig empfohlene Übernahmeangebot von 8,99 Euro je Aktie anzunehmen und damit auf die Überprüfung des Tauschverhältnisses zu verzichten.
Außerdem hätte diese Spanne deutlich unter dem Durchschnittskurs der Aktie in den drei Monaten vor Veröffentlichung der Reintegrationspläne gelegen. "Mit dieser Ankündigung hat die Telekom die Börsenkursentwicklung von T-Online gedeckelt", sagte Baums. Wäre der Kurs der T-Online-Aktie nicht im Vorfeld der Verschmelzung heruntergeredet worden, hätte sich ein Umtauschverhältnis von mindestens 1 zu 0,61 ergeben müssen. Baums Vorwurf: Die Telekom hat das im Verschmelzungsbericht angegebene Umtauschverhältnis von 1 zu 0,52 durch treuepflichtwidriges Verhalten vorbereitet und ihre Mehrheitsmacht für die Zustimmung zum Vertrag in der Hauptversammlung 2005 mißbraucht.
„Geschäftspolitik am Interesse der Telekom ausgerichtet“
Ein weiterer Grund für die schlechte Aktienkursentwicklung liegt nach Ansicht des Aktienrechtlers darin, daß die Telekom einen konzerninternen Wettbewerb zu Lasten von T-Online veranlaßt und das Unternehmen von der Einführung der Internet-Telefonie aus Rücksicht auf die Festnetzsparte T-Com abgehalten hat. "Der Kurs der T-Online wurde infolgedessen gezielt unter der bei unabhängiger Entwicklung zu erwartenden Wertgrenze gehalten oder gedrückt, um die Geschäftschancen der Telekom zu steigern", sagte Baums. Die Geschäftspolitik der T-Online sei maßgeblich am Konzerninteresse und zum Nachteil ihrer eigenen Entwicklung ausgerichtet worden.
Quelle: faz.net
Euch,
Einsamer Samariter