So, erst heute meine "kurze" ;) Einschätzung zu der doch überraschenden Großinvestition in Sunrise. Also für mich in der Form (bislang) leider nicht wirklich sonderlich nachvollziehbar und auch deutlich zu groß und dabei auch eher synergielos. Hatte daher gestern direkt nach lesen der Meldung erstmal 1/2 meines FNT-Bestandes verkauft. Wenn ich oder jeder andere Freenet-Aktionär Interesse daran gehabt hätte Aktien von Sunrise zu kaufen, dann hätte man es jederzeit tun können im letzten Jahr und zwar zu DEUTLICH günstigeren Kursständen als FNT es jetzt tat. Und wer glaubt Sunrise würde künftig deutlich über die Kurse steigen die FNT zahlte (73 Franken), der könnte ja jetzt immer noch Sunrise alleine kaufen für sein Depot und braucht dafür nicht FNT. Da aus meiner Sicht bislang keine wirklich überzeugende Erklärung zu lesen war seitens Freenet im Zusammenhang mit dieser Anschaffung und die frühe Adhoc am Freitag (
http://www.ariva.de/news/...r-Sunrise-Communications-Group-AG-5687112 ) noch nichtmals erklärte wie die Finanzierung überhaupt erfolgen wird (nö, ist ja auch unwichtig wie man mal eben über 700Mio. aus dem Ärmel schüttelt, um es in der Adhoc zu erwähnen), habe ich das Gefühl bei FNT dreht man jetzt an der Unternehmensspitze etwas zu sehr am Rad ohne klar vermittelbarem Konzept. Meint man wegen der gegenwärtig niedrigen Kreditzinsen müßte man jetzt alles wild auf Pump kaufen was bei 3 nicht auf dem Baum ist? Und das man in der Schweiz mal eben ca. 750 Mio.€ ausgibt für eine Minderheitsbeteiligung von ca.24% an einem Unternehmen (man ist nur Finanzinvestor, aber kein unabhängiger strategischer Herrscher im Haus) was nichtmals Marktführer ist in der Schweiz, sondern sich mit Salt (exOrange) seit Jahren darum streitet wer das Schlußlicht in der Schweiz in seiner Branche ist, dürfte sicherlich als Idee vom schweizer Freenet-CEO Preisig entstanden sein. Heimweh als Motiv bei der Ortswahl des Investments? Denn warum sonst ausgerechnet die Schweiz und dann auch noch ausgerechnet in einer Phase wo der schweizer Franken so extrem hoch notiert gegenüber dem Euro? Da hätte man genauso mit dem Dartpfeil auf die DAX-Liste werfen können und dann für das gleiche Geld Aktien von Allianz, Daimler oder Henkel kaufen. Wäre genauso "sinnvoll" gewesen, nur ohne Wechselkursrisiko €/Sfr.
Man hat jetzt zusätzlich mit dem jüngsten Zukauf von Media Broadcast mal eben innerhalb kürzester Zeit über 1 Mrd€ ausgegeben für Unternehmenszukäufe die mich alle nicht wirklich überzeugt haben. Media Broadcast schrumpft z.B. die letzten Jahre. Habe mir jüngst mal den kompletten Geschäftsbericht für das Gj.2014 und Gj.2013 im Bundesanzeiger angeschaut. Also der Laden schrumpfte schon 2013 deutlich und schrumpfte 2014 noch deutlicher beim Umsatz.( => Gewinn- und Verlustrechnung für die Zeit vom 01. April bis 31. Dezember 2014: 01.04.2014 - 31.12.2014 TEUR 238.552 // 01.04.2013 - 31.03.2014 TEUR 355.112 ). Wenn sich das von der Tendenz in ähnlicher Art fortgesetzt haben sollte, (Prognose für 2015 war laut 2014erGB - siehe Bundesanzeiger- => " 4.6 Gesamtprognose: Für das Geschäftsjahr 2015 rechnen wir mit einem leicht sinkenden Umsatz. .... Für das EBIT erwarten wir 2015 einen sehr deutlichen Rückgang gegenüber dem Jahr 2014. ...Köln, 31. März 2015..") dann hätte man einen ambitionierten Preis für ein stagnierendes Durchschnittsunternehmen mit nicht besonders praller Rendite bezahlt. Das bringt zwar jährlich nun einen gewissen zusätzlichen Beitrag an EBITDA und Free Cashflow, aber mengen- und margenmäßig mit gebremsten Schaum vor dem Mund. Da gäbe es defintiv interessantere Dinge die man hätte kaufen können. Und was Vilanek da erzählt was man ab 2017 alles neu vorhat mit dem Bereich, daß überzeugt mich so bislang nicht. Also bislang viele blumige Staubsaugerverkäufersprüche ohne aber mal genaue Zahlen zu adressieren, die man als Ziel ansetzt mit diesem Bereich. Habe mich da auch zuletzt mal etwas tiefer eingearbeitet in das Thema und sehe eine Erfolgswahrscheinlichkeit von vielleicht 5%. Es würde mich nicht wundern, wenn Richtung 2020 das angedachte Ansinnen dann doch wieder runtergefahren würde oder für kleines Geld weiterverkauft wird, weil man gegen die Billionen an internationaler Finanz-&Marketingpower durch Amazon, Google, Netflix, Apple & Co. nicht ankommen wird mit einer kleinen exotischen nationalen Insellösung. Man sieht ja z.B. jetzt schon wie die nationale Plattform Maxdome trotz bereits langjährigem Bestehen zunehmend eine kleinere Rolle spielt, weil eben die großen internationalen Player hochdynamisch nach Europa expandieren und am Ende auch hier wieder alles klar dominieren werden, wie bei quasi allem was Internet & Entertainment betrifft. Von daher fürchte ich einfach am Ende wird man sagen müssen: sorry freenet, too little too late.
Von daher fand ich also schon den Erwerb von Media Broadcast eher suboptimal. Aber das waren ja "nur" ca. 300 Mio. . Jetzt aber in der Größenordnung von über 700 Mio nochmal direkt bei etwas einzusteigen, wo man nichtmals anschließend Herr im Haus ist und was keine Synergien hat zum Geschäft in Deutschland, ist für mich ein Art von Aktionismus zu einem hohen Preis. Irgendwie hat FNT auch scheinbar zunehmend ein Faible für Firmen die vorher schon relativ ertragsarme "Wandervögel" waren, wo der Besitzer immer wechselte und wo der Verkäufer am Ende immer drei Kreuze gemacht hat, daß man mit FNT jemand fand der dafür noch soviel Geld bezahlte. Ob das nun die ehemalige Klingeltonabzockbude Jamba war, die immer weiter unter neuen Besitzern schrumpfe zu Jesta Digital, ob es Gravis war, die schon so gut wie vor dem Konkurs standen, ob es Media Broadcast war, die zuerst die Telekom schnell loswerden wollte und dann zuletzt TDF dasteil nicht mehr mochte. Oder jetzt Sunrise, wo man auch in der wechselvollen Firmengeschichte sieht, daß hier immer nach nicht zu langer Zeit der Staffelstab weitergereicht wurde. (
https://de.wikipedia.org/wiki/...ommunikation)#Unternehmensgeschichte ). CVC hatte ja Sunrise vor ca. 5 Jahre gekauft für 3,3 Mrd. Franken. Vor ca. einem Jahr gab es den IPO mit IPO-Preis von 68Sfr . Jetzt hat CVC seine restlichen knapp knapp 25% verkauft für ca. 780 Mio Sfr bzw. ca. 73Sfr pro Aktie. Macht man das als Insider und Großaktionär nach 5 Jahren, wenn man an weitere große Wachstumsperspektiven für den Kurs glaubt oder eher wenn man es nicht so sieht? Also wirklich viel verdient haben CVC mit dem Teil nicht auf 5 Jahre gerechnet. Letztes Jahr fiel Sunrise erstmal negativ auf durch mehrfache Gewinnverfehlungen und einem damit einhergehenden Kurstal. Der Umsatz 2015 sank gegenüber dem von 2014 und die aktuelle firmeneigene Prognose ist man wird auch 2016 weiter sinkenden Umsatz haben. Bleibt nur zu hoffen man hat auf der anderen Seite künftig weniger Kosten (2015 gab es ca. 157 Mio. Sfr Kosten durch den IPO ) und überschaubare Investitionsausgaben. Der ARPU ist bei Sunrise noch immer fallend während man bei FNT in Deutschland inzwischen einen stabilen ARPU hat. Mal abwarten wie sich das weiter entwicklen wird.
Zumindest zahlt man aber Dividende. Für 2014 gibt es 3Sfr und für das laufende Jahr schätzt man ca. 3,20/30Sfr . Diese Ausschüttungen erhöhen künftig bei FNT den FCF und das EBIT. Damit liegt man beim gegenwärtigen Sunrise-Kurs (SK am Freitag ca. 69Sfr) aber unter 5% bei der Dividendenrendite und damit hat man eine schlechtere Dividendenrendite als FNT beim gegenwärtigen Kurs (aktuell FNT 26,5€, 1,55€ Divi bei der nächsten HV => 5,85% DiviRendite). Da wäre es vom Dividendenvergleich her lukrativer ein großes Aktienrückkaufprogramm zu machen bei FNT. Da hätte die FNT-Aktie bei Verkündung eines ARP gestern genau das Gegenteil gemacht vom dem was man sah. Und dann auch noch ausgerechnet an einem großen Verfallstag so eine Meldung zu machen ist für mich eine echte Ungeschicklichkeit, da hier natürlich die Reaktion an so einem Tag um so heftiger werden würde. Aktionärsfreundlichkeit sieht anders aus :( Und wieso macht man wenige Tage vor Bekanntgabe dieses Zukaufs noch extra ein großes Kapitalmarktmeeting mit den ganzen Analysten, wo man dann noch Prognosen abgibt für 2016/17, wenn man doch eh genau schon absehen kann in wenigen Tagen sind diese Aussagen eh nurnoch überholter Kram? Da käme ich mir als Analyst auch etwas veräppelt vor (wobei mir ja völlig egal ist, ob man die Würfel-Jungs mehrfach scheucht ;)). Warum hält man dann nicht einfach erstmal die Klappe und macht das Ganze mit den Prognosen und den Erklärungen erst bei Verkündung der finalen Gj.2015 Zahlen in wenigen Tagen (23.3.)? Sorry, aber diese Art der Kommunikation von Vilanek und Preisig sind in meinen Augen zuletzt nicht kapitalmarktfreundlich und das geht auch am Kurs nicht spurlos vorbei.
Wachstumsimpulse sind sicher etwas was FNT brauchen kann nachdem das reine Providergeschäft doch eher träge wächst. Aber aus meiner Sicht nicht mit diesen merkwürdigen Investments ohne dabei wirklich eine stimmige Gesamtstrategie präsentieren zu können und wo auch echte Synergiegewinne nicht zu sehen sind. Und in dieser enormen Höhen nur auf Pump gekauft, auch wenn die Kreditzinsen vielleicht günstig erscheinen, macht eine Bilanz auch nicht solider. Sollte es mal mal wieder eine Börsenbaisse geben und/oder der Franken sich wieder klar vergünstigen, dann könnten so hohe potenzielle Wertberichtungen anstehen für diese schweizer Beteiligung. Wobei ohnehin jetzt die PPA wieder sehr hoch ansteigen werden und das künftige EPS drücken werden. Also FNT war die letzten Jahren ein "Tanker" der mit klarem bewährtem Konzept und punktuell eher kleinen Zukäufen relativ transparent und gut vorausschaubar agierte und wo die Dividende relativ sicher stetig leicht anstiegt. Was jetzt durch die jüngsten Zukäufe hinzukommt macht es aber z.T. auch zu einer Finanzbeteiligungswundertüte, wo man nicht absehen kann was daraus in 2-3 Jahren wirklich wird. Für solche Konstrukte gibt es für gewöhnlich dann einen gewissen Konglomeratabschlag auf den SOTP Wert. Denke das wird auch FNT hier nicht erspart bleiben. Das nimmt mir doch erstmal etwas den Spaß an dem Wert. Bedeutet jetzt nicht, daß ich erwarte FNT würde deswegen nun groß weiter abrauschen. Dafür schwimmt man zu sehr als Fettauge mit auf der großen Gesamtmarktsuppe und auch die Dividende sollte einen gewissen Hilfe sein. Nur dämpft es erstmal etwas die künftiger Kursphantasie. Da wird es jetzt wohl noch schwerer sich mal positiv vom TecDax-Verlauf für länger wieder abzusetzen. Kann ja sein ich irre mich mit meiner Meinung zu den Zukäufen. Schön wär es. Dann lasse ich mich gerne in 2 oder 3 Jahren eines besseren belehren. Aber bis dahin werde ich die Kernpositon jetzt mal eben kleiner halten und nur gegebenenfalls aufstocken, falls aus irgendeinem irrationalen Grund der Kurs zu extrem nach unten fallen sollte oder sich kurzfristig interessante Tradingkostellationen im Chart abböten.