Irren ist menschlich
Börsenguru Bernd Förtsch senkt Kursziel bei
Morphosys von 1000 auf 400 Euro
Berlin - "Kursziel 1000 Euro!" Das waren noch
Zeiten. Heute steht die Aktie von Morphosys bei rund
200 Euro. Statt in vierstellige Richtung zu laufen,
verlor die Aktie in den vergangenen Tagen über 20
Prozent. Zwischenzeitlich stürzte das Papier am
Freitag ohne Unternehmensnachrichten sogar auf
167 Euro. "An der Story und der Einschätzung der
Analysten hat sich nichts geändert", sagt Solveig
Mähler von der WestLB. Der Kurssturz sei vielmehr
auf Anlegermagazine zurückzuführen, die den Titel
erst gepusht und dann fallen gelassen hätten. Dies
sei bei dem kleinen Free Float von 3,5 Mio. Aktien
leicht möglich.
Tatsächlich ist das Drehbuch der Morphosys-Aktie
stark mit der Person des "Neuer-Markt-Gurus" Bernd
Förtsch verbunden. Zuerst nahm der Herausgeber
des "Aktionär", Fondsberater und Mitspieler des
"3Sat-Börsenspiels" den Titel beim Kurs von 92 Euro
in seine Musterdepots. Mit "Halten Sie sich fest, die
Aktie hat Potenzial bis 1000 Euro" verdreifachten
sich nicht nur die Umsätze, sondern auch die Kurse
binnen weniger Tage. Als wenig später die DG Bank
ein Kursziel von 500 Euro ausgab, kletterte die Aktie
auf 363 Euro. Nervös wurde die Fangemeinde, als
Förtsch einen Teil seines Musterdepotbestands bei
340 Euro verkaufte. Die Aktie dümpelte um 300 Euro
und wurde durch die Korrektur auf 250 Euro
gedrückt. Als am Donnerstag nun ein Teil aus dem
Musterdepot des "Aktionärs" genommen wurde,
stürzte die Aktie auf unter 200 Euro. Also doch keine
1000 Euro?
"Den Rausschmiss aus dem Akionärsdepot nahm ein
Kollege vor, während ich im Urlaub war", erklärt
Bernd Förtsch. "Die Story bei Morphosys ist weiter in
Takt, die Herausnahme war ein klarer Fehler, der
behoben wird. Ich behalte den Wert in meinem
3Sat-Depot auf alle Fälle", fügt er an. Den Kurs sieht
er angesichts der schlechteren Börsenstimmung bei
400 Euro. "Die Vergleichsunternehmen Medarex und
Abgenix, die ich für mein Kursziel von 1000 Euro
herangezogen habe, sind stark unter Druck
gekommen." Auch Dirk Schlamp von der DG Bank
sieht ein Potenzial von 30 Prozent. "Morphosys'
Technologie ist weltführend."
Bei nahezu allen Experten stößt die Verfahrensweise
für die Gewinnung von Antikörpern auf Zustimmung.
"Morphosys kann die Grundbausteine für
Medikamente mit der umfangreichen Datenbank als
einziger Anbieter chemisch herstellen und damit
leichter modulieren", sagt Mähler. Doch die bessere
Technologie nütze wenig, wenn sie nicht an große
Pharmafirmen verkauft werden könne. "Das ist wie
mit den Videostandards VHS, Beta und Video 2000.
Die bessere Technologie muss sich nicht
durchsetzen", sagt Mähler, die Morphosys auch auf
Grund der jüngsten Zahlen nur 180 Euro zubilligt.
Schlamp bleibt dagegen optimistisch: "In den
kommenden Monaten hat das Unternehmen
zahlreiche Verträge mit Pharmafirmen versprochen."
hz.