Edler Tropfen - Kommt eine neue Ölkrise??

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Edler Tropfen - Kommt eine neue Ölkrise?? J.B.

Edler Tropfen - Kommt eine neue Ölkrise??

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Agenda: Edler Tropfen

Die großen Ölfelder der Welt drohen zu versiegen, spektakuläre Neuentdeckungen gibt es kaum noch. Die Nachfrage steigt aber weiter an. Und so wächst die Angst vor einer neuen Ölkrise.


Ohne die künstliche Beatmung wäre Cantarell längst am Ende. Mehr als 100 Millionen Kubikmeter reinen Stickstoffs bekommt das zweitgrößte Erdölfeld der Welt täglich durch Pipelines zugeführt, um den Druck in der Lagerstätte aufrechtzuerhalten. Nur so lässt sich das Versiegen des Ölstroms verhindern. 12 Mrd. $ hat sich Mexikos staatliche Fördergesellschaft Pemex die Anlage kosten lassen. Und doch kann die Frischluftzufuhr den schleichenden Tod des Feldes nur hinauszögern. Vor drei Jahren zog Pemex in Cantarell täglich 2,1 Millionen Barrel des schwarzen Goldes aus dem Boden; heute sind es noch 1,5 Millionen Fässer. Jede Woche werden es weniger.



Cantarell stirbt - und mit ihm die letzten "Super Giant Fields". Schon vor Jahrzehnten wurden diese Mammutfelder mit einer täglichen Förderung von mehr als einer Million Barrel entdeckt. Anfang der 90er-Jahre gab es 15 Giganten. Übrig sind heute noch vier, und alle sind vom Aussterben bedroht. Denn auch Burgan und Daqing degenerieren, die Vorzeigefelder Kuwaits und Chinas. Und um Ghawar in Saudi-Arabien, mit einem täglichen Ausstoß von fast fünf Millionen Barrel das Rückgrat der globalen Ölversorgung, ranken sich seit Monaten hartnäckige Gerüchte über einen angeblich bevorstehenden Produktionseinbruch. "Die Epoche der richtig großen Felder ist vorbei", sagt der Geologe Hilmar Rempel, Erdölexperte bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, "und es wird schwer, dies voll zu kompensieren." Denn spektakuläre Neuentdeckungen gibt es kaum noch. Drei Viertel des heute geförderten Erdöls stammen aus Feldern, die vor 1980 entdeckt wurden.

Dabei hätte der Markt kräftiges Wachstum nötig. Schließlich zieht der globale Ölkonsum stetig an. Zurzeit verfeuert die Weltwirtschaft täglich rund 85 Millionen Fässer; 2030 werden es 116 Millionen sein, prognostiziert die Internationale Energieagentur (IEA). Die Interessenvereinigung der westlichen Verbraucherstaaten hegt massive Zweifel, ob das Angebot mit der Nachfrage noch Schritt halten kann. In dieser Woche schlug die sonst so zurückhaltende IEA gleich zweimal Alarm - und warnte die Weltöffentlichkeit vor einer Ölkrise in den kommenden fünf Jahren.

Zwar sind die globalen Vorkommen noch lange nicht am Ende. Doch das Gros der Reserven befindet sich an schwer zu erschließenden Orten wie etwa der Tiefsee. "Tatsache ist, dass sich das Angebot an relativ einfach zu förderndem Öl und Gas auf Dauer nicht mehr in dem Maß steigern lassen wird, wie der Bedarf wächst", räumt Shell Edler Tropfen - Kommt eine neue Ölkrise?? 3426082 -Chef Jeroen van der Veer ein.





An den Rohstoffbörsen macht sich Angst vor Engpässen breit. Die Notierungen rasen seit Wochen auf ihre historischen Höchststände zu - obwohl zurzeit keine größeren politischen Krisen drohen und die Vorratsläger voll sind wie lange nicht mehr. "Kurzfristig betrachtet sollte der Markt relativ entspannt sein", sagt Dora Borbély, Ölexpertin der Deka-Bank. "Aber diese Hausse ist fundamental getrieben." Und fundamental sieht es düster aus.

Gerade im Westen versiegen die Quellen. Egal ob in Mexiko, den USA oder bei den Nordsee-Anrainern Großbritannien und Norwegen: Überall nimmt die Förderung mehr oder weniger rapide ab. Die britischen Reserven etwa werden nach jetzigem Stand in weniger als sieben Jahren aufgezehrt sein. Aber auch andere Staaten haben offenbar massive Probleme mit der Erschließung neuer Projekte: Russland etwa kann seine Produktion trotz der verlockend hohen Preise nur unter großen Anstrengungen steigern.



Also sollen es die Opec-Staaten richten. Um die Angebotslücke zu stopfen, müssten die Mitglieder des Kartells ihre Förderung bis 2012 um mehr als 15 Prozent ausweiten, prognostiziert die IEA. Saudi-Arabien bereitet auch eine Erhöhung seiner Produktion vor. Diese reiche jedoch nicht einmal aus, um Chinas zusätzlichen Bedarf zu decken, bemängelt IEA-Chefökonom Fatih Birol. Auch andere Staaten wie der bürgerkriegsgeplagte Irak müssten ihre Produktion "exponentiell" steigern. "Sonst haben wir ein sehr großes Problem", fürchtet Birol.



Die Opec-Mitgliedsstaaten behaupten, dass unter ihrem Boden drei Viertel aller weltweiten Reserven liegen. Selbst bei einer deutlichen Fördersteigerung würde das Öl noch für vier oder fünf Jahrzehnte reichen. Allerdings gewähren viele Opec-Mitglieder unabhängigen Geologen keinen Zutritt. Und gerade die Angaben der Golfanrainer sind höchst zweifelhaft. Saudi-Arabien etwa nennt seit 1989 stets eine Zahl zwischen 260 und 265 Milliarden Barrel, obwohl das Land im selben Zeitraum mindestens 150 Milliarden förderte. Die offiziellen kuwaitischen Reserven schwanken seit 1989 zwischen 97 und 102 Milliarden Fass. Tatsächlich lägen die Vorräte des Wüstenemirats aber nur bei 48 Milliarden, berichtete unlängst das Fachmagazin "Petroleum Intelligence" unter Berufung auf Mitarbeiter des kuwaitischen Ölministeriums. Der Unterschied entspricht dem weltweiten Verbrauch von 21 Monaten.



Die Opec-Staaten sind brennend an hohen Reservedaten interessiert. Mitte der 80er-Jahre schraubten fast alle Mitglieder ihre Zahlen drastisch nach oben, obwohl es keine bedeutenden Entdeckungen gab. Grund war, dass das Kartell damals seine Spielregeln änderte: Je mehr Reserven ein Mitgliedsstaat auswies, desto mehr darf er seither fördern und verkaufen. IEA-Ökonom Birol ist die Intransparenz ein Gräuel. "Öl ist ein entscheidendes Gut für uns. Wir haben das Recht zu wissen, wie viel übrig ist."

Je länger sich die Araber bedeckt halten, desto mehr Gehör erhalten Skeptiker wie Wolfgang Blendinger. "Es sieht so aus, als habe die Welt ihren Förderhöhepunkt schon erreicht oder als sei sie kurz davor", sagt der Professor der Technischen Universität Clausthal. "Seit 2005 hat die konventionelle Ölförderung nicht mehr zugenommen." Blendinger ist Deutschlandchef der Association for the Study of Peak Oil and Gas (ASPO), einer internationalen Vereinigung von Geologen, Ökonomen und Analysten, die das baldige Ende des Erdölzeitalters vorhersagt. Colin Campbell, Gründer von ASPO, erwartet den weltweiten Förderhöhepunkt um das Jahr 2010 herum. "Selbst wenn wir uns um ein paar Jahre irren, ändert dies nichts an dem grundsätzlichen Problem", sagt Blendinger.



Die großen Ölkonzerne wiegeln ab. "Wir sehen uns keiner fundamentalen Ressourcenbeschränkung gegenüber", sagt Christof Rühl, stellvertretender Chefökonom von BP Edler Tropfen - Kommt eine neue Ölkrise?? 3426082 . "Die verfügbaren Öl- und Gasreserven sind gestiegen, und diese Tendenz hält an."

Auch Karl-Heinz Schulte-Bornemann von Exxon Mobil Europa sieht keinen Grund zur Besorgnis: "Alle Kennzahlen haben sich bei Erdöl positiv entwickelt." Der Ölkonzern kommt in seiner Studie "Oeldorado" zu dem Schluss, "die Bestände an sicher bestätigten Ölreserven haben sich deutlich erhöht." Durch technische Fortschritte wird die Ausbeutung weiter zunehmen. "Auch die Enkel unserer Enkel werden noch genug Öl haben", behauptet Schulte-Bornemann.





So unterschiedlich die Auffassungen der Experten sind, in einem Punkt sind sich fast alle einig: Die Preise werden hoch bleiben, wahrscheinlich sogar massiv anziehen - allein wegen der Kosten. "Die Erschließung vieler kleiner Felder, von Ressourcen in der Tiefsee oder Ölsänden ist extrem teuer", sagt Jochen Hitzfeld, Rohstoffstratege der HypoVereinsbank. Einer Studie der Investmentbank Goldman Sachs zufolge sind die Grenzkosten der Ölförderung, also die Ausgaben für jedes zusätzlich produzierte Fass, zwischen 2002 und 2005 schon von 20 $ auf 45 $ hochgeschossen.

Dennoch sind westliche Konzerne wie BP, Exxon Mobil Edler Tropfen - Kommt eine neue Ölkrise?? 3426082 oder Shell bereit, Milliarden in die Erschließung neuer Produktionsstätten zu investieren. Ihr Problem: Sie kommen nicht an die bedeutenden Vorkommen heran. Die meisten OPEC-Staaten haben ihren Ölsektor entweder komplett verstaatlicht oder gehen nun dazu über. "Nationale Regierungen intervenieren zunehmend auf dem Markt, der Zugang für private Unternehmen wird schwieriger", sagt BP-Ökonom Rühl.

Eine Lösung ist nicht in Sicht. "Was Öl angeht, ist die Erde weitgehend erforscht", sagt BGR-Forscher Rempel. "Die Wahrscheinlichkeit, auf richtig große Felder zu stoßen, ist gering." Auch die viel gepriesenen Ölsände werden den globalen Öldurst nicht ansatzweise stillen können. Selbst die optimistischsten Prognosen sagen bis 2018 nur eine Verdopplung der kanadischen Erdölgewinnung aus Sänden und Teeren auf dann 3 Millionen Barrel am Tag voraus. Das reicht nicht einmal, um den erwarteten Ausfall von Cantarell auszugleichen.

Pemex reagiert mit einer bewährten Taktik auf den Niedergang seines Vorzeigefelds. Um einen allzu heftigen Absatzeinbruch zu vermeiden, wollen die Mexikaner nun in ihr zweitgrößtes Feld Ku-Maloob-Zaap ebenfalls Stickstoff pusten, um den Output kurzfristig nochmal hochzutreiben. Dass diese Notmaßnahmen auch diese Quelle innerhalb weniger Jahre auslaugen werden, ist Pemex-Chef Jesús Reyes Heroles bewusst: "Auf Dauer können wir nicht so weitermachen", sagt er.

Mitarbeit: Matthias Ruch



Von Claus Hecking (Hamburg)

Quelle: Financial Times Deutschland

 

 

Servus, J.B.



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