"Deutsche Wirtschaft langsam und zurückgeblieben"

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"Deutsche Wirtschaft langsam und zurückgeblieben"

 
#1
Kritik am Kanzler
Duisenberg kritisiert Deutschland ungewöhnlich scharf



HANDELSBLATT, Freitag, 03. Dezember 1999


afp PARIS. Mit ungewöhnlich scharfer Kritik hat sich der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg, gegen die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung und das Gebaren der deutschen Unternehmen gewandt. Das Eingreifen beziehungsweise die Parteinahme der Bundesregierung zu Gunsten der Industriekonzerne Holzmann und Mannesmann hätten den Euro belastet, sagte Duisenberg dem "Wall Street Journal Europe" vom Freitag. Der deutschen Wirtschaft bescheinigte er in diesem Zusammenhang Rückwärtsgewandheit: "Ein großes Problem, das sich der europäischen Wirtschaft stellt, ist die Tatsache, dass die deutsche Wirtschaft langsam und zurückgeblieben ist. Das wird durch solche Vorfälle bestätigt", sagte der EZB-Präsident. "Die Ereignisse der vergangenen Tage haben zweifellos einen negativen Einfluss auf das Ansehen des Euro gehabt, auch wenn das sehr psychologisch ist", monierte Duisenberg mit Blick auf Holzmann und Mannesmann. Der EZB-Chef bezog sich auf die von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zugesagten Beihilfen des Bundes für den angeschlagenen Baukonzern Philipp Holzmann und die ablehnende Haltung Berlins gegenüber dem feindlichen Übernahmeversuch des britisch-amerikanischen Mobilfunkkonzerns Vodafone-AirTouch, der den deutschen Traditionskonzern Mannesmann kaufen will. Diese beiden Vorgänge seien für ihn "mehr Zeichen der Vergangenheit als einer dynamischen, der Zukunft zugewandten Wirtschaft", fügte der oberste Euro-Hüter hinzu. Nach Ansicht von Analysten sind diese Äußerungen Duisenbergs die bisher schärfste Kritik der EZB gegen eine Regierung der Euro-Zone. Schon am Vortag hatte der Notenbankchef vor Journalisten in Frankfurt das Eingreifen zu Gunsten von Philipp Holzmann kritisiert. Ein solches Verhalten diene nicht dem Ruf der europäischen Währung. Es gehe darum, das Ansehen zu erwerben, dass die Wirtschaft in der Euro-Zone mehr und mehr vom Markt bestimmt wird. Der Euro fiel erstmals in seiner knapp einjährigen Geschichte in der Nacht zum Freitag in New York und anschließend auch im Londoner Devisenhandel unter das Kursniveau des US-Dollar. Die Einheitswährung für elf europäische Staaten wurde am Freitagmorgen kurzfristig mit 0,9990 Dollar gehandelt - ihrem bislang tiefsten Stand seit dem Start am 4. Januar. Gemessen am damaligen Kursniveau von 1,1789 US-Dollar verlor der Euro damit inzwischen rund 15 Prozent an Wert. Lesen Sie dazu auch den Beitrag in unserer Wall Street Journal Rubrik: ECB's Duisenberg Says Germany Is Hurting Euro With Recent Moves


Endlich mal einer, der "Super Gerhard" sagt, was Sache ist.

Al grüßt


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