Hier meine Erklärung (ohne Gewähr):
Wie alle CEOs haben auch die von US-Einzelhändlern massenhaft eigene Aktien vom Markt zurückgekauft. Dies geschah und geschieht, um ihre "Gehälter zu erhöhen", die größtenteils in Form von Mitarbeiter-Aktienoptionen ausgezahlt werden. Je höher die Kurse bei Ausübung/Verkauf stehen, desto mehr Geld gibt es für ihren Job. Ob das den Firmen langfristig finanziell schadet, ist vielen CEOs egal. AGs arbeiten hauptsächlich mit "other people's money"...
Die Finanzierung der Aktien-Rückkäufe ist überwiegend durch Emission neuer Firmenanleihen erfolgt. Das ist nicht unproblematisch: Je mehr Firmenanleihen herausgegeben werden, desto größer wird die Fremdkapitalquote der Firmen. Werden die damit aufgehalsten Schulden im Verhältnis zu Umsätzen und Gewinnen (die in Rezessionen oder Krisen sinken können, während die Schulden in voller Höhe stehen bleiben) zu hoch, stufen Rating-Agenturen die Schulden auf "Junk" herunter - oder noch tiefer in die Junk-Zone hinein. An deren Ende steht E = zahlungsunfähig/pleite.
Eine schlechtere Bonität macht für die Firmen nicht nur weitere Neu-Emissionen teurer (selbst in Niedrigzins-Zeiten müssen dann Renditen von 5 oder mehr % geboten werden), sondern auch das Rollen auslaufender alter Anleihen.
Der Firmentod durch Überschuldung ähnelt im Prinzip einer Staatspleite durch Überschuldung. Ein Staat gilt als pleite, wenn er mehr als 40 % seiner Einnahmen (Steuern etc.) für den Schuldendienst aufwänden muss. Dass dies bislang noch nicht zu vermehrten Staatspleiten geführt hat - an Problemstaaten herrscht ja kein Mangel - , "verdanken" wir den Zentralbanken, die das Zinsniveau mittels QE und anderem Zinnober künstlich niedrig halten. Müsste z. B. Italien auf neue Staatsanleihen (beim "Rollen" der alten) 7 % Rendite anbieten - wie 2012 - wäre das Land (Schuldenquote 135 %) finanziell schnell am Ende. Draghi hält es künstlich am Leben.
Das niedrige Zinsniveau der Staatsanleihen, das die Zentralbanken herbeimanipulieren, hilft auch den Unternehmen. Denn es erzeugt bei Bond-Investoren Anlagenotstand. So konnten - vor allem in USA - auch Firmen mit wackeliger Finanzlage jede Mengen neue Anleihen für ihre Aktienrückkäufe herausgeben. Sie wurden ihnen dennoch "aus den Händen gerissen".
Dies zeigt das große Paradox des aktuellen Marktes: Die global schwache Wirtschaftslage nehmen die Zentralbanken zum Anlass, um die Zinsen künstlich nach unten zu manipulieren. Und die künstlich gesenkten Zinsen beflügeln Aktien, weil die CEOs vermehrt Rückkäufe durchführen können und weil Aktien wegen ihrer Dividenrenditen mangels renditeträchtiger Alternativen attraktiver werden.
Die Fähigkeit der Firmen, massiv Aktienrückkäufe zu tätigen, ist daher eine Folge des Anlagenotstand der Bond-Investoren, den wiederum die Zentralbanken (bewusst = via Repression) verursacht haben.
Umso gefährlicher wird es allerdings, wenn - wie jetzt in USA - die Zinsen steigen. Ein nochmalige Leitzinserhöhung der Fed im März könnte den Märkten (allen) sauer aufstoßen. Erhöhte Leitzinsen dürften die gesamte Zinskurve aufsteilen.
Bei einer Normalisierung des Zinsniveaus in USA wären viele der hochverschuldeten Retailer am Ende. Sie müssten auf neue Junk-Bonds (auch zum Rollen auslaufender alter) dann vielleicht 8 % Rendite bieten, was bei den Massen an ausstehenden Bonds ihre Gewinne auffrisst. Moody's und Co würden sie dann noch tiefer in die Junk-Zone stufen - ein Teufelskreis.
Die Firmen würden auf diese Weise sozusagen ihren privaten "Italien-Moment" erleben. Die Fed scheint diese Schieflagen (temporär) in Kauf nehmen zu wollen, weil das politische Ziel der (vermeintlich unpolitischen) US-Notenbank zurzeit offenbar darin besteht, den unbequemen Trump abzusägen und altbewährtes Neocon zu reinstallieren.
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Der Chart des Junkbond-ETF "HYG" (unten über 10 Jahre) hat ab 2015 - - nach langjährigen Höhenflug ab den 2009-Tiefs - wieder zu schwächeln begonnen. Dies könnte mit der oben von mir geschilderten Problematik in Zusammenhang stehen.
Der HYG-Chart zeigt auch deutlich, wie gefährdet Junkbonds in Krisenzeiten sind: HYG fiel in der Finanzkrise 2008/9 von 105 auf 62 Dollar. Das sind rund 40 % Minus. Zum Vergleich: Der SP-500 hatte im März-2009-Tief ab seinen vorherigen Hochs 56 % eingebüßt.
(Verkleinert auf 96%)