Die ökonomischen Bedingungen für eine weitere Fed-Leitzinserhöhung sind prinzipiell gegeben, zumindest wenn man die Standards von vor 10 J. zugrunde legen würde. Auch das bei der letzten Fedsitzung ausschlaggebende Pausieren wegen der bevorstehenden Brexit-Abstimmung war rückblickend "übervorsichtig". Zum einen wollte die Fed den Markt nicht im Vorfeld verunsichern. Zum anderen wurde im Fall eines Ja-Votum ein wirtsch. Abschwung in GB befürchtet. Dieser ist aber allem Anschein nach nicht eingetreten - oder zumindest nicht so stark wie befürchtet.
Grund: Die Erwartungen hatten im Vorfeld des Votums auch dadurch eine stark negative Tendenz erhalten, weil Brüssel-Flüsterer die Briten mit Untergangswarnungen umzustimmen versuchte. Diese Warnungen waren politisch motiviert und stark übertrieben.
Ungeachtet dessen rechnet aktuell kein Marktteilnehmer [außer vielleicht Permabären wie A.L. ;-)] damit, dass die Fed heute abend (MEZ) die Zinsen erhöhen wird. MMn besteht jedoch für Bullen zumindest die akute Gefahr eines "hawkischen" Statements - evtl. gibt es sogar die Vorankündigung einer definitiven Erhöhung bei der nächsten Sitzung im September.
Unklar ist (mir jedenfalls), was Wall Street zurzeit will. Dies bestimmt natürlich auch, was die Fed - die Polit-Abteilung von Wallstreet - unternimmt. Sollen die letzten Shorts nach dem "Ausbruch" über SP-500-Marke von 2120 in die Kapitulation getrieben werden? In welchem Umfang ist dies (bei Haltern kurz laufender Puts) bereits geschehen? Oder soll das überbordende Bullenlager (VIX stand kürzlich bei 12,xx und der Greed-Index bei 90) durch einen Rücksetzer auf den Ausbruch-Level von 2120 einen Stimmungsdämpfer verpasst bekommen? Aus einer solchen Standard-Korrektur ließe sich dann [nach einem "Hurra, der 2120-Support hat (dank PPT) gehalten" ;-)] ein bullischer Henkeltassen-Chart zaubern, der beim zweiten Anlauf den aktuellen Deckel bei 2180 "knacken" könnte und einen weiteren Ausbruch in ungeahnte Höhen zeitigt.
Zynikern verrät mein letzter Absatz, dass ich die Fed mittlerweile für im Wallstreet-Auftrag tätigte Chartisten halte, die (potenziell gefakte) Makrodaten argumentativ missbrauchen, um mittels "Kommentaren" die Charts im Wallstreet-Interesse zu "lenken". Falls das Wallstreet-"Zentralkommitee" (es erstellt regelmäßig einen 5 Tagesplan für den DOW) glaubt, es sei nun ein konsolidierender Rücksetzer fällig, dann wird das heutige Statement falkisch ausfallen und auf die Märkte drücken. Oder es bleibt neutral, dafür aber meldet sich morgen Fed-Lokalmatador Fritz Fisher (oder hieß sie Lisa Miller?) und sagt, dass nach den tollen Makrodaten, besonders am Arbeitsmarkt, "bis Weihnachten noch zwei Zinserhöhungen nötig" seien. Dann würde evtl. sogar der 2120-Support fallen, und spätestens bei 2050 würde der nächste Fed-Heini zum Besten geben, dass sich der ökonomische Fed-Ausblick (orientiert sich 1 zu 1 am Chart des SP-500) derart eingetrübt habe, dass nunmehr an "Zinserhöhungen vor 2018 nicht mehr zu denken" sei.
Vielleicht hat Wallstreet aber auch den ZK-Masterplan eines Jahr-2000-Meltups in der Tasche. Dieser wäre dann wohl das finale Blow-Off-Top - vor einem ebenso harten Niedergang (= Fahnenstange wie in 2000 ff.).
Sollte dieser Meltup "gewünscht werden", würde die Fed nicht nur nicht erhöhen, sondern obendrein etwas Dovishes faseln (z. B. unklare Lage in GB gebiete weitere Vorsicht, ökonomische Erholung in USA entspreche noch immer nicht den Wunschvorgaben der Fed, der US-Dollar sei zu teuer, die Sollinflation von 2 % sei noch nicht erreicht, vor allem in Europa sei die Deflationsgefahr noch nicht gebannt, Europa Bankenkrise könne die Weltwirtschaft dämpfen, Chinas Wirtschaft drohe an Überschuldung zu ersticken usw usf. - "pick your choice")
www.marketwatch.com/story/...ite-having-its-ducks-in-a-row-2016-07-26
Almost nobody expects the Federal Reserve to raise interest rates at this month’s policy meeting.
But judging by the standards set by the central bank when it raised interest rates in December—at the time, its first rate increase in 10 years—today’s financial conditions would easily warrant another one, said Alan Ruskin, a macro strategist at Deutsche Bank.
The Fed’s trade-weighted dollar index has shed about 0.7% of its value since the December hike. Treasury yields have fallen sharply, and the S&P 500 SPX, +0.03% is trading near its all-time high. Also, oil prices have risen off their lows.
Meanwhile, the sharp downturn in global economic growth that many had warned would follow a vote by the U.K. to leave the European Union never materialized. And the recent weakness in the Chinese yuan USDCNY, -0.0360% hasn’t sparked a global market panic, like it did in August and January.
The Greenspan put, also known as the Fed put, is the practice of keeping interest rates low to help boost security prices.