Dass China Deflation exportiert, habe ich in den letzten Monaten schon wiederholt hier im Thread angemerkt (teils andere Quellen zitierend). Vor vier Tagen hatte ich auch geschrieben, dass Draghi mit QE da kaum gegenanpumpen kann:
www.ariva.de/forum/...SA-Baeren-Thread-283343?page=4854#jumppos121355Sieht man sich jedoch die Entwertung des Yuan zum Dollar im Chart unten (er ist invertiert) an, fällt auf, dass sie bislang recht bescheiden ausgefallen ist. In der Zeit der festen Dollar-Anbindung des Yuan lief der Chart wie an der Schnur gezogen seitwärts (gerade Linie bis August). Danach gab es einen Einbruch, der sich seit November beschleunigt nach unten fortsetzt.
Insgesamt sind es bislang aber nur schlappe 5,8 % Minus (im Onshore Yuan). Im Offshore-Yuan (Hongkong-Handel) waren die Verluste stellenweise etwas höher. Vor einigen Tagen hat Chinas Regierung jedoch mit starkem Liquiditätsentzug entschieden gegengesteuert - ein Zeichen, dass in Hongkong Hedgefonds (Zulauf selbst?) am Werke waren/sind, denen mit dem starken Squeeze in die Parade gefahren werden sollte.
Diese
5,8 % Minus des Yuan sind jedoch ein Pappenstiel im Vergleich zur Abwertung des
Brasilianischen Real und des Russischen Rubel, die beide frei konvertierbar sind und sich
in den letzten Jahren zum Dollar gedrittelt haben (=
200 % Minus). Das ist eine ganz andere Größenordnung.
Zulauf übersieht in seiner Argumentation, dass der Yuan immer noch nicht frei konvertierbar ist. Das war er im jahrelangen Aufschwung nicht (China hatte Angst, vor einer Aufwertung wie der des japanischen Yen bis 1990). D.h. der Yuan hätte in dieser Zeit stark aufwerten müssen, doch Chinas Planwirtschaftler ließen dies aus gutem Grund nicht zu. Entsprechend weniger müsste der Yuan, wenn er jetzt freigegeben würde, verlieren.
Der Yuan ist aber noch längst nicht freigeben, sonst wäre im Chart unten, der vor vier Tagen publiziert worden ist, gar keine Unterscheidung zwischen Onshore- und Offshore-Yuan nötig (das würde bei Freigabe sofort durch Arbitrage annulliert).
Im August und in der Folgezeit gab es, anders als Zulauf es suggeriert, keine "Marktreaktion" auf die verschlechtere Lage in China. Tatsache ist vielmehr, dass China im August eigenmächtig (ordre de mufti) den Kurs des Yuan zum Dollar tiefer festgesetzt hat (zum Ärger der Amis). Das war eine planwirtschaftliche Maßnahme und keine Marktreaktion (Zulaufs Argumente basieren auf Marktreaktionen).
Grund für diese Kurs-Absenkung war - aus meiner Sicht -, dass China durch die vorherige Quasi-Anbindung des Yuan an den immer stärker werdenden US-Dollar Wettbewerbsnachteile befürchtete, vor allem hinsichtlich Exporten in den Euroraum (der Euro wird immer schwächer). Deshalb haben die Machthaber in Peking den Yuan nicht mehr an den US-Dollar, sondern stattdessen an einen internationalen Währungskorb gebunden, der Dollar, Euro Yen, Franken usw. enthält. Diese neuartige Anbindung bietet Chinas "Planwirtschaft" einen guten Schutz gegen die in aller Welt (außer zurzeit in USA) betriebenen Währungsabsenkungsspielchen (z. B. von Seiten Draghis).
Es ist mMn unangebracht, aus der relativ geringen Abwärtsbewegung des Yuans seit August (und ein wenig mehr in der Folgezeit) einen drohenden starken Abwärtstrend herbeizureden. Zulauf spricht im Artikel von -20 %. Eine solche Abwertung würde Chinas KP, wenn sie China schadet, schlicht und einfach nicht erlauben. Man darf hier nicht mit der marktwirtschaftlichen Latte des freien Westens (und seinen frei konvertierbaren Währungen) messen. China bleibt eine Planwirtschaft, mit allen Vor- und Nachteilen. Dadurch unterliegt sie weit weniger den von Zulauf unterstellten Marktgesetzen, vor allem hinsichtlich des Yuan.
Da dieser elementare Aspekt von Zulauf entweder übersehen wurde oder aus Eigennutz ausgeklammert (er hat einen eigenen Hedgefonds, man muss womöglich eine Art "Soros-Eigeninteresse" berücksichtigen), hat Zulaufs China-Warnung für mich keine allzu große Überzeugungskraft.
Ähnlich hab ich mich auch in # 416 geäußert.
(Verkleinert auf 58%)