Lars Halter, der für n-tv 15 Jahre als Kolumnist von der Wall Street berichtete, verabschiedet sich aktuell aus New York. Nach fünfzehn Jahren "Inside Wall Street", auf dem Parkett der New York Stock Exchange, nach tausenden von Berichten für n-tv und andere Medien, ist Lars Halter froh, dass er den schleichenden Untergang einer großen Institution nicht mehr mit ansehen muss.
Für Halter hat sich in den letzten Jahren allerdings nicht nur die Wall Street verändert, sondern auch Amerika und das Konzept Kapitalismus, den man an der Wall Street ja so sehr feiert. Halter: " Interessanterweise ist mir erst in Deutschland klar geworden, wie sehr der Kapitalismus in den USA aus dem Ruder gelaufen ist."
In Amerika wird dem Gewinn alles untergeordnet [...] Pharma-Konzerne verlangen in den USA absurde Preise für Medikamente, die sie im Ausland zu einem Bruchteil verkaufen. Krankenhäuser berechnen für kleinste Eingriffe absurde Beträge. Vor einem Monat verlangte ein Hospital in meinem früheren Wohnort Jersey City 15,000 Dollar von einem Patienten, dessen Platzwunde mit drei Stichen genäht werden musste.
Auf der einen Seite wird so viel Geld eingefahren wie möglich, auf der anderen wird extrem gespart. Wal-Mart zahlt seinen Mitarbeitern derart geringe Stundenlöhne, dass sich ein Großteil nur mit Lebensmittelmarken über Wasser halten kann. Industrieriesen leiten ihr Abwasser ungefiltert in Flüsse. Mastbetriebe pumpen ihre Rinder mit Antibiotika und Chemie voll, um eine bessere Rendite zu bekommen: mehr Fleisch in kürzerer Zeit. Einige der größten Konzerne in den USA zahlen seit Jahren keine Steuern. Das alles geht zu Lasten der Allgemeinheit. Zudem wird in den USA längst privatisiert, was eigentlich vom Staat organisiert werden sollte: Kindergärten und Schulen, Universitäten, Teile des Militärs, sogar die Gefängnisse, dadurch wird all das gewinnorientiert.
Und wer ist an all dem Schuld: die Wall Street. Hier wird hofiert, wer nicht nur Gewinne macht, sondern ständig alle Erwartungen schlägt. Das geht am besten, wenn man kreativ ist und Tabus bricht. Im New Yorker Finanzviertel interessiert niemanden, wie Eltern mit Fastfood-Löhnen ihre Familien ernähren. Keiner will hören, dass man Umweltverschmutzung und Klimawandel massiv eindämmen könnte.....
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Bubbles are normal and non-bubble times are depressions!