"Die bisher erzielte Abwertung (von ca. 70 auf 118 USDYEN) hat NICHT funktioniert, da die Kaufkraftverluste der Konsumenten stärker waren als eine evtl. Steigerung der Exporterlöse, die auf die Binnenkaufkraft eig. 'durchsickern' sollten."
Das ist mMn der Punkt. Ich hatte hier im Thread vor diesem Effekt schon gewarnt, als "Abenomics" 2013 begann. Da Japan fast Alles importieren muss (auch Energie, Nahrung usw.), wirkt sich die Abschwächung des Yen-Außenwertes NEGATIV auf die Wirtschaft aus: Die Importe verteuern sich der Summe nach mehr, als die Exporte infolge des schwachen Yen zulegen. Das bedeutet: Je schwächer der Yen wird, desto schlechter geht es Japanern, zumindest dem "gemeinen Volk".
[Dreiklang: Dein Beispiel "Deutschland zu Zeiten der starken DM" (z. B. 1995) belegt, dass exakt das Gegenteil von dem zutrifft, was Draghi, Yellen, Krugman und Co. zurzeit predigen. Denn D. ging es nicht nur trotz, sondern sogar wegen der starken DM so gut. Damals gab es kaum Notenbank-Manipulationen, sondern nur Bremsungen: Der Leitzins lag 1995 bei 8 %, was sich auch positiv auf den DM-Außenwert auswirkte (Amis legten zu den Kursen gern in D. an). Die starke DM und die hohen Zinsen waren somit gleichsam das Aushängeschild der damals starken Wirtschaft, sie entstand marktgetrieben TROTZ Buba-Bremsung (besagte 8 % Leitzins). Der auch von Dir genannte Knackpunkt ist, dass die billigeren Importgüter der Gesamtbevölkerung zugute kommen, während sich die (währungsbedingt) schwächeren Exporterlöse nur auf die Industrie auswirkten. Die teure DM, gepaart mit hohem Leitzins, war eher eine Art natürliche Bremsung in Zeiten ausgesprochener Stärke - also letztlich ein Markt-Regulativ. Hinzu kommt, dass auch die Industrie teils von der starken DM profitierte, weil sie dadurch Rohstoffe und Energie billiger importieren konnte. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass sich irgendwer damals über die 8 % Leitzins beschwerte.]
Zurück zur Japan-Malaise. Die negativen japanischen Erfahrungen mit dem Gelddrucken, die Du genannt hast, lassen auch für das Gelddrucken in Europa und USA nichts Gutes erwarten. Die Ami-Wirtschaft sieht nur deshalb scheinbar positiv aus, weil US-Statistiker das US-BIP hedonistisch "hochfrisieren" - z. B. indem sie die Kerninflation viel zu niedrig ansetzen. Hinzu kommt, dass die aufgeblasene Fed-Bilanz aus den Berechnungen ausgeklammert wird. 4,5 Billionen "Schattenschulden" sind freilich kein Pappenstil. Diese Schattenschulden sind eine Art Sonderkredit, der in der Zukunft zurückgezahlt werden muss. Dass dieser Kredit durch die von der Fed aufgekauften US-Staatsanleihen (UST) "besichert" ist, ändert nichts an der Rückzahlungsverpflichtung. Letztere wird dadurch erschwert, dass die US-Finanzminister Geithner und Lew einen Großteil des aus dem UST-Emission vereinnahmten Geldes (das daduch in die Realwirtschaft floss) bereits ausgegeben haben (für Konjunkturprogramme, Rüstungskäufe, AL-Geldverlängerungen usw.). In Obamas Regierungszeit stieg die US-Staatsverschuldung um bislang sieben Billionen Dollar - oder 66 % des BIP: www.dailymail.co.uk/news/article-2715986/...ON-Obama-took-office.html )
Rechnet man die Fed-Verschuldung mit ein, dann ist das "US-Wachstum" seit 2008 eine Null-Nummer.
Ebenso wenig wird Gelddrucken in Japan und Europa eine Wende zum Besseren bringen. Draghis Geldgedrucke, das er scheinheilig als "Hilfe" für die notleidenden PIIGS-Bevölkerungen verkauft, ist in Wahrheit ein Turbo-Programm, um Reiche - z. B. Draghis Goldman-Kumpane - noch reicher zu machen (u. a. über Vermögenswert-Inflationierung), während die ohnehin schon gebeutelten Armen noch ärmer werden.
Denn Inflation entsteht normalerweise dadurch, dass es einer Volkswirtschaft GUT geht, Arbeitskräfte knapp werden und infolgedessen hohe Gehaltserhöhungen gefordert und erfüllt werden können. (Der Umkehrschluss, dass künstliche Notenbankinflation die Wirtschaft "aufbessert", ist hirnrissiger Unfug.) Notenbankinflation kann obige Lohn-Preis-Spirale nicht ersetzen.
Sie hat sogar - entgegen den Beteuerungen von Yellen und Co. - KAUM
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.
Daher werden Draghis Flutungsprogramme in den PIIGS - die unter 65 % Jugend-AL und bis zu 25 % "Erwachsenen"-AL (z. B. Spanien) leiden - vermutlich kaum neue Arbeitsplätze schaffen. Sie werden im Gegenteil - wie in Japan - der Gesamtwirtschaft Europas eher schaden als nützen.
Ein Teil des "frisch gedruckte" Geldes kann zwar für Konjunkturprogramme verwendet werden - wie Junckers neues 315-Mrd.-Euro Programm. Doch damit werden nur Projekte finanziert, die zuvor aus Risikoscheu von der Privatwirtschaft überhaupt nicht angegangen worden sind (u. a. weil die Chance, dass sie sich "rechnen", viel zu klein ist). Das sie als "Anschub-Investition" in den PIIGS und F. den magischen Durchbruch zur "Ebenbürtigkeit" bringen, ist ebenfalls illusorisch, da die PIIGS/F.-Schwäche strukturell bedingt ist und teils eine Folge der Einführung des für diese Länder viel zu starken Euro.
Es bringt z. B. nichts, wenn - indirekt finanziert von Draghis "Druck-Geld" - neue Maut-Autobahnen und Flughäfen gebaut werden, wenn diese danach nicht ausreichend genutzt werden und das Geld somit nicht wieder reinkommt. Es gibt während des Baus ein paar neue Arbeitsplätze, doch wenn der Bau fertig ist, ist alles wieder wie vorher. Kurz: Es fehlt die Nachhaltigkeit.
www.manager-magazin.de/politik/konjunktur/...f-die-eib-a-1005052.html
Eine Schlüsselrolle wird die Europäische Investitionsbank (EIB), die Hausbank der EU, spielen. Die Luxemburger Förderbank leitet einen neuen Garantiefonds von 21 Milliarden Euro, um risikoreiche Kredite des Hauses von bis zu 60 Milliarden Euro abzusichern. Mit diesen zusätzlichen Darlehen in Verkehrs-, Telekommunikations- oder Forschungsprojekte sollen in den kommenden drei Jahren Investitionen angeschoben werden. Bisher war bei dem Plan von rund 300 Milliarden Euro die Rede gewesen. Bis zu 1,3 Millionen neue Jobs sollen geschaffen werden. Es ist geplant, erste Projekte bald vorzustellen.
Die progagierten "1,3 Mio. neuen Jobs" werden nach Fertigstellung diese Projekt wieder verschwinden. Die für die Projekte aufgewandten Neuschulden bleiben jedoch "im Raum" stehen. Genau das meine ich mit mangelnder Nachhaltigkeit. Infrastuktur-Investitionen bringen zu wenig neuen Cash-Flow. Die Arbeitsmarktauswirkungen sind nur temporär, die Neuverschuldung ist "permanent" - sofern die EZB ihre Bilanz nicht irgendwann per Federstrich auf Null setzt (was dann einen extremen Inflationsschub hervorrufen würde).
Dreiklang: Das ist übrigens nach meinem Verständnis das, was Lord Adair Turner in # 999 andeuten wollte: Der "Reset" der Notenbank-Bilanzen - nachdem das Geld - mehr oder minder ergebnislos - von Planwirtschaftlern verpulvert wurde. Turner spricht von einer Art Soft-Reset: Die Notenbannk-Schulden bleiben zwar pro forma stehen, doch sie werden mittels Nullzinsen "verewigt". Bei Nullzinsen kann man sie im Prinzip 100 Jahre im Keller verstecken. Die von den Statistikern unterschlagene Schatteninflation wird sie dann teilweise tilgen. Wir würden daher noch 100 Jahre "finanzielle Repression" sehen...