So ganz an den Haaren herbeigezogen ist das, was Energiewende gesagt hat, in meinen Augen nicht. Ein Insolvenzverwalter handelt auf eigenes Risiko und auf eigene Rechnung. Auch er ist gezwungen mit seinem "Team" zu wirtschaften. Ich habe sogar schon erlebt, daß sich ein Insolvenzverwalter verhoben hat und hinterher mit Teilen seiner Gesellschaft selbst Konkurs anmelden mußte.
Zurück zu Solar Millennium. Wir können zur Zeit noch nicht einschätzen, welchen Weg der Herr Böhm gehen wird, den einfachen, von den alten Organen vorbereiteten mit Zerschla-gung von Solar Millennium oder einen ganz anderen, mit strategischem Investor und Schuldenschnitt bei den Gläubigern/Aktionären.
Meiner Meinung nach hätte Solar Millennium bereits am 6. Oktober 2011 Insolvenz anmelden müssen, wenn nicht die Vorauszahlung von Solarhybrid erfolgt wäre. Der Dr. Wolff wollte ja ursprünglich einen anderen Weg gehen mit strategischem Investor und der Eigenentwicklung der US-Standorte hin zu PV-Kraftwerken, was zur Neuausrichtung und maximal möglichen Wertschöpfung im Unternehmen beigetragen hätte. Ich glaube, daß ausgerechnet die von ihm beauftragte Untersuchung durch Skadden & Arps ihm hierbei ein Bein gestellt hat. Das Ergebnis sollte ja im September veröffentlicht werden. Die Existenz der Untersuchung war seit der letzten HV im Mai 2011 bekannt. Ich gehe davon aus, daß der von Dr. Wolff angekündigte strategische Investor einen Blick in das Skadden Gutachten werfen wollte. Wie wir alle wissen, wird das Ergebnis bis heute der Öffentlichkeit vorenthalten und das mit gutem Grund. Vermutlich belastet es, wie das bereits im Jahr zuvor in Auftrag gegebene Gutachten, den AR und insbesondere den Hannes Kuhn schwer. Der hat danach das Weite gesucht. Dr. Wolff war mit seinen Bemühungen gescheitert, weil der Keim des Verderbens schon lange zuvor gesäht war. Er ist in meinen Augen ein bißchen sowas wie die tragische Figur. Er hat letztlich die Konsequenzen gezogen, weil er daß was dann folgen sollte, nicht auch noch mitmachen wollte, nämlich die Verschiebung der werthaltigsten Assets an Solarhybrid, das letzte Gaunerstück. Insofern war die Insolvenz Solarmillenniums spätestens ab dem 6. Oktober 2011 eingeplant, denn ohne die 7,5 Millionen Euro von Solarhybrid hätte Solarmillennium bereits am 6. Oktober 2011 Insolvenz anmelden müssen. Man darf sich da nichts vormachen. Woher hätte denn Solarhybrid einen hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag nehmen können. Die hatten selbst nicht mehr als 15 Millionen in der Kasse.
Das war doch den Verantwortlichen bei Solar Millennium auch bekannt. Die hätten den Kaufpreis stunden müssen. Ob dann bis Mai 2012 genug Geld geflossen wäre, um die dann fällige 40 Millionen-Anleihe zurückzuzahlen und das operative Geschäft aufrecht zu erhalten, darf bezweifelt werden.
In dem aktuellen WIWO-Artikel
www.wiwo.de/finanzen/steuern-recht/...erschuetzer/6088420.html
wird darauf hingewiesen, daß es eine Spezialität von AR Herrn Petersen von Solarhybrid ist, sich so günstig wie möglich qualifizierte Solarstandorte unter den Nagel zu reißen. Das ist im Falle der US-Projektstandorte von Solarmillennium nicht anders. Hierbei ist auch das Vorpreschen von Uwe T. Schmidt mit dem ursprünglich geplanten Joint Venture mit Solarhybrid im Hinterkopf zu behalten, der bereits im Mai 2011 Feuer und Flamme für diese Lösung war, während das bei Solar Millennium noch gar nicht diskutiert wurde. Gab es hier etwa Absprachen von Uwe T. Schmidt mit den Verantwortlichen von Solarhybrid? Eines ist klar, der Uwe T. Schmidt hat sich im Managermagazin als geldgieriger Weltverbesserer präsentiert, und der tut garantiert nichts, wenn es für ihn nicht von persönlichem Vorteil wäre. Es wäre ja viel einfacher gewesen, direkt eine Kooperation mit der Planungsgruppe von First Solar anzustreben, wo die doch im gleichen Bau wie der STA in Oakland sitzen, nur auf einer anderen Etage. Eine Solarhybrid hätte man ganz bestimmt nicht gebraucht!
All die Fakten, die Energiewende zur Vertretung seiner Position vorgetragen hat, halten einer rationalen Beurteilung stand! Meiner Meinung nach stinkt da etwas ganz gewaltig!
Also kann das Fazit nur lauten: Solarmillennium-Gläubiger/Aktionäre aufgepasst!!!!!!
Der Deal mit Solarhybrid könnte bedeuten, daß die US-Projektgesellschaften mit dem gesicherten Land und den zu erwartenden Genehmigungen weit unter Wert verkauft werden. Setzt man 5% der Investitionssumme für den Solarstandort mit Baugenehmigung an, dann sind die ausichtsreichen Projektstandorte von Solar Millennium 200-300 Millionen USD wert. Ein Deal mit Solarhybrid kommt deshalb meiner Meinung nach nicht mehr in Frage. Einen Deal mit First Solar könnte ich mir dagegen eher vorstellen.
Mittelfristig gesehen wäre es aber am besten, wenn ein strategischer Investor die Solar Millennium übernehmen würde und die Solar Millennium mit dem STA, aber ohne Uwe T. Schmidt, das Geschäft selber machen würde, so wie es Dr. Wolff ursprünglich geplant hatte. Natürlich müßte der Insolvenzverwalter dem Investor was anbieten können. Hierzu müßte ein Schuldenschnitt gemacht werden und die Anleihegläubiger verzichten, so wie es Energiewende vorgeschlagen hat auf 50% ihrer Forderungen. Außerdem erhält der strategische Investor die einfache Aktienmehrheit am Unternehmen durch Ausgabe neuer Aktien.
Ferrostaal und Flagsol: Hier sollte man keine Experimente machen und Ferrostaal beim Wort nehmen, nämlich daß sie kein Interesse an Solar Millennium oder Teilen des Unternehmens hätten. Wenn das die offizielle Position von Ferrostaal ist, kann das nur heißen, so schnell wie möglich weg mit Ferrostaal, denn die haben sich nicht als der starke Partner erwiesen sondern beinahe als Nullnummer.
Man könnte hier noch viel schreiben, aber wie Energiewende bin auch ich der Meinung, daß man dem vorläufigen Insolvenzverwalter auf die Finger schauen muß, genauso wie den Anwälten/Anwaltsgesellschaften und Aktionärsvereinen, die jetzt gerne die Interessen der Solar Millennium-Gläubiger vertreten möchten, warum wohl? Die Devise für alle Solar Millennium-Gläubiger muß daher lauten, vertraue niemandem, nicht mal dem eigenen Anwalt. Schalte den gesunden Menschenverstand ein und bleibe bei Deinen Grundsätzen. Laß Dich nicht von der Geldgier anderer beeinflussen. Der Anwalt muß tun, was Du ihm sagst!
Schließlich waren die meisten Anleihenehmer/Kleinaktionäre mit dem Herzen bei der Sache und das sollte meiner Meinung nach immer noch was zählen. Vielleicht läßt sich ja noch viel mehr erreichen, wie wir heute für möglich halten.
Gruß
Rhapsodie