Die volle Schublade der EZB
Mario Draghi, 66, hat sich als zupackender Krisenmanager einen Namen gemacht. Alle Welt traut dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) zu, die Eurozone sicher aus der Krise zu führen – und das muss er, denn die Lage ist immer noch ernst. Die Wirtschaft kommt zwar in Gang, doch die Banken misstrauen sich untereinander und verleihen viel zu wenig Geld an Unternehmen. Gleichzeitig droht der Eurozone eine Deflation: Einen permanenten Preisverfall fürchten Notenbanker noch mehr als die Inflation. Die EZB ist da gefordert, seit Wochen machen die Finanzmärkte Druck, Draghi (Foto:dpA) möge die Geldschleusen noch weiter öffnen. Doch der Italiener gibt sich cool – ihm ist es noch zu früh für einen Feuerwehreinsatz, doch auf die nächste Rettung bereitet sich Draghi bereits vor. Die 24 Mitglieder des EZB-Rats haben am Donnerstag „alle möglichen Maßnahmen“ diskutiert, so Draghi. Er betonte, die EZB sei allzeit bereit zu handeln, die Pläne lägen in den Schubladen. Offen sei jedoch, welcher der vielen Pläne der beste sei. Die Notenbanker sprachen über neue Milliardenkredite für die Banken, über eine weitere Zinssenkung und auch über die Möglichkeit, dass die EZB Staatsanleihen kauft – und zwar flächendeckend in der Eurozone – sowohl italienische wie auch deutsche Schuldenpapiere. „Das würde nicht gegen den Vertrag verstoßen“, sagte Draghi, denn die EZB habe bereits Anleihen gekauft. Das stimmt, doch viele Deutsche halten sehr wenig von Anleihekäufen. Sie hegen den Verdacht, hier werde der Staatshaushalt aus der Notenpresse finanziert. Ähnlich skeptisch würde man hierzulande wohl auch den Kauf von Aktien aufnehmen. Hat die EZB den Kauf von Aktien diskutiert? „Nein“, sagte Draghi, „diesen Punkt haben wir noch nicht erreicht.“ zyd
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