Dass ein neokeynesianisches "Weiter wie bisher" nicht funktioniert, zeigt die Bilanz der letzten fünf Jahre: 2010 lagt die Verschuldung Griechenlands bei 120 Mrd., aktuell sind es inkl. ELA-"Überziehungskredit" über 400 Mrd.
Ohnehin ist das ganze Gerede von "Austeritätspolitik" ist ein Witz. Seit 2010 hat Griechenland von den Institutionen 230 Mrd. Euro erhalten. Das Geld versickerte fruchtlos in Griechenlands verkrusteten Strukturen. Ein Drittel davon sollen reiche Griechen ins Ausland verbracht haben (laut H. W. Sinn).
Wieso in dem Kontext überhaupt von "Sparpolitik" gesprochen wird, ist ein Witz. Diese 230 Mrd. sind definitiv geflossen, und das Geld ist jetzt größtenteils verloren. Sparpolitik sieht anders aus.
Das "Ergebnis" dieser 230 Mrd. an Hilfen ist, dass Griechenland jetzt erneut vor dem Staatsbankrott steht, sogar akuter denn je. Folgte man den Rezepten von Stieglitz und Co. , könnte man das auch noch weitere zehn Jahre fortsetzen. Dann hätte GR eine Billion Schulden und wäre immer noch pleite, aber ganz Europa noch dazu.
Dass amerikanischen Neo-Keysianer in US-Medien wie der New York Times aktuell seitenweise Platz für "ökonomische Bedenken" gegen die Troika-Politik eingeräumt wird, muss man auch vor dem Hintergrund der US-Geostrategie bewerten. Die Amis wollen Griechenland partout in der Eurozone halten, damit das Land nicht an Russland fällt. Die Empfehlungen Stieglitz haben daher das "Geschmäckle", gleichzeitig die US-Geostrategie zu stützen.
Der ökonomische Haken an Stieglitz' Vorschlägen ist, dass ausschließlich Europa die Griechen- Zeche zahlen soll. Wenn das noch weitere zehn Jahre läuft, ist ganz Europa pleite. Ist das vielleicht das Ziel von Stieglitz und Co.?
Eins ist mMn sicher: Wenn man nur Geld nach Griechenland pumpt, ohne die "Zustände" dort nachhaltig zu verändern, rettet man den Euro nicht, sondern bestattet ihn auf Raten und ruiniert obendrein die gesamte europäische Volkswirtschaft. Die Politikempfehlungen Stieglitz laufen letztlich auf eine von Brüssel verwaltete Gießkannenverteilung deutscher Spar- und Steuergelder hinaus. Die haben bei den Amis schon immer Begehrlichkeiten geweckt - zuletzt im großen Stil beim Subprime-Beschiss vor 2008, der darauf abzielte, deutsches Spargeld nach USA umzulenken und dort zu vernichten.
www.handelsblatt.com/politik/international/...utschland/11987596.html
US-Ökonomen haben wenig Verständnis für Deutschland
....Die Sparpolitik, die Europa Griechenland auferlegt hat, funktioniert in den Augen der meisten US-Experten nicht und ist damit der eigentliche Grund der Krise. [A.L.: Die Begründung beißt sich schon mal in den Schwanz. Die Sparpolitik ist ja eine FOLGE der de-facto-Griechenpleite von 2010, weil sie erst seitdem läuft. Wie kann sie dann aber URSACHE der Schieflagen sein??] Besonders oft und beharrlich hat der Nobelpreisträger Josef Stieglitz gewarnt, dass so die griechische Volkswirtschaft zerstört und die Euro-Zone destabilisiert wird. [A.L.: Im Gegenteil zerstört die von Stieglitz propagierte Füllhorn-Politik die Eurozone.] Das zuletzt häufig gehörte Argument, selbst bei einem Ausstieg Griechenlands aus der Euro-Zone sei eine Ansteckung anderer Länder zu befürchten, lässt er nicht gelten.
Sein Argument: „Bei einem Grexit wäre klar, dass die Euro-Zone nur eine Veranstaltung auf Zeit ist. Und was passiert dann, wenn demnächst zum Beispiel Spanien wieder unter Druck gerät?“ [A.L.: Die Eurozone ist notwendigerweise eine Veranstaltung auf Zeit, weil eine Währungsunion ohne gemeinsame Wirtschaftspolitik zu ständig steigenden Ungleichgewichten führt, die nur über die - per Maastricht verbotenen - Transferzahlungen ausgeglichen werden könnten. Letztere wiederum wirken politisch destabilisierend.] Stieglitz empfiehlt den Griechen, lieber den Ausstieg aus dem Euro in Kauf zu nehmen, als sich dem Diktat der Deutschen zu beugen. [A.L.: Das ist der einzige Punkt, dem ich voll und ganz zustimme.]
Ähnlich sieht es Paul Krugman. Er forderte am Montag in seiner Kolumne für die „New York Times“: Griechenland sollte mit „Nein“ stimmen, und die griechische Regierung sollte nötigenfalls den Ausstieg aus dem Euro vorbereiten.
David Kelly von JP Morgan sieht die gesamte Krisenpolitik Europas als weitgehend verfehlt an. „Man kann nicht gleichzeitig in der Finanzpolitik und in der Geldpolitik die Zügel anziehen“, sagt er mit Blick auf die Zeit vor dem Schwenk der Europäischen Zentralbank zu einer großzügigen Geldpolitik. [A.L.: Der Satz ist mMn grober Unfug. Draghi betreibt doch neuerdings Euro-QE. Wie das ein "Straffen" der Geldpolitik sein soll, bleibt wohl Kellys Geheimnis.]