War eigentlich eine geheime Verschluss-Sache, dass die deutschen Banken Risikopapiere für 800 Milliarden Euro im Leichenkeller haben, gelang jetzt aber dennoch in die Süddeutsche Zeitung. Hier ein Report des Handelsblatts:
(Schon erstaunlich, dass die eigentlich marktbewegenden Meldungen - wie oben die 4 US-Bankenpleiten - immer am WE kommen...)
25.04.2009, 10:06 Uhr
Risikopapiere
Wirbel um BaFin-Liste zu Bankenvermögen
Für Aufregung hat eine streng vertrauliche Aufstellung der Finanzaufsicht BaFin mit Informationen zu den „toxischen Papieren“ und Vermögenswerten deutscher Banken gesorgt, die an die Öffentlichkeit gelangt ist. Demnach sollen die deutschen Banken deutlich stärker von der Finanzkrise betroffen sein als bislang angenommen.
HB MÜNCHEN/BONN. Die Finanzaufsicht BaFin hat derweil Strafanzeige wegen der Veröffentlichung vertraulicher Daten über faule Wertpapiere bei Banken erstattet. Es sei eine streng vertrauliche Aufstellung der Behörde über Vermögenswerte einzelner Institute an die Öffentlichkeit gelangt, teilte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht am Freitagabend offenbar mit Blick auf eine Berichterstattung der „Süddeutschen Zeitung“ vom Samstag mit. Dies könnte einen Verstoß gegen gesetzliche Verschwiegenheitspflichten darstellen. Deshalb habe das Amt die Staatsanwaltschaft München gebeten, strafrechtliche Ermittlungen gegen Unbekannt aufzunehmen.
Zuvor hatte die „Süddeutsche Zeitung“ vorab aus ihrer Samstagausgabe berichtet, die BaFin beziffere die Risiken der deutschen Banken aus ausfallgefährdeten Krediten und toxischen Wertpapieren auf insgesamt 812 Mrd. Euro. Sie nannte zudem Einzelheiten zu verschiedenen Instituten. Dabei berief sie sich auf eine interne Aufstellung der Aufsichtsbehörde. Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen sagte in Washington, einen Bericht der BaFin mit den darin genannten Summen kenne er nicht. Er hielte es für bedenklich, wenn eine solche Liste von Banken mit Details zu Risikoanlagen veröffentlicht worden sei. Das wäre klarer Gesetzesverstoß, denn die Weitergabe solcher Informationen sei nach Kreditwesengesetz verboten.
Die BaFin selbst machte keine Angaben zu Zahlen in dem Papier. Die Behörde warnte aber ausdrücklich vor einer Fehlinterpretation der Liste: Es gehe darin um Portfolien mit unterschiedlicher Ausrichtung und nicht um konkrete Risiken im Zusammenhang mit der Krise. In die Aufstellung eingeflossen seien nicht nur sogenannte „toxische Papiere“, sondern auch „Vermögenswerte, die nach Angaben der Banken nicht mehr zur aktuellen Geschäftsstrategie passen“. Außerdem seien Risikovorsorge, Sicherheiten und Gegengeschäfte nicht berücksichtigt. Die BaFin bat die Münchner Staatsanwaltschaft, strafrechtliche Ermittlungen gegen Unbekannt im Zusammenhang mit der Offenlegung der Liste aufzunehmen. Es gebe möglicherweise einen Verstoß gegen die Verschwiegenheitspflicht, hieß es zur Begründung. Die Liste ist ganz offensichtlich Teil der Arbeiten an sogenannten „Bad Banks“, in die vom Ausfall bedrohte Vermögenswerte ausgelagert werden sollen.
Laut „Süddeutscher Zeitung“ gibt das Papier erstmals einen Überblick darüber, welche Kredite und Wertpapiere die Institute in problematischen Geschäftsfeldern besitzen. Besonders betroffen sind demnach die HRE, mehrere Landesbanken und die Commerzbank.
„Allein bei der Commerzbank sind nach der BaFin-Aufstellung, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt, Wertpapiere und Kredite im Wert von 101 Milliarden Euro von der Finanzkrise betroffen“ schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer Online-Ausgabe. Darin enthalten seien 49 Milliarden Euro aus der Bilanz der übernommenen Dresdner Bank. Die Commerzbank sei demnach von der Finanzkrise ähnlich stark betroffen wie die Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein, die HSH Nordbank, für die die BaFin 105 Milliarden Euro ansetze. „Wir wissen nicht, wer die Zahlen zusammengestellt hat und können sie nicht nachvollziehen“, sagte ein Sprecher der Commerzbank dazu. Bei der baden-württembergischen LBBW geht es laut „Süddeutscher Zeitung“ um 94 Milliarden Euro.
Deutlich besser stünden die Deutsche Bank mit 21 Milliarden Euro, sowie die Postbank und die Hypovereinsbank mit jeweils fünf Milliarden Euro da. „Am stärksten ist laut BaFin-Papier die vor der Verstaatlichung stehende Hypo Real Estate (HRE) betroffen“, schreibt Süddeutsche.de. Die HRE halte laut vertraulichem Papier 268 Milliarden Euro an Problemanlagen. Die 17 aufgeführten Banken hätten die Zahlen überwiegend als irreführend zurückgewiesen, schrieb die Zeitung.
www.handelsblatt.com/unternehmen/...zu-bankenvermoegen;2252135