Hallo Jobel,
vielen Dank für deine BM.
Du bist mit deiner dort geäußerten Vermutung ziemlich nahe dran an der Wahrheit.
Holen wir mal etwas weiter aus: Jeder kennt den Begriff „Hypnose“.
Und die meisten Menschen assoziieren mit diesem Wort – wie der Hund mit einem pawlowschen Silberglöckchen – Menschen, die auf einer Bühne auf ein Schlüsselwort zu gackern anfangen oder sonst wie skurrile Dinge tun, die der Hypnotiseur ihnen vorher eingeredet hat. Diesen Effekt nennt man einen „posthypnotischen Befehl“.
Mit dieser Bildhaftigkeit hat das Wort „Hypnose“ natürlich einen zugegebenermaßen negativen Besatz.
Aber kaum jemand versucht, diesen Geisteszustand etwas näher anzusehen, und sei es um sich dagegen zu wehren oder ihn gar für sich zu nutzen (kommt später im zweiten Teil).
Denn: In diesem Geisteszustand sind sämtliche bewussten Einreden und Kritiken ausgeschaltet (das erlaubt die Suggestion) andererseits sind sämtliche Empfindungskanäle auf höchste sensuelle Empfangsbereitschaft (sensory acuity) gestellt (das ist der „siebte Sinn“).
Gewiefte Verkäufer können im Verlauf des Verkaufsgespräches diesen hypnagogen Zustand bewusst in ihren Kunden hervorrufen, indem sie den bewussten Kanal mit einer Information zustopfen, so dass sie Zugang zu den unbewussten Kanälen erhalten.
Perfides Beispiel: Beim Abschluss wird der Vertrag mit dem Kugelschreiber darauf liegend überreicht, so dass der Kugelschreiber auf der Kundenseite auf den Tisch herunterfällt. In dieser Zehntelsekunde der Ablenkung durch den herunterfallenden Kugelschreiber spricht der Verkäufer den Befehl: „Unterschreiben Sie bitte hier unten“, während der Kunde sich bemüht den Kugelschreiber einzufangen. Das unerwartete Einfangen „müssen“ des Kugelschreibers ist eine Reflexhandlung und in dieser Sekunde ist der Kunde so abgelenkt, dass er sämtliche Kritikfähigkeit fallen lässt.
Dieser Befehl: „Unterschreiben Sie hier unten“ wird ganz genau in dieser Sekundentrance (hypnagoger Zustand) eingestreut und in 99% aller Fälle auch ausgeführt.
Hierdurch wird der Wunsch des Kunden unterwandert, den Vertrag erst einmal durchzulesen.
Noch ein Beispiel: Beim Hypnotisieren wird der Hypnotiseur Dich dazu bringen, einen Punkt oberhalb deiner Augen zu fixieren und die Augen hierbei offen zu lassen.
Das hierdurch entstehende Brennen der Augen beim Fixieren eines Punktes wird durch die Suggestion: „Du wirst nun immer müder und schläfriger und kannst Dir erlauben, deine Augen zu schließen … “ verstärkt.
Das Brennen der Augen beim Fixieren eines Punktes ist jedoch die Ursache – durch die Suggestion wird das Vertrauensverhältnis zum Hypnotiseur erzeugt, weil der ja durch die Aussage: „Du wirst nun immer müder“ wohl recht zu haben scheint. Und wer einmal recht hat, der hat zweimal auch recht. Oder?
Beim Fernsehen ist der gleiche Effekt wirksam: Die Augenbewegungen sind nahezu wie beim Fixieren eines Punktes. Jeder kennt den Fernsehschlaf. Aber dass das ein hypnagoger Zustand sein soll, weiß kaum einer. Die entsprechenden posthypnotischen Befehle, die man jedoch in diesem Zustand durch das Fernsehen erhält – an die erinnert man sich in der Regel auch nicht.
Das Schema einer Hypnose ist immer das Gleiche: Suggestion – Augenschluss – Suggestion zur Durchführung – posthypnotischer Befehl - Befehl zum Aufwachen. Das kann in einer Sekunde passieren oder eine halbe Stunde dauern. Je nach Empfänglichkeit.
Um Dir ein Beispiel einer vergleichsweise harmlosen Hypnose zu zeigen, hier noch ein Link:
http://www.youtube.com/watch?v=REF-16GlRVA
Hier siehst Du, wie einfach eine Suggestion durchgeführt werden kann. Achte hierbei auf die Hände des Hypnotiseurs und dessen Körperhaltung und Annäherung. Er ankert hierbei das volle Programm und nutzt hierbei vorhandene Anker seines Klienten um seine Anker dranzupappen. Da ist Pacing, Leading, Ankern mit Schultergriff und Atmung alles drin.
Und ganz ehrlich: Ich habe zwar vor über dreißig Jahren zum letzten Mal an einer Hanfpfeife genuckelt – aber bei dieser Art der Suggestion bekam selbst ich eine Art von Flashback nur beim Schauen dieses Videos. Das Einziehen des beißenden Rauches, das Anhalten der rauchgefüllten Luft, bis der Hustenreiz dann den Rauch wieder aus den Lungen treibt und dann das Hinabgleiten in den Hanfrausch. Es war alles da, als ob es gestern gewesen wäre.
Das nun zu den Grundlagen der Fremdsteuerung. Sie alle basieren auf einem Effekt, der in Dir selbst stattfindet und der in Dir die Kritikfähigkeit ausschaltet.
Das rationale Wissen um die neurophysiologischen Vorgänge in Dir solltest Du haben, wenn Du eine Gegenstrategie in Dir implementieren willst.
Das war nun die empfängerorientierte Seite der Geschichte für Dich.
Sie wird Dir auf jeden Fall helfen, das Entstehen der beeinflussbaren Zustände zu erkennen. Der nächste Teil beschäftigt sich noch mal etwas vertiefter mit den Methoden speziell beim Trading.