UNGLAUBLICHER KONKURRENZKAMPF
Erfand Porsche den Mantawitz?
Von Felix Knoke
Hat der Sportwagenhersteller Porsche in den achtziger Jahren die Mantawitze lanciert, um die "riesige Konkurrenz" des überlegenen Opel Manta abzuhängen? Das will zumindest ein Webvideo glauben machen, das gerade durch Tuning-Foren und Weblogs geistert.
Ein "ehemalige Porsche-Vertriebler" namens Herbert R. tritt in dem Video als Kronzeuge der angeblich dubiosen Machenschaften auf. Er erinnert sich vor laufender Kamera an den Manta als "eines der besten Sportfahrzeuge Deutschlands" - und als große Gefahr für seinen eigenen Arbeitgeber. Er habe "alles unternehmen" müssen, um den Erfolg des Manta zu stören. "Sie haben keine Vorstellung", schwäbelt Herbert R., "was passiert wäre, wenn wir das nicht gemacht hätten."
Um das Unvorstellbare zu verhindern und das Ansehen der Konkurrenz aus Rüsselsheim zu beschädigen, habe Herbert R. einen perfiden Plan ersonnen: Der Mantawitz sollte Fahrer und Auto diskreditieren! Dabei helfen sollte ihm ein Humorexperte – niemand anderes als Karl Dall.
Der Komiker erzählt in dem Video, dass er das Manta-Witz-Angebot in einer Zeit erhalten habe, in der er finanzielle Probleme gehabt habe. Da "lief das Entertainment nicht mehr so gut", ein Hauskauf habe Dall zudem in Geldnot gebracht. An diesem Punkt sei das Angebot wie gerufen gekommen: "Eine Summe, bei der man nicht nein sagen konnte." Dass Porsche hinter dem Plan der Mantawitze steckte, will Dall aber damals nicht gewusst haben. Dass er sich so habe vor den Luxuskarren spannen lassen, das sei ihm noch heute peinlich: "Ich bitte an dieser Stelle um Vergebung."
Finanziell habe sich die Manta-Sache allerdings gelohnt, berichtet Dall vor laufender Kamera: "Es wusste ja damals keiner", so Dall, "dass ich die ersten hundert Mantawitze selber erfunden habe."Für deren Verbreitung in "irgendwelchen Gagzeitungen" habe er laut eigener Aussage noch Jahre danach Tantiemen erhalten. Am Erfolg der Mantafilme in den Neunziger Jahren ("Manta, Manta", "Manta – Der Film") sei er dann aber nicht mehr beteiligt gewesen.
Porsche verschwört sich mit Karl Dall, um den Konkurrenten Opel auszuschalten? Zu schön, um wahr zu sein. Die Manta-Verschwörung gibt es natürlich nicht. Porsche musste sich nie von Opel bedrängt fühlen und der Manta war beileibe keine Konkurrenz zu den Sportwagen aus Stuttgart. Karl Dall erfand nicht den Mantawitz und Herbert R. war auch nie Vertriebler bei Porsche.
Aber warum dann das Video? Im Clip steckt mehr Können, Arbeit und Dall als man mit einer Schnapsidee erklären könnte. Ist die Manta-Verschwörung also nur virales Marketing? Ein mysteriöses Werbevideo, das erst nach einiger Zeit sein Geheimnis preis gibt? Wird Opel gar den Manta neu aufleben lassen, wie ein Internetkommentator mutmaßt?
Ein Anruf bei Opel: Von einer Neuauflage des Mantas weiß man nichts. Den Clip findet Heinz Zettel, Leiter von Opel Classic, trotzdem toll. Er passe zum Nimbus dieses Kultautos. Nur könne sich Zettel "bei bestem Willen" nicht vorstellen, dass Porsche damals Angst vor dem Manta hatte.
Das geht auch Porsche-Sprecher Eckhard Eybl so: "Zwischen Porsche und Manta gab es eigentlich kaum Berührungspunkte." Wenngleich man aber auch die Leistung des Mantas als Erfolgsgarant im 24-Stunden-Rennen am Nürburgring loben müsse: "Wie ein Dampfer zog der seine Runden und ging nicht kaputt." Vielleicht sei der Manta damals einfach das ideale Vehikel gewesen, um von einem Porsche zu träumen.
Vom Mythos Manta zeigen sich wohl vor allem Johannes Kümmel und Max Penk überrascht. Die beiden Filmstudenten stecken hinter der Verschwörungstheorie und haben den cleveren Streifen für ihr Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg gedreht. Eigentlich sollte der Spot nur ein Experiment sein, "wohin es gehen könnte mit einer Werbung", so Produzent Penk. Jetzt schaue man gespannt zu, wie sich im Internet eine Diskussion über den Wahrheitsgehalt der Manta-Verschwörung entspannt.
Zahlungen von Opel oder Porsche gab es laut Penk "natürlich keine". Ihr geringes Studentenbudget gaben Kümmel und Penk vor allem für die Rechte am Archivmaterial aus. Und Karl Dall? "Der fand das Projekt toll und verlangte keine Gage."
quelle:http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,569691,00.html
Erfand Porsche den Mantawitz?
Von Felix Knoke
Hat der Sportwagenhersteller Porsche in den achtziger Jahren die Mantawitze lanciert, um die "riesige Konkurrenz" des überlegenen Opel Manta abzuhängen? Das will zumindest ein Webvideo glauben machen, das gerade durch Tuning-Foren und Weblogs geistert.
Ein "ehemalige Porsche-Vertriebler" namens Herbert R. tritt in dem Video als Kronzeuge der angeblich dubiosen Machenschaften auf. Er erinnert sich vor laufender Kamera an den Manta als "eines der besten Sportfahrzeuge Deutschlands" - und als große Gefahr für seinen eigenen Arbeitgeber. Er habe "alles unternehmen" müssen, um den Erfolg des Manta zu stören. "Sie haben keine Vorstellung", schwäbelt Herbert R., "was passiert wäre, wenn wir das nicht gemacht hätten."
Um das Unvorstellbare zu verhindern und das Ansehen der Konkurrenz aus Rüsselsheim zu beschädigen, habe Herbert R. einen perfiden Plan ersonnen: Der Mantawitz sollte Fahrer und Auto diskreditieren! Dabei helfen sollte ihm ein Humorexperte – niemand anderes als Karl Dall.
Der Komiker erzählt in dem Video, dass er das Manta-Witz-Angebot in einer Zeit erhalten habe, in der er finanzielle Probleme gehabt habe. Da "lief das Entertainment nicht mehr so gut", ein Hauskauf habe Dall zudem in Geldnot gebracht. An diesem Punkt sei das Angebot wie gerufen gekommen: "Eine Summe, bei der man nicht nein sagen konnte." Dass Porsche hinter dem Plan der Mantawitze steckte, will Dall aber damals nicht gewusst haben. Dass er sich so habe vor den Luxuskarren spannen lassen, das sei ihm noch heute peinlich: "Ich bitte an dieser Stelle um Vergebung."
Finanziell habe sich die Manta-Sache allerdings gelohnt, berichtet Dall vor laufender Kamera: "Es wusste ja damals keiner", so Dall, "dass ich die ersten hundert Mantawitze selber erfunden habe."Für deren Verbreitung in "irgendwelchen Gagzeitungen" habe er laut eigener Aussage noch Jahre danach Tantiemen erhalten. Am Erfolg der Mantafilme in den Neunziger Jahren ("Manta, Manta", "Manta – Der Film") sei er dann aber nicht mehr beteiligt gewesen.
Porsche verschwört sich mit Karl Dall, um den Konkurrenten Opel auszuschalten? Zu schön, um wahr zu sein. Die Manta-Verschwörung gibt es natürlich nicht. Porsche musste sich nie von Opel bedrängt fühlen und der Manta war beileibe keine Konkurrenz zu den Sportwagen aus Stuttgart. Karl Dall erfand nicht den Mantawitz und Herbert R. war auch nie Vertriebler bei Porsche.
Aber warum dann das Video? Im Clip steckt mehr Können, Arbeit und Dall als man mit einer Schnapsidee erklären könnte. Ist die Manta-Verschwörung also nur virales Marketing? Ein mysteriöses Werbevideo, das erst nach einiger Zeit sein Geheimnis preis gibt? Wird Opel gar den Manta neu aufleben lassen, wie ein Internetkommentator mutmaßt?
Ein Anruf bei Opel: Von einer Neuauflage des Mantas weiß man nichts. Den Clip findet Heinz Zettel, Leiter von Opel Classic, trotzdem toll. Er passe zum Nimbus dieses Kultautos. Nur könne sich Zettel "bei bestem Willen" nicht vorstellen, dass Porsche damals Angst vor dem Manta hatte.
Das geht auch Porsche-Sprecher Eckhard Eybl so: "Zwischen Porsche und Manta gab es eigentlich kaum Berührungspunkte." Wenngleich man aber auch die Leistung des Mantas als Erfolgsgarant im 24-Stunden-Rennen am Nürburgring loben müsse: "Wie ein Dampfer zog der seine Runden und ging nicht kaputt." Vielleicht sei der Manta damals einfach das ideale Vehikel gewesen, um von einem Porsche zu träumen.
Vom Mythos Manta zeigen sich wohl vor allem Johannes Kümmel und Max Penk überrascht. Die beiden Filmstudenten stecken hinter der Verschwörungstheorie und haben den cleveren Streifen für ihr Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg gedreht. Eigentlich sollte der Spot nur ein Experiment sein, "wohin es gehen könnte mit einer Werbung", so Produzent Penk. Jetzt schaue man gespannt zu, wie sich im Internet eine Diskussion über den Wahrheitsgehalt der Manta-Verschwörung entspannt.
Zahlungen von Opel oder Porsche gab es laut Penk "natürlich keine". Ihr geringes Studentenbudget gaben Kümmel und Penk vor allem für die Rechte am Archivmaterial aus. Und Karl Dall? "Der fand das Projekt toll und verlangte keine Gage."
quelle:http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,569691,00.html