Indienexperte: "Lage schwierig, aber nicht hoffnungslos"
14.06.2006
Am 19. Mai 2006 fielen die indischen Börsenindizes innerhalb eines Tages um fast 10 Prozent. Bharat Shah, Aquila Capital-Fondsmanager des Osprey Fonds-Indien Inside legt in einer aktuellen Analyse die gegenwärtige Marktlage dar und erläutert warum weiterhin herausragende und überzeugende Investmentchancen gegeben sind. Nachfolgend der Originalkommentar von Bharat Shah:
Zweifelsohne erleben wir derzeit sehr deutliche und rasche Korrekturen auf dem Markt, wie es sie nie zuvor gegeben hat und die Anleger wie Marktteilnehmer vor große Herausforderungen stellen. Die aktuelle Situation spiegelt vor allem eine Angst wider, für die es keine rationale Begründung gibt. Die Börse hat einen recht rasanten Anstieg erlebt, der zu leicht überschäumenden Reaktionen führte. Die jetzigen Kursrückgänge sind aber in ihrem Ausmaß weit überzogen. Dies ist bedenklich, insbesondere vor dem Hintergrund des anhaltenden Wachstums der indischen Wirtschaft um ermutigende 8 % und von Unternehmensergebnissen, die solider sind als in der Vergangenheit.
Die Lage ist nach unserer Einschätzung zwar schwierig, aber keineswegs hoffnungslos. Nachrichten von relativ geringer Bedeutung für die Märkte oder die ökonomischen Basisdaten hatten dem einseitigen Börsentrend bereits in der Woche vom 15. Mai zugesetzt. Seither gab es jedoch kein Ereignis, das weitere derart heftige Korrekturen hätte rechtfertigen können. Es gibt daher aus unserer Sicht keinen Grund dafür, dass der Markt seine Talfahrt seit dem 18. Mai – mit Ausnahme einer Erholung von 5 % am 9. Juni – fortgesetzt hat.
Abgesehen von der beunruhigenden Entwicklung der Ölpreise, steigenden Zinssätzen und Einsatzkosten sind die Unternehmensdaten unserer Ansicht nach absolut solide. Auf der Mikroebene stehen ausgewählte Unternehmen von hoher Qualität und mit besten Referenzen sehr gut da; sie weisen seit 15 Quartalen ununterbrochen Ertragssteigerungen von über 25 % aus. Und wichtiger noch: Durch die Korrekturen sind die Bewertungen einiger der besten Unternehmen auf ein Niveau gesunken, das ihnen nicht gerecht wird. Folglich stellen sie sehr attraktive Anlagemöglichkeiten dar. Unserer Meinung nach bietet sich daher ein hervorragender Zeitpunkt, um in solche starken Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen einzusteigen. Wir schließen allerdings keine Wetten ab, in welche Richtung sich der Markt entwickelt; es ist gut möglich, dass er weiterhin volatil bleibt.
Die Erfahrung zeigt, dass der Markt nach einem heftigen Rückschlag in der Regel auch einen starken Anstieg erlebt. In der Anfangsphase beschränken sich solche Rückschläge meist auf Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung (Large Cap) sowie auf Frontline-Unternehmen. Es ist typisch für den Markt, bei Korrekturen die kleinen und mittleren Unternehmen am stärksten zu bestrafen. Aller Erfahrung nach benötigen diese Unternehmen anschließend außerdem wesentlich mehr Zeit, um sich zu erholen und wieder alte Stärke zu zeigen. Daher ist die Situation für sie doppelt schwierig. Unsere Portfolios sind eine faire Abbildung ausgewählter, herausragender mittlerer Unternehmen und benötigen daher unter Umständen etwas länger, bis sie sich von einem Rückgang vollständig erholt haben. Doch wer weiß: Der Markt ist immer für eine Überraschung in jede Richtung gut.
Auf globaler Ebene und insbesondere im Kreis der Schwellenländer ist Indien weiterhin einzigartig positioniert. Angesichts der extremen Unterschiede bei Art und Stabilität der Wirtschaft, der Tiefe, Breite und Ertragskraft der Unternehmen, des demographischen Profils und des Konsumverhaltens gibt es mit Ausnahme Chinas nur wenige Volkswirtschaften dieser Größenordnung, die sich mit Indien vergleichen lassen. f. Mit einem BIP von US$ 802 Mrd. (pro Kopf US$ 675), einer Inflation von 4,3 %, einer Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen von 7,6 % und einem Wachstum bei den Unternehmenserträgen von 18 % im ersten Quartal 2006 ist der indische Benchmark-Index im Finanzjahr 07 mit einem KGV von 13,5 sehr attraktiv. Betrachtet man die breiteren Indizes BSE 100 oder 500, so würde dieses KGV angesichts der derzeitigen Aktienkurse eher bei 11 bzw. 9 liegen und damit eindeutig signalisieren, dass die Bewertungen angemessen sind. Wir sind fest davon überzeugt, dass sich das Szenario in nächster Zeit wieder verbessern wird, obgleich sich nicht genau sagen lässt, wann dies geschehen wird. Derzeit ist also Geduld gefragt.
Lesen Sie auch das Interview mit Bharat Shah im aktuellen FONDS professionell Magazin: „Indien wird lange wachsen“.
Quelle: Aquila Capital Advisors GmbH
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